Bernhard Peter
Gürtelrose
(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall alle Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Wer ist der Erreger von Gürtelrose?
Gürtelrose, auch Zoster oder Herpes Zoster genannt, wird durch Herpesviren verursacht. Es gibt eine ganze Reihe von Herpesviren, die dem Menschen gefährlich werden können. Sie sind sehr ähnlich hinsichtlich Aufbau, Vermehrung und Verhalten im menschlichen Organismus. Wir haben deshalb eine grundlegende Beschreibung von Herpesviren hier für Sie zusammengestellt. Ein Typ dieser Herpesviren ist der Erreger der Gürtelrose, das Varicella-Zoster-Virus oder kurz VZV.

Windpocken und Gürtelrose – wie hängen die zusammen?
Beide werden vom selben Virus verursacht. Windpocken ist die Erstinfektion, Gürtelrose ist die reaktivierte Form desselben Problems. Das heißt: Ohne vorangegangene Windpocken keine Gürtelrose! Eine Reaktivierung der nach einer Windpocken-Erkrankung im Körper verbliebenen Viren führt unter Umständen später zu einer Gürtelrose, die immer auf das Versorgungsgebiet des betroffenen Nerven beschränkt ist, im Gegensatz zu Windpocken, die die ganze Körperoberfläche befallen.

Wie steckt man sich an Gürtelrose an?
Eigentlich gar nicht! Wer Gürtelrose bekommt, trägt den Virus dafür schon lange in sich. Es hat also keine erneute Ansteckung stattgefunden! Irgendwann, Jahre oder Jahrzehnte früher lag eine Erkrankung an Windpocken vor, und seitdem war der Virus versteckt in Nervenknoten und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Menschen, die bereits eine Windpockeninfektion durchgemacht haben, können sich nicht bei einer an der Gürtelrose infizierten Person anstecken. Personen, die noch keinen Kontakt mit dem Virus hatten, können sich aber sehr wohl bei einer an Gürtelrose erkrankten Person anstecken. Sie erkranken dann aber nicht an Gürtelrose, sondern an Windpocken!

Gibt es eine Korrelation mit dem Lebensalter für Gürtelrose?
Gürtelrose ist typischerweise eine Erkrankung, die Personen in der zweiten Lebenshälfte betrifft. Prinzipiell können alle Altersklassen betroffen sein, aber das Risiko für einen Zoster nimmt statistisch mit dem Lebensalter zu. Dadurch, daß erst eine Erkrankung an Windpocken vorangehen muß, ist das Altersfenster schon einmal nach unten begrenzt. Jugendliche und Menschen „im besten Alter“ haben meist eine gute Immunlage, so daß die Viren in ihrem Versteck bleiben. Ab dem 45. Lebensjahr kann jedoch mit einer abnehmenden zellulären Immunität gegen das VZV (Varicella-Zoster-Virus) gerechnet werden, was den erneuten Ausbruch begünstigt, wenn die äußeren Rahmenbedingungen das gestatten.

Wie verläuft eine Erkrankung an Gürtelrose?
Die Viren kommen aus ihrem Versteck in den Spinalganglien und rufen bei ihrer Reaktivierung eine sog. neurokutane Erkrankung hervor, also eine Erkrankung von Nerven und Haut. Beim Wiedererscheinen der versteckten Viren vermeiden diese dabei aber den extrazellulären Raum, sie bewegen sich entlang der Nerven und wandern so in Richtung Haut. Dabei ist wichtig zu wissen, daß ein Nervenknoten immer für ein bestimmtes Hautareal zuständig ist – in Abhängigkeit von dem als Versteck dienenden Nervenknoten kommt es auch eng begrenzt in dem von diesem versorgten Areal zu den Beschwerden. Welcher Bereich betroffen ist, kann ganz verschieden sein. Es kommt zu folgenden Beschwerden:

Nach Abklingen der Beschwerden sind die Viren aber nicht einfach „weg“, sondern sie ziehen sich wieder erneut in ihr altes Versteck zurück: In Spinalganglien, das sind die großen Nervenknoten rechts und links der Wirbelsäule, verbleiben die Viren wiederum in einem „latenten“ Zustand.

Wo treten die Beschwerden auf?

Welche Komplikationen sind möglich?

