Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 351
Meersburg - Kleinod am Bodensee und Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz

Meersburg, Rodtsches Palais, Schloßplatz 11 (sog. Pfarrhof)

Dieses vierstöckige Haus am Schloßplatz 11 wurde 1700 unter Fürstbischof Marquard Rudolf von Rodt (1689-1704) als Stadtpalais der Familie erbaut. Hier wurden die beiden späteren Fürstbischöfe, Kardinal Franz Konrad von Rodt (1750-1775) und Maximilian Christof von Rodt (1775-1800), geboren. Das Satteldach des traufständigen Steinhauses wird seitlich durch zwei aufwendige Schweifgiebel aus verputztem Backstein abgeschlossen. Später war das Haus Wohn- und Amtshaus bischöflicher Beamter (Vizepräsident und Oberjägermeister). 1838-1928 wurde es als katholisches Pfarrhaus genutzt, daher der Name Pfarrhof. Zeitweise war in dem Gebäude ein Progymnasium untergebracht, danach eine Bank, und heute befinden sich hier ein Café-Restaurant und ein Hotel.

Das Wappen des Fürstbischofs Marquard Rudolf von Rodt (lebte 9.4.1644-10.6.1704, amtierte 1689-1704) im gesprengten Dreiecksgiebel ist geviert mit Herzschild und einer eingepfropften Spitze:

 

Die Rodt-Felder enthalten ausgesprochen plastische und bemerkenswerte Damaszierungen. Über dem Schild befindet sich eine Mitra über einem Puttengesicht, hinter dem Schild schräggekreuzt Krummstab und Schwert. Es gibt übrigens in der Geschichte der Konstanzer Fürstbischöfe insgesamt drei aus der Familie von Rodt. Dieser hier ist nicht der, der das Meersburger Neue Schloß vollendete, sondern ein früherer, der erste von den dreien. Marquard Rudolf von Rodt war der Sohn von Johann Dietrich von Rodt, Ritterhauptmann und Erbtruchseß des Stifts Kempten, und dessen Frau Maria Barbara von Westerstetten. Er studierte in Straßburg, wurde 1668 zum Priester und 1690 zum Bischof geweiht. Seit 1686 war er Präses des Geistlichen Rats in Konstanz.

Abb. oben: Detail der eingepfropften Spitze mit dem Wappensymbol für die Propstei Öhningen. Ein identisches zweites Wappen ist auf der Rückseite zur Vorburggasse hin zu sehen (ohne Abb.) über einem großen Bogen. Es ist bis auf die fehlende Inschrift inhaltlich identisch und gestalterisch sehr ähnlich dem hier beschriebenen Wappenstein. Ein weiterer Wappenstein dieses Fürstbischofs ist übrigens am Wendelinusaltar der Kirche in Baitenhausen zu sehen.

Die Inschrift unter dem Wappen zum Schloßplatz hin (Abb. oben) lautet: "MARQVARDVS RVDOLPHVS DEI Gratia Episcopus Constantiensis S(acri). R(omani). I(mperii). Princeps Dominus Allgiae Maioris et Oeningae 1700". Unten Details der fürstbischöflichen Insignien, Krummstab für die geistliche und Schwert für die weltliche Herrschaft.

 

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Burkhard II. von Randegg (1462-1466)
Hermann III. von Breitenlandenberg (1466-1474)
Ludwig von Freiberg (1474-1481, Bistumsstreit, Kandidat des Papstes)
Otto IV. von Sonnenberg (1474-1491, Bistumsstreit, Kandidat des Domkapitels und des Kaisers)
Thomas Berlower (1491-1496)
Hugo von Hohenlandenberg (1496-1531, 1526 Auszug aus Konstanz, Verlegung der Residenz nach Meersburg, Rücktritt 1529)
Johann von Lupfen (1532-1537)
Johann von Weeze (1537-1548)
Christoph Metzler (1549-1561)
Mark Sittich von Hohenems (1561-1589)
Andreas von Österreich (1589-1600)
Jakob Fugger (1604-1626)
Sixt Werner von Praßberg und Altensummerau (1626-ca. 1628)
Johann Constanz Graf von Waldburg-Wolfegg (1628-1644)
Johann Franz I. von Praßberg und Altensummerau (1645-1689)
Marquard Rudolf von Rodt (1689-1704)
Johann Franz II. Schenk von Stauffenberg (geb. 1658, reg. 1704-1740, Baubeginn des Meersburger Neuen Schlosses, auch Fürstbischof von Augsburg)
Hugo Damian von Schönborn (1740-1743, auch Fürstbischof von Speyer, Fortführung des Baues des Meersburger Neuen Schlosses)
Kasimir Anton von Sickingen (1743-1750, Fortführung des Baues des Meersburger Neuen Schlosses)
Kardinal Franz Konrad von Rodt (1750-1775, Vollender des Meersburger Neuen Schlosses)
Maximilian Christof von Rodt (1775-1800)
Karl Theodor von Dalberg (1800-1817, weitere Bischofsthrone in Worms, Regensburg und Mainz, Fürst von Aschaffenburg, Großherzog von Frankfurt)
Ignaz Heinrich von Wessenberg (Sonderstellung: 1817 Bistumsverweser bis zur Auflösung des Bistums 1821, nicht Bischof)

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
https://de.wikipedia.org/wiki/Marquard_Rudolf_von_Rodt
Herbert Frey: Marquard Rudolf von Rodt, im Historischen Lexikon der Schweiz:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26342.php
Rudolf Reinhardt: Marquard Rudolf von Rodt, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 241 f., online:
https://www.deutsche-biographie.de/gnd137363575.html#ndbcontent und http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016334/images/index.html?seite=253
Michael Losse: Burgen, Schlösser, Adelssitze und Befestigungen am Bodensee und am Hochrhein, Band 1.2, 176 S., Imhof-Verlag, Petersberg, 1. Auflage 2011, ISBN-10: 3865681913, ISBN-13: 978-3865681911, S. 95.

Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Konstanz

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