Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 137
Aschaffenburg (Regierungsbezirk Unterfranken)

Stiftskirche St. Peter und Alexander: Georg von Liebenstein

Das hier vorgestellte, am sechsten nördlichen Langhauspfeiler an dessen Südseite angebrachte, repräsentative Grabdenkmal erinnert an den 1533 in Aschaffenburg verstorbenen Georg von Liebenstein, hier als vollplastische Figur vor dem Kruzifix kniend dargestellt, welches auf die seitliche Begrenzung gesetzt wurde, so daß der freie Kreuzarm rechts herausragt. Georg von Liebenstein war Kämmerer des Kardinals Albrecht von Brandenburg. Das Grabdenkmal wurde von Moritz Lechler aus Heidelberg angefertigt, der zum Backoffenkreis gerechnet wird. Ein halbkreisförmiger Aufsatz ist innen mit einer Muschelrosette verziert. Ganz oben wird Gottvater in den Wolken dargestellt.

 

Georg von Liebenstein ist vollständig gerüstet; nur das Visier des Helmes hat er hochgeschoben. Die Hände hat er betend vor der Brust zusammengelegt. Um eine kniende Figur von der Wirkung her nicht zu klein werden zu lassen, bedient sich der Künstler hier eines Tricks: Die Knie ruhen auf einem konsolartigen Bänkchen, woduch die Unterschenkel eine ansteigende, nicht eine abfallende Linie bilden und die Figur insgesamt eine repräsentativere Höhe einnimmt. Übrigens befindet sich das Epitaph für den Bruder des Georg von Lichtenstein, für den drei Jahre später verstorbenen Konrad von Lichtenstein, im Mainzer Dom, wo jener Domherr war.

Die Inschrift im Sockelbereich zwischen den beiden unteren Wappen der Ahnenprobe lautet: "NOBILIS ET MAGN(A)E SPEI IVVENIS GEORGIVS A LIEBENSTEIN ILL(VSTRISSIMI) PRIN(CIPIS) IO(HANNI) ALBERTI MARCH(IONIS) BRAND(ENBVRGENSIS) COADIVTORIS MAGDE(BVRGENSIS) ET HALBERSTAT(ENSIS) AC LOCV(M) TENE(N)T(IS) MAGVNT(INI) CVBICVLARIVS IN IP(S)O (A)ETATIS FLORE RAPTVS PRINCIPIS BENIGNITATE HOC MONVMENTV(M) CO(N)SEMTVS ANN(O) 1533 9 CAL(ENDIS) AVG(VSTI)"

 

Vier Vollwappen befinden sich in den vier Ecken: Rechts oben ist das Wappen des Vaters und des Großvaters väterlicherseits, das der Herren von Liebenstein, dreimal silbern-schwarz geteilt, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei wie der Schild bez. Büffelhörner (Wolfert Tafel 6 Seite 53, Siebmacher Band: PrGfN Seite: 14 Tafel: 9 und Band: WüA Seite: 98 Tafel: 56). Rechts unten ist das Wappen der Großmutter väterlicherseits aus der Familie der von Neuhausen, in Blau zwei goldene Balken, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein Paar wie der Schild bez. Büffelhörner (Wolfert Tafel 6 Seite 51, 53, 107, 108, 113). Das Wappen ist identisch mit dem der von Gemmingen und dem der von Massenbach; alle sind stammesverwandt, und die von Neuhausen sind ein Zweig derselben.

 

Heraldisch links oben befindet sich ein Wappen der Mutter und des Großvaters mütterlicherseits, ein Wappen der schwäbischen von Hohenalfing = von Alfingen in ungewöhnlicher Darstellung. Normalerweise kennen wir deren Wappen mit goldenem Feld und darin drei (2:1) blaue Schildchen, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein silberner Schwanenrumpf (Siebmacher Band: WüA Seite: 9 Tafel: 1, Band: WüA Seite: 243 Tafel: 135, Scheiblersches Wappenbuch Folio 94, Wolfert Tafel 27 Seite 53). Hier sind gänzlich abweichend drei Schüsseln gehauen worden, wofür man vergeblich eine Erklärung sucht. Links unten bildet das Wappen der Großmutter mütterlicherseits den Abschluß der Ahnenprobe; es handelt sich um das der Herren von Ellerbach, golden-grün geviert, auf dem Helm mit grün-goldenen Decken ein Paar golden-grün übereck geteilter Büffelhörner (Wolfert Tafel 20 Seite 5, Siebmacher Band: Band: WüA Seite: 10 Tafel: 2, BayA1 Seite: 134 Tafel: 140, vgl. auch Band: Kro Seite: 43 Tafel: 32, Band: NÖ2 Seite: 428 Tafel: 203, Band: Un Seite: 152 Tafel: 120, Scheiblersches Wappenbuch Folio 180).

Literatur, Links und Quellen:
Liste der Baudenkmäler in Aschaffenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Aschaffenburg
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Seite 52-53
Stiftskirche Aschaffenburg, Schnell-Kunstführer Nr. 230, 8. Auflage 2003, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, ISBN 3-7954-4193-5
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von der Kath. Kirchenstiftung St. Peter und Alexander, 23.1.2007
Stiftspfarrei St. Peter und Alexander:
http://www.stiftsbasilika.de/
Stiftsbasilika:
http://www.stiftsbasilika.de/basilika/ - http://www.stiftsbasilika.de/basilika/kirchenraum
Pfarreiengemeinschaft St. Martin:
http://www.st-martin-aschaffenburg.de/index.html
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 94 und 180
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben

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