Bernhard
Peter
Cytomegalie-Virus
schlägt
nur bei Ungeborenen und Abwehrgeschwächten zu, dann aber hart
(Bitte besprechen Sie im
Zweifelsfall alle Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres
Vertrauens!)
Cytomegalie-Virus
was ist das für ein Erreger?
Der Cytomegalie-Virus ist ein
Herpesvirus und ruft eine Vielzahl unterschiedlicher
Krankheitsbilder hervor. Es gibt eine ganze Reihe von
Herpesviren, die dem Menschen gefährlich werden können. Sie
sind sehr ähnlich hinsichtlich Aufbau, Vermehrung und Verhalten
im menschlichen Organismus. Wir haben deshalb eine grundlegende
Beschreibung von Herpesviren hier für Sie zusammengestellt. Einer von diesen ist der
Cytomegalie-Virus oder kurz CMV. Er trägt diesen Namen, weil es
im histologischen Befund zu charakteristischen Riesenzellen
kommt. Das Virus persistiert (überdauert) in den Zellen des
Monozyten-Makrophagen-Systems (gehört zum Immunsystem) und kann
wie andere Herpesviren auch bei einer Abwehrschwäche oder durch
andere Faktoren reaktiviert werden. Typisch für diesen Virus ist
ein enges Wirtsspektrum sowie eine sehr langsame Vermehrung,
wobei die betroffenen Zellen erst sehr spät zerstört werden.
Die Infektion mit CMV wird auch Speicheldrüsenviruskrankheit
oder Einschlußkörperchenkrankheit genannt. Schätzungsweise
10-50 % der Menschen in Industrieländern und bis zu 100 % in
Entwicklungsländern sind mit dem Cytomegalie-Virus infiziert.
Solange unser Immunsystem intakt ist, sind die Viren harmlos.
Hauptrisikogruppe sind ungeborene Kinder: CMV ist nach dem
Down-Syndrom die zweithäufigste Ursache für geistige
Behinderung bei Neugeborenen in der westlichen Welt!
Wenn betrifft Cytomegalie? Wen trifft es?
Wie
steckt man sich am Cytomegalie-Virus an?
Folgende Infektionswege sind
möglich:
Wo
kommt der Cytomegalievirus vor und wie häufig ist er?
Der Cytomegalie-Virus ist wie
alle Herpes-Viren weltweit verbreitet. Die Verteilung ist
allerdings unterschiedlich: Die Durchseuchung beträgt in
westlichen Industrieländern im Mittel 40 % (Bandbreite 10-50 %),
in Entwicklungsländern deutlich höher, in einigen Ländern
sogar bis zu 100 %! Die Durchseuchung beginnt früh; die meisten
Erwachsenen tragen den Virus in sich, ohne daß es irgendwelche
Probleme gäbe.
Cytomegalie-Virus
bei gesundem Immunsystem:
Gesunde Erwachsene können das
Thema einfach vergessen! Die Erstinfektion verläuft in den
allermeisten Fällen ohne jede Beschwerden. Allerdings verweilen
die Viren lebenslang im Körper versteckt. Eine Reaktivierung
kann ebenfalls ohne jede Beschwerden verlaufen oder einfache,
harmlose Beschwerden z. B. im Rahmen einer Erkältung etc., die
meist nicht gesondert wahrgenommen werden. Solange unser
Immunsystem intakt ist, sind die Viren harmlos.
Cytomegalievirus
bei abwehrgeschwächten Erwachsenen
Abwehrgeschwächte Personen
sind z. B. Immunsupprimierte, Transplantierte oder HIV-Patienten.