Was ist das Hauptproblem bei einer Gürtelrose?
Zosterschmerzen: Als „postzosterische Neuralgie“ oder „postherpetische Neuralgie“ bezeichnet man die Tatsache, daß selbst nach einem Abheilen der Bläschen die Schmerzen weiter bestehen bleiben können. Eine Post-Zoster-Neuralgie kann Monate bis Jahre lang dauern. Die Ursache dafür ist in einer Zerstörung von Nervenzellen zu finden, wodurch die betroffenen sensorischen Nerven immer weiter „Schmerz“ an das Gehirn melden, obwohl längst dafür kein Anlaß mehr besteht. Die Post-Zoster-Neuralgie ist in ihrem Auftreten und der Dauer vom Alter der Patienten abhängig: Im Allgemeinen tritt sie bei 10-15 % der Patienten auf Bei Patienten, die älter als 60 Jahre sind, ist jedoch jeder zweite betroffen. Schutz davor bietet eine frühzeitige Behandlung mit Medikamenten, die die Virenvermehrung unterdrücken.

Wann wird der Arzt eine Gürtelrose mit Medikamenten behandeln?
Eine Gürtelrose muß nicht in jedem Falle mit Medikamenten therapiert werden. Die Prognose der unkomplizierten Erkrankung ist gut. Zwei Drittel der Erkrankungen heilen folgenlos ab. Der Arzt entscheidet je nach Alter, Gesundheitszustand und Ort des Problems, ob und welche Medikamente er verordnet. Es gibt aber einige dringende Indikationen für den Einsatz von Virenmitteln wie z. B.:

Wie kann der Arzt eine Gürtelrose behandeln?
Das wichtigste Standbein der Behandlung sind Medikamente, die die Vermehrung der Viren verhindern, wie z. B. solche mit den Wirkstoffen Aciclovir (5x tgl.), Valaciclovir (3x tgl.), Brivudin (1x tgl.), Famciclovir (3x tgl.), jeweils über 7 Tage. Töten kann man die Viren nicht, man kann nur die Vermehrung verhindern (virustatische Behandlung). Aber man gibt den Viren Bausteine, die zwar eingebaut werden, aber nicht funktionieren und zu Strangbrüchen führen. So kann man die Virus-Vermehrung verhindern.
Wenn eine Behandlung mit Anti-Virus-Medikamenten durchgeführt wird, ist ein früher Behandlungsbeginn wichtig. Innerhalb der ersten 72 Stunden nach Erscheinen der ersten Bläschen sollte mit der Arzneimitteleinnahme begonnen werden! Denn nur so kann man die Virenvermehrung wirksam unterdrücken. Durch die frühzeitige Gabe besagter Nukleosid-Analoga kann es schon innerhalb weniger Stunden zu Schmerzfreiheit sowie zu einem Nachlassen der Hautrötung kommen. Eine örtliche Behandlung gilt als obsolet, die Wirkstoffe müssen in Tablettenform eingenommen werden.

Was kann man noch an unterstützenden Maßnahmen machen?

Kann eine Gürtelrose mehrfach auftreten?
Im Gegensatz zu Herpes-simplex-Erkrankungen kommt es bei Varicella-Zoster-Erkrankungen nur zu einem einzigen Rezidiv. Also einmal Windpocken als Erstinfektion und ggf. einmal Gürtelrose als Rezidiv. Bei Patienten mit einem Immundefekt (Immunsupprimierte, HIV-Patienten) sind aber auch 2-3 Rezidive möglich.

Wie ist die Prognose bei Gürtelrose?
Bei normaler Immunlage ist der Verlauf fast immer harmlos. Wenn der/die Patient/in jedoch an einer Störung des Immunsystems leidet (Immunsuppression, HIV etc.), dann können innere Organe wie die Lunge oder das Gehirn von der Infektion betroffen werden, was äußerst schwere Verläufe verursacht, die u. U. sogar tödlich verlaufen können.

Was kann einen Ausbruch von Gürtelrose auslösen?

Was sind die Risikofaktoren für eine Gürtelrose?

Gürtelrose und AIDS
Bei HIV-Infizierten gilt die Gürtelrose als Marker-Erkrankung, weil diese Patienten häufiger als gewöhnlich an Herpes Zoster erkranken, bevor das Vollbild AIDS auftritt. Im Mittel läßt sich 3 Jahre vor dem Ausbruch von AIDS ein gehäuftes Erkranken an Gürtelrose feststellen. Entsprechend sollte bei jungen Patienten mit Gürtelrose ein HIV-Test durchgeführt werden.

Gibt es eine Impfung gegen Gürtelrose?
Ein überzeugtes „Ja“ und ein entschiedenes „Nein“ zugleich – eine Impfung gegen Windpocken schützt sicher auch vor Gürtelrose. Aber wer schon einmal an Windpocken erkrankt war, kann sich nicht mehr gegen Gürtelrose schützen.

 

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