Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Steighaken, Steigbaum, Steigleiter
Was ist
ein Steighaken oder Steigbaum?
Ein Steigbaum ist
eigentlich eine uralte Methode zum Überwinden von
Höhenunterschieden. In allereinfachster Form war das ein schräg
angelehnter Baumstamm, der in gleichmäßigen Abständen
eingekerbt wurde als Trittstufen. Solche Steigbäume sind aus
vorgeschichtlicher Zeit bereits bekannt. Weiterhin begegnet uns
diese Art des "Treppenhauses" überall da, wo es sehr
eng ist, z. B. in Bergwerken. Die Verbesserung dieser Methode ist
ein senkrechter Holm, der waagerecht von kurzen Trittstangen
durchsteckt wird. Das hat den Vorteil, daß die gesamte
Konstruktion leichter wird und auch abseits fester Installationen
Anwendung finden kann. Weiterhin können keim Hochklettern die
oberen Stangen gut als Handgriffe verwendet werden. Das wiederum
ermöglicht eine Aufstellung in steilerem Winkel. Eine solche
Konstruktion mit nur einem vertikalen Holm ist instabil gegen
seitliches Verdrehen, im Gegensatz zu einer zweiholmigen Leiter.
Deswegen wird das obere Ende als Haken ausgeformt, das macht den
Steigbaum zum Steighaken und gibt ihm Halt gegen seitliches
Verdrehen und gegen Abgleiten. In der mittelalterlichen
Belagerungstechnik benötigt man zum Erstürmen der Mauern von
Burgen und Städten ebenfalls Steigleitern. Die einholmigen
Steighaken sind schnell hergestellt und leicht, man braucht
weniger Holz als bei einer Zweiholmleiter, und sie bringen
weniger Gewicht auf die Waage. Mit dem Haken am oberen Ende
wurden sie in der Mauerkrone eingehängt, und die Belagerer
konnten den Angriff auf die Mauerkrone wagen. Auch heute noch
sind solche Steigleitern im Einsatz. Zum einen findet man sie aus
Metall sowohl im technischen als auch im alpinen Bereich. Zum
anderen kann ich aus persönlicher Anschauung von solcherart
konstruierten Steigleitern berichten, die auf Bali bei der
Nelkenernte verwendet werden: Ein vertikaler Holm aus
Riesenbambus wird mit kleineren Querhölzern versehen, die kreuz
und quer durchgesteckt werden. Mit vier Seilen wird die
Steigleiter von Helfern aufgerichtet, und so gelangt man an die
ansonsten schwer zu erreichende Außenseite der Baumkronen der
Nelkenbäume zur Ernte der Gewürznelken. So alt die einholmige
Steigleiter ist, sie ist immer noch auch im 21. Jh. im Einsatz.
Abb.: Zwei
verschiedene Steighakendarstellungen, links stilisiert, rechts
schräglinks gelegt und perspektivisch.
Wie wird
ein Steigbaum dargestellt?
Wenn nichts anderes
angegeben ist, ist die normale Darstellungsweise ein senkrechtes,
schmales Element, oben nach vorne umgebogen und seitlich mit
mehreren, meist 3-5 Querstangen versehen. In der stilisierten
Form sieht das aus wie ein beiderseits abgeledigter und oben zu
einer gekrümmten Spitze ausgezogener, beidseitig mit Zinnen
versehener Pfahl oder Schrägbalken. Dies ist die eigentlich
heraldischste, weil stilisierteste Darstellung. In vielen neueren
Darstellungen wird einer perspektivischen Zeichnung der Vorzug
gegeben, wobei der senkrechte Holm vierkantig dargestellt wird,
die Querhölzer mit rundem Querschnitt. Hier lauert eine
zeichnerische Falle, denn die Querholme verlaufen quer zur Mauer,
der Haken aber senkrecht zu ihr. Zwischen Haken und Querhölzern
liegt also - von oben gesehen - ein rechter Winkel. Die meisten
zeichnerischen Darstellungen entsprechen dem aber leider nicht.
Im Wappen Bredow unten ist es korrekt.
Synonyme
frz.: échelle
d'escalade
engl.: scaling ladder
Verwendung
des Motivs des Steigbaumes in der Deutschen Wappenrolle:
- Steger,
Zörbig, Krs. Bitterfeld: In Blau eine golden bordierte
grüne Schießscheibe, verbunden mit einer aufgerichteten
viersprossigen goldenen Steigleiter. Auf dem blau-golden
bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken eine grüne
Eichel zwischen zwei grünen Eichenblättern. DWR, Band
LXI, S. 30, Nr. 9950/96.
- Klöpping,
Vahlhausen bei Horn, Krs. Detmold/Lippe: In silbern-rot
schräggeteiltem Schilde ein auf die Teilungslinie
gelegter, aus dem Schildrande hervorkommender
fünfsprossiger Steighaken in wechselnden Farben,
begleitet oben von einer goldenbebutzten und
goldenbesamten roten Rose und unten von einer
schrägrechts aufwärts gelegten silbernen Pflugschar.
Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot mit
silbernem Aufschlag gekleideter aufgerichteter Arm, der
in der bloßen Hand einen geöffneten silbernen Zirkel
balkenweise hält. DWR, Band XIV, S. 49, Nr. 5752/59.
Wappen Klöpping
Vorkommen
des Motivs des Steigbaumes in Siebmacher:
- von Donop: In Silber
ein schrägrechts gestellter roter Steighaken, mit 5
Sprossen. Früher war das offensichtlich ein
Zinnenschrägbalken und wurde ohne die charakteristische
Krümmung am oberen Ende dargestellt und dafür
durchgehend. Die jüngere Variante ist die als
Steighaken. Auf dem gekrönten Helm ein mit dem
Steighaken (in älteren Darstellungen:
Zinnenschrägbalken) belegter, silberner Turm mit rotem,
an der Spitze mit einem rot-silbern-roten