Hier kommt es zu einer "opportunistischen Infektion"
d. h. soviel wie Ha, die Gelegenheit ist günstig,
der ist gerade fix und fertig, jetzt können wir Viren auch noch
frech werden Es entwickelt sich ein ernstes Krankheitsbild,
sowohl bei einer Erstinfektion als auch bei einer Reaktivierung,
mit langwierigem Fieber und Lymphknotenschwellungen, häufig sind
Lunge (CMV-Pneumonie), Leber, Auge (CMV-Retinitis) und
Magen-Darm-Trakt (CMV-Ulcerationen) betroffen, es kann zu
Muskelschmerzen, Lungenentzündung, Leberentzündung, selten auch
zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung kommen, dazu sind
Retinitis, Enzephalitis (CMV-Hirnentzündung), neurologische
Beschwerden, Hautveränderungen (CMV-Geschwüre) u.v.a.m.
möglich. Der ohnehin schon vorliegenden Allround-Schwächung
wird also noch eins drauf gesetzt, so daß die Anfälligkeit für
weitere Infekte steigt. Bei geschwächtem Immunsystem können
eigentlich alle Organe befallen werden bis hin zu tödlichem
Ausgang bei hochgradiger Abwehrschwäche. Bei Transplantierten
kann es zur Abstoßung des Organs kommen. Die Prognose hängt
immer vom Zustand des Immunsystems ab.
CMV verursacht also eine ganze Reihe von Beschwerden, wobei die
Diagnosestellung schwierig ist, denn eine Vielzahl anderer
viraler, bakterieller oder pilzlicher Infektionen können für
ähnliche Symptome verantwortlich sein.
CMV-Retinitis
Typisch sind verschwommenes
und unscharfes Sehen, Gesichtsfeldeinschränkungen (Tunnelblick)
und andere veränderte Sinneswahrnehmungen. Das Auge selbst ist
schmerzfrei und äußerlich unauffällig. Zunächst ist nur ein
Auge betroffen, das andere folgt später nach. Der Augenarzt
stellt im Augenhintergrund meist peripher gelegene weißliche
Veränderungen oder Blutungen fest. Eine zu spät einsetzende
Behandlung führt zur Erblindung.
CMV-Manifestation
im Gastro-Intestinal-Trakt
Von den Beschwerden her sieht
es aus wie ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür:
Schluckbeschwerden, Brennen in der Speiseröhre wie beim Reflux,
Magen-Schmerzen. Seltener ist eine Erkrankung von tiefen
Darmabschnitten. Dann sind Durchfall, Fieber, Appettitlosigkeit,
Gewichtsverlust und krampfartige oder anhaltende Schmerzen
möglich. In der Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes bilden sich
Geschwüre, das Gewebe geht unter Blutverlust unter
(hämorrhagische Nekrosen). Im Extremfall kann das bis einem
Darmdurchbruch, Blutungen oder Entzündungen des Bauchfells als
seltene Komplikationen gehen.
CMV-Lungenetzündung
(CMV-Pneumonie)
Es kommt zu einem trockenen,
unproduktiven Husten ohne Schleimbildung und Atemnot. Weil diese
Beschwerden sehr uncharakteristisch sind, ist die Abgrenzung von
anderen Erkrankungen schwierig.
Cytomegalie
während der Schwangerschaft
Eine Infektion mit CMV gehört
zu den häufigsten Virusinfektionen, die mit einer Schädigung
des Kindes während der Entbindung und nach der Geburt
einhergehen. Die Infektion ist nach dem Down-Syndrom die
zweithäufigste Ursache geistiger Behinderung bei Neugeborenen in
der westlichen Welt. Schätzungen zufolge werden weltweit
zwischen 0.2 bis 2.4 % aller Neugeborenen mit CMV infiziert. Rund
10 % dieser Kinder weisen bei der Geburt das Cytomegalie-Syndrom
(s.u.) auf. In ca. 30 % der Fälle sterben die Kinder, vor allem,
wenn die virusbedingten Zellveränderungen in mehreren Organen zu
Schäden führen. 90 % der überlebenden Kinder haben
Spätschäden (s.u.). 8-15 % der Kinder ohne Cytomegalie-Syndrom
bei der Geburt haben ebenfalls Spätschäden, wenn sie während
der Schwangerschaft mit dem CMV in Kontakt gekommen waren.
