Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 354
Meersburg -
Kleinod am Bodensee und Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz
Hotel "Schiff" in Meersburg
Ursprünglich war das Hotel "Schiff" ein Hof des Konstanzer Domkapitels (Kollegium aus Domherren, die früher den Bischof wählten). Das Haus liegt an der ehemaligen Schiffsanlegestelle, dem mittelalterlichen Hafen. Von hier setzten die Konstanzer Bischöfe zur Ausübung ihrer Dienstpflichten nach Konstanz über. Seit dem 19. Jh. ist das Haus Hotel. 1930 übernahmen die Urgroßeltern des jetzigen Eigentümers Michael Gröer den Betrieb.
Fürstbischof und Domkapitel gingen im Laufe der Geschichte nur zum Teil gemeinsame Wege: Beide verließen Konstanz, als sich die dortigen Bürger der Reformation anschlossen und ihnen das Leben schwer machten. Im Jahre 1526 nahmen sie beide Quartier im ruhigeren Meersburg. Nachdem die Stadt Konstanz unter dem Einfluß von Österreich rekatholisiert worden war, zog das Domkapitel 1551 wieder zurück in die Stadt; der Fürstbischof und die Hochstiftsregierung blieben jedoch im angenehmen Meersburg.
Der hier abgebildete barocke Wappenstein befindet sich in der Nähe des Untertores an der Nordostfassade zur Unterstadtstraße hin. Das Wappen auf dem inneren Schild ist das des Hochstifts Konstanz, in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz. Dieser Schild wird in blauem Feld gehalten von der Himmelskönigin Maria mit goldener Krone und silbernem Zepter in der Rechten, das Jesuskind auf dem linken Arm haltend.
Hochstift und Bistum waren im Falle von Konstanz sehr unterschiedlich bemessen. Das Bistum war flächenmäßig eines der größten im Heiligen Römischen Reich und beinhaltete praktisch das alte Herzogtum Schwaben und dazu noch die Innerschweiz, ein riesiges Gebiet. Mit der Reformation gingen dem Bistum große Teile verloren: Die meisten Reichsstädte, die Stadt Konstanz selbst, der größte Teil der Innerschweiz, die Markgrafschaft Baden, das Herzogtum Württemberg und einige kleinere Gebiete kehrten dem Katholizismus den Rücken, und innerhalb kürzester Zeit verlor der Bischof seinen geistlichen Einfluß in einem Großteil seines einstigen geistlichen Autoritätsbereiches. Doch das Hochstift, also das Territorium, in dem der Bischof Fürst und damit Landesherr war, war winzig und zersplittert. Die Fragmente waren unzusammenhängend beiderseits des Oberrheins und des Bodensees verteilt. Keinem Fürstbischof war es gelungen, das Territorium zu arrondieren; insbesondere die benachbarten Reichsabteien Reichenau und St. Gallen engten das Hochstift ein, und auch Kloster Salem wurde ein wichtiger territorialer Konkurrent im Spiel der politischen und wirtschaftlichen Interessen. Ab Mitte des 15. Jh. wurde es für Konstanz politisch immer enger zwischen der expandierenden Schweiz, den Reichsinteressen und denen des aufstrebenden Hauses Habsburg. Die geringe Größe des Landesterritoriums ließ das Hochstift wirtschaftlich relativ schwach sein. Die Reformation brachte keinen territorialen Verlust für das Hochstift, aber es brachen bisherige Einnahmen aus Pfarreien und Klöstern insbesondere aus Württemberg weg, wodurch das Hochstift wirtschaftlich weiter geschwächt wurde. Die Inkorporation der Propstei Öhningen im Jahre 1534 und der Abtei Reichenau im Jahre 1540 kompensierten die Einkünfte nur zum Teil, ermöglichten aber die langersehnte Flächenausdehnung des weltlichen Machtbereiches, wodurch am Untersee ein fast geschlossenes Konstanzer Herrschaftsgebiet entstand.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbes. Band Bistümer
Informationsbroschüre Meersburg: http://www.total-lokal.de/pdf/88701_50_12_10_01.pdf
Hotel zum Schiff: http://www.hotelzumschiff.de/
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Fürstbistum Konstanz im Historischen Lexikon der Schweiz: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8561.php
Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007, 2016
Impressum