Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 378
Aschaffenburg (Regierungsbezirk Unterfranken)

Stiftskirche St. Peter und Alexander: Anna Katharina Louisa von Rollingen

In der Stiftskirche St. Peter und Alexander befindet sich an der Nordseite des ersten südlichen Langhauspfeilers das aus rotem Sandstein gefertigte Epitaph der am 12.10.1692 im Alter von 36 Jahren verstorbenen Anna Katharina Louisa von Rollingen (de Raville), geb. von Harff zu Drimborn, vermählt mit Franz Ernst von Rollingen (de Raville), kurmainzischer Oberstallmeister. Zu ihren Söhnen zählen Lothar Friedrich von Rollingen, der Trierer Dompropst und Domkapitular Ferdinand Friedrich von Rollingen und der Speyerer Domherr Karl Wolfgang Heinrich von Rollingen. Der Bruder des Ehemannes war Heinrich Hartard von Rollingen, Fürstbischof von Speyer. Anna Katharinas Schwester Johanna Elisabeth von Harff war Prämonstratenserin im Kloster Meer.

Das Epitaph im barocken Stil hat im Zentralfeld oben ein aus zwei unter einer gemeinsamen Laubkrone zusammengestellten Ovalkartuschen bestehendes Allianz- oder Ehewappen, darunter eine Inschriftenkartusche, die oben von einem geflügelten Engelskopf und unten von einer auf einem Totenschädel stehenden Sanduhr als Vergänglichkeitssymbol begrenzt wird. Zu beiden Seiten des Zentralfeldes sehen wird insgesamt acht Ahnenwappen, jeweils ein von einer Laubkrone überhöhter Halbrundschild mit einem die Familie identifizierenden Schriftband darunter.

 

Die Inschrift aus vergoldeten Lettern ist zweigeteilt, oben in Majuskeln für die Lebensdaten, unten in Minuskeln für die begleitende allgemeine Lebensweisheit, und lautet: "ANNO 1692 DEN 12. OCTOB(RIS) IST IN GOTT SELIG ENTSCHLAFFEN DIE HOCHWOHLGEBOR(E)NE ANNA CATHARI(NA) LOUISA FREYFRAW V(ON) ROLLINGEN GEBOR(E)NE FREYFREULE(I)N V(ON) HARFF ZV DRINBORN IHRES ALTERS 36 IAHR DEREN SEEL(E) GOTT DIE EWIGE RVHE VERLEY(H)EN WOLLE. Steh still O Mensch, bedenk(e) des lebens schnödigkeit, wie baldt ein früher Todt es ku(e)rze vor der Zeit, was du bist, war ich auch, was ich bin, wirst du werden, du mus(s)t spa(e)th oder baldt auch under diese erden, drumb leb ietz(t) also, das(s) du Gott in iener stundt kan(n)st rechnung geben, von dem anvertrauten pfundt."

Das zentrale Ehewappen zeigt heraldisch rechts das Wappen der von Rollingen (de Raville), geviert, Feld 1 und 4: in Rot drei silberne Sparren (Rollingen), Feld 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz (Septfontaines, Herrschaft Siebenborn). Das Stammwappen dieser luxemburgisch-moselländischen Familie wurde seit der um 1370 erfolgten Hochzeit zwischen Jean III. de Raville mit Ermengard de Milberg, deren Mutter eine der letzten de Septfontaines (von Siebenborn) war, um dieses Symbol vermehrt geführt. Das hier nicht dargestellte Kleinod ist variantenreich und wäre vermutlich zu rot-silbernen Decken ein silberner oder auch ein natürlicher (blauer) Pfauenhals auf einem goldenen Kissen. Das Wappen wird beschrieben im Gruber S. 154, im Loutsch S. 664-665 und bei Wolfert Tafel 19 Seite 47 sowie im Siebmacher Band: Lux Seite: 13 Tafel: 12 und Band: Lot Seite: 12 Tafel: 9.

Auf der anderen Seite ist die Schildkartusche mit dem Wappen der von Harff zu Drimborn zu sehen, geteilt von Rot und Silber, oben ein dreilätziger blauer Turnierkragen. Die nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, in dessen Stulp zwei Flügel stecken, rechts silbern, links blau. So wird das Wappen bei Wolfert, Tafel 26 Seite 47, 48, beschrieben, im Gruber sind die Tinkturen der Flügel umgekehrt angegeben.

