Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 440
Welschbillig (Eifel)

Kurtrierisches Amtshaus in der ehem. Burg Welschbillig

Heute ist in diesem Gebäude am Petersplatz 1 das Pfarrhaus untergebracht, doch früher war es das Amtshaus des Trierer Kurfürsten für das Amt Welschbillig. Der Nordflügel des alten Burghauses wurde damit 1710/11 ersetzt, vermutlich wurden dabei ältere Kellerteile miteinbezogen. Die Pläne stammen vermutlich von Philipp Honorius Ravensteyn. Das Haus wurde von der Kirchengemeinde im Jahre 1884 erworben und dient seitdem als Pfarrhaus. Eine umfassende Renovierung fand 1976 statt. Sowohl vom Bau her als auch vom Wappen gibt es Parallelen zum ein Jahr später erbauten kurtrierischen Amtshaus in Daun (siehe dort).

Kurtrierisches Amtshaus, Wappen auf der Rückseite

Auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich ein Treppenhausrisalit mit welscher Haube, über dem Oberlicht befindet sich das Wappen des damals amtierenden Trierer Kurfürsten Karl Josef von Lothringen (1711-1715).

Bedeutung der einzelnen Felder:

Blick auf dem gesamten Sturz mit Sprenggiebel und darin eingepaßten Wappenstein.

Blick auf die Rückseite des Amtshauses mit Treppenrisalit, im Vordergrund der nordwestliche Eckturm der mittelalterlichen Landesburg (im Gegensatz zu den anderen Bildern in strömendem Märzregen und bei typischem Eifel-Sauwetter aufgenommen).

Kurtrierisches Amtshaus, Wappen auf der Vorderseite

Bedeutung der einzelnen Felder (wie oben):

Auf dem Photo oben sind Enden eines achtspitzigen Kreuzes seitlich, oberhalb und unterhalb der Kartusche zu erkennen. Das ist das Johanniterkreuz (Malteserkreuz), denn der Träger war seit 1693 Großprior des Malteserordens zu Kastilien und Leon.

zentrale Kartusche

Blick auf den klar gegliederten barocken Baukörper mit sieben Fensterachsen mit rechteckigen Sandsteineinfassungen, gedeckt mit einem hohen Walmdach. Der Treppenturm befindet sich an der Rückseite angebaut. An den beiden Schmalseiten gibt es jeweils Ausfluchten. Das glatte Sandsteinportal schließt ein ovales Oberlicht ein, darüber befindet sich im gesprengten Giebel das zweite Wappen des Trierer Kurfürsten Karl Joseph von Lothringen. Auf dem Rasen eine rekonstruierende moderne Nachempfindung eines Teils der Hermen-Einfassung der Piscina (s.u.).

Der Baugrund hat eine lange Geschichte, die bis in die Römerzeit reicht. Hier wurde ein Hermenteich aus der 2. Hälfte des 4. Jh. n. Chr. ausgegraben, ein Wasserbecken von ca. 50 x 18 m, umgeben von einer kalksteinernen Piscina-Brüstung mit 70 erhaltenen Hermen im Abstand von 2 m (heute Landesmuseum Trier), die größte spätrömische Skulpturengruppe einheitlicher Konzeption und die umfangreichste Galerie nördlich der Alpen. Das Wasserbecken mit mehreren Apsiden gehörte vermutlich zu einem Landsitz des valentinianischen Kaiserhauses, und die Hermenköpfe wirken aufgrund ihrer Vielfalt und Individualität (auch ethnisch) wie ein Spiegelbild der damaligen römischen Gesellschaft.

Im Mittelalter wurde hier eine annähernd quadratische Wasserburg erbaut (wodurch der Mittelteil des Hermenteiches zerstört wurde), die schon um 1212 Landesburg mit ständiger Besetzung war. Im 13. Jh. bekam die Burg unter Erzbischof Arnold II von Isenburg die heute noch nachvollziehbare Gestalt eines Mauerquadrats (exakt: 75 x 60 m) mit je einem dreiviertelrunden Eckturm und einem doppeltürmigen Torbau in der Art eines Stadttores (heute eine noch 10 m aufragende Ruine mit Schlitzfenstern) mit spitzbogig gewölbtem Torweg, Fallgatter und Zugbrücke im Westen über den ringsum verlaufenden, heute noch an zwei Seiten vorhanden Burggraben. Ende des 13. Jh. wurde die Burg unter den Bischöfen von Finstingen und Boemund I weiter ausgebaut und verstärkt.

Im Jahre 1673 erfolgte die Zerstörung der Burg. Auf dem Gelände wurde 1710/11 das kurtrierische Amtshaus im Norden erbaut, 1749 die steinerne Brücke als Ersatz für die alte Zugbrücke errichtet und schließlich im 19. Jh. die neugotische Pfarrkirche im Süden erbaut.

Karl Josef Ignaz von Lothringen

Literatur und Links:
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschand, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 12.2, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für Denkmalpflege: Kreis Trier-Saarburg, Verbandsgemeinden Ruwer, Schweich, Trier-Land, bearbeitet von Ewald Wegner, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 1994, ISBN 3-88462-110-6
Siebmachers Wappenbuch
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