Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1085
Rieneck
(Unterfranken, Landkreis Main-Spessart)
Altes Rathaus Rieneck (Heimatmuseum)
Rieneck am Ufer der Sinn erinnert mit seinem Ortsnamen an ein einst wichtiges Spessartgeschlecht, die einst hier eine Burg errichteten, später aber ihren Hauptsitz nach Lohr verlegten. 1168 wurden sie Grafen, 1559 starben sie aus. Die Genealogie zeigt, daß es sich eigentlich um Grafen von Looz (Loen, Loon) aus der Provinz Limburg / Brabant handelte, wovon einer die Erbtochter Adelheid von Rieneck, Tochter von Gerhard v. Rieneck Burggraf von Mainz, geheiratet hatte und so zum Herren über Rieneck wurde, sie sich erst mit beiden Namen benannten, später nur noch von Rieneck. Nach der Familie erhielt die neue Burg ihren Namen, nicht umgekehrt. Ihr Besitz war eine Mischung aus Eigengütern und Reichslehen. Der Ort zu Füßen der Burg, die heute eine Mischung aus einzigartigen staufischen Bauteilen wie dem Dicken Turm mit 8 m dicken Mauern und der romanischen Kapelle in Kleeblattform einerseits und modernen, frei wiederaufgebauten Teilen der Jugendherberge ist, wird bereits 1311 als "Oppidum" = Stadt bezeichnet. Aus der Genealogie der Grafen:
Die Grafen waren ein wichtiger Machtfaktor im Raum Spessart, im Süden an die Gebiete der geistlichen Fürstentümer Mainz und Würzburg grenzend. Immer wieder versuchten die Fürstbischöfe das waldreiche Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. 1366, als die Rothenfelser Linie der Grafen von Rieneck ausstarb, beanspruchten die Fürstbischöfe einfach die Lehensoberhoheit über die gesamte Grafschaft, was natürlich nicht unangefochten blieb. Erst mit dem Aussterben der Grafen konnten sich die Fürstbischöfe den Kuchen teilen, dabei bekam Würzurg die Ämter Rothenfels, Schönrain und Aura im Sinngrund, Mainz aber den Großteil mit Rieneck und Lohr. Auch die Pfalz bekam etwas von dem Kuchen ab, nämlich das Amt Wildenstein. Rieneck wurde mainzisch mit Verwaltungssitz in Lohr. 1673 wurde Rieneck (Amt, Stadt und Burg) von den böhmischen Grafen von Nostitz zu Falkenau gekauft. Als 1806 die kleineren Herrschaften mediatisiert wurden, kam Rieneck erst an den Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg, kurze Zeit später an Bayern.
Im Ort besteht ein schmuckes Ensemble um Rathaus und Kirche. Im alten Rathaus (Hauptstraße 5, 97794 Rieneck) ist seit 1993 ein heimatgeschichtliches Museum mit Spielzeug, Objekten zu Brauchtum, Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt.
An der Ecke befindet sich am Übergang zwischen gemauertem Sockelgeschoß und dem ersten Fachwerkobergeschoß unter der Eckkonsole mit Steinmetzzeichen ein Ensemble aus drei Wappenschilden, die die drei wichtigsten Einflüsse auf den Ort illustrieren:
Grafen von Rieneck: 7-9x von Gold und Rot geteilt, hier 8x. Helmzier fehlt hier, sie wäre auf gekröntem Helm ein wachsender, silberner Schwan. Die Helmdecken wären rot-golden.
Erzstift Mainz: in Rot ein sechsspeichiges silbernes Rad. Hier ist die Füllung des Rades abweichend golden, ein Fehler.
Grafen von Hanau: in Gold drei rote Sparren. Helmzier fehlt hier, sie wäre ein auffliegender, silberner Schwan. Die Helmdecken wären rot-silbern, vielfach sind sie auch ganz silbern überliefert.
Es bestanden vielfältige Verbindungen zwischen den beiden Grafenhäusern. Thomas III. Graf v. Rieneck (- 8.2.1431), Graf zu Lohr und Rieneck, war vermählt mit Katharina v. Hanau (21.1.1408 - 25.(9/11).1460). Und zu diesem Zeitpunkt beanspruchte Mainz bereits die Lehensoberhoheit über Rieneck.
Alle drei gemeinsam aber bilden das Gemeindewappen, das heutige Wappen der Gemeinde Rieneck: Es ist geviert mit sechsspeichigem, silbernen Rad in der Schildmitte (Mainzer Herrschaft), 1 und 4: fünfmal sparrenförmig geteilt von Gold und Rot (Grafen von Hanau), 2 und 3: neunmal geteilt von Gold und Rot (Grafen von Rieneck).
Stein mit Datierung
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Kultursteckbrief der Stadt Rieneck: http://www.saalemusicum.de/kultursteckbrief/Rieneck.pdf
Wappen Gemeinde Rieneck: http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9677177
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
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