Bei der Ahnenprobe, die natürlich die der Ehefrau ist, wiederholt sich ganz oben rechts der Schild der von Harff zu Drimborn wie beschrieben. Darunter ist der Schild der von Binsfeld (Beinsfelt) zu sehen, diese hatten in Schwarz einen goldenen Löwen und als Kleinod zu schwarz-silbernen Decken einen wachsenden, silbernen, rotgezungten Löwen zwischen einem schwarzen Flug (Wolfert Tafel 37 Seite 47). Ganz links oben ist der Wappenschild der von Hoensbroech (Hunsbruch) zu sehen, im von Silber und Rot siebenmal geteilten Schild ein goldengekrönter und -bewehrter schwarzer, golden gekrönter Löwe, auf dem (hier eingesparten) Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender schwarzer, golden gekrönter Löwe (Wolfert Tafel 40 Seite 47, 199, Münchner Kalender 1930, Siebmacher Band NÖ1 Seite: 190 Tafel: 90, Pr Seite: 12 Tafel: 13 und Pr Seite: 173 Tafel: 221). Darunter folgt auf der heraldisch linken Seite der Wappenschild der von Buchholtz (Bucholtz), in Grün 3 (2:1) silberne Leopardenköpfe (hersehende Löwenköpfe, wahlweise auch mit ausgeschlagener roter Zunge; dazu gehört auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein silberner Schwanenhals (Wolfert Tafel 36 Seite 48, Siebmacher Bände Old Seite: 2 Tafel: 1 sowie Pr Seite: 3 Tafel: 4, Westfälisches Wappenbuch).

     

Die unteren vier Wappen der Ahnenprobe beginnen rechts oben mit dem Wappenschild der von Metternich, in Silber drei (2:1) schwarze Muscheln; dazu gehört (hier wie überall fehlend) auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Schwanenrumpf (Wolfert Tafel 52 Seite 47, 123, 126, Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 298 Tafel: 157, Band: Mä Seite: 79 Tafel: 61, Band: FstA Seite: 169 Tafel: 194, Band: FstM Seite: 19 Tafel: 38, Band: BraA Seite: 60 Tafel: 53, Band: Bö Seite: 197 Tafel: 85 u.v.a.m.). Gegenüber kommt noch einmal der Wappenschild der von Harff wie beschrieben. Das unterste Paar zeigt heraldisch rechts das Wappen der Print von Horchheim (v. Horcheim), in Schwarz drei (2:1) schräggestellte goldene Hämmer, dazu würde als Kleinod ein offener, beiderseits wie der Schild bez. Flug zu schwarz-goldenen Decken gehören (nach Gruber, vgl. Wolfert Tafel 75 Seite 47 mit nur drei Hämmern in der Helmzier). Der letzte Schild schließlich ganz unten links zeigt das Wappen der von Gymnich, in Silber ein gedorntes rotes Kreuz. Dazu würde als Helmzier zu rot-silbernen Decken ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp gehören, darauf eine stehende, rotbewehrte silberne Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch an rotem Schaft (Wolfert Tafel 22 Seite 48, 89, vgl. auch Münchener Kalender 1934 mit anderem Kleinod).

Literatur, Links und Quellen:
Liste der Baudenkmäler in Aschaffenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Aschaffenburg
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Seite 47
Stiftskirche Aschaffenburg, Schnell-Kunstführer Nr. 230, 8. Auflage 2003, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, ISBN 3-7954-4193-5
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von der Kath. Kirchenstiftung St. Peter und Alexander, 23.1.2007
Stiftspfarrei St. Peter und Alexander:
http://www.stiftsbasilika.de/
Stiftsbasilika:
http://www.stiftsbasilika.de/basilika/ - http://www.stiftsbasilika.de/basilika/kirchenraum
Pfarreiengemeinschaft St. Martin:
http://www.st-martin-aschaffenburg.de/index.html
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".

Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Otto Hupp, Münchner Kalender 1930, 1934
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901-1903.
Herren von Rollingen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rollingen_(Adelsgeschlecht)
Herren von Gymnich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gymnich_(Adelsgeschlecht)
Herren von Metternich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Metternich_(Adelsgeschlecht)
Herren von Hoensbroech:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hoensbroech
Familienzusammenhänge:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Wolfgang_Heinrich_von_Rollingen

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