Besonders gefährdet sind Feten im ersten und zweiten Trimenon.
Die Rate an Fehlgeburten und Aborten ist erhöht.
Cytomegalie-Syndrom
der Neugeborenen:
Folgende Schäden können
auftreten:
Mögliche Spätschäden:
Fall
1: Erstinfektion der Mutter während der Schwangerschaft
Eine Schwangere, die erstmals
mit dem Virus in Kontakt kommt, verfügt über keine Abfangjäger
im Blut, d. h. sie hat keine Antikörper gegen die CM-Viren.
Infolgedessen breiten sich diese im Körper aus, sie vermehren
sich und werden über die Blutbahnen in die Organe geschwemmt,
auch über den Mutterkuchen zum Kind. Während für die Mutter
das alles meist unbemerkt geschieht, kann diese Infektion beim
Kind zu gravierenden Organschäden führen. Erfolgt während der
Schwangerschaft eine Erstinfektion, kommt es in 40 Prozent der
Fälle auch zu Infektion des Kindes.
Fall
2: Rezidiv während der Schwangerschaft, gesunde Mutter
Die Viren verbleiben nach
einer Erstinfektion im Körper und können sich bei einer
reduzierten Körperabwehr wieder vermehren, also ein Rezidiv
hervorrufen. Das ist bei weitem nicht so riskant wie eine
Erstinfektion in der Schwangerschaft. Nur in 2 Prozent der Fälle
hat das eine Übertragung auf das Kind zur Folge, noch seltener
wird dadurch das Kind geschädigt.
Fall
3: Rezidiv während der Schwangerschaft, Mutter mit geschwächtem
Immunsystem
Mit kindlichen Schädigungen
ist zu rechnen, wenn die mütterliche Körperabwehr durch
sogenannte Immunsuppressiva medikamentös herabgesetzt wurde,
auch bei einem Rezidiv.
Was
tun als Mutter?
Ca. 65 % aller Frauen im
gebärfähigen Alter tragen Antikörper, 35% jedoch nicht. Eine
Labor-Untersuchung des Blutes auf Antikörper sollte daher zur
Sicherheit am Anfang der Schwangerschaft erfolgen. Sollte kein
Schutz durch Antikörper vorhanden sein, wird eine
Kontrolluntersuchung in der 20.-24 Schwangerschaftswoche
empfohlen. Werden im Rahmen einer vorgeburtlichen Diagnostik beim
Fetus Viren sowie Antikörper nachgewiesen und liegen veränderte
Blutwerte und zusätzlich ein auffälliger Ultraschall-Befund
vor, muß von einer Schädigung des Kindes ausgegangen werden.
Eine vorgeburtliche Therapie ist nicht möglich. In diesem Fall
ist ein Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zu ziehen. Bei
unauffälligem Ultraschall sollte man mit einem Abbruch
zurückhaltend sein, solange das Vorhandensein der Viren im Fetus
und Schäden nicht gesichert sind.
Wie
kann man einer CMV-Erkrankung vorbeugen?
Es gibt keine Möglichkeit,
weder eine aktive Impfung noch sonst eine sichere Möglichkeit
der Expositionsprophylaxe. Frauen, die über keine Antikörper
verfügen, sollten hinsichtlich der Übertragungswege
(Schmierkontakt beim Intimkontakt und bei intensiven Küssen)
Bescheid wissen. Sicherheit gibt ein CMV-Test beim Partner.
Nach dem Kontakt mit dem Cytomegalie-Virus können
Immunoglobuline verabreicht werden (passiver Schutz). Ob damit
eine Gefährdung des Ungeborenen abgewendet werden kann, ist
bislang noch nicht gesichert.
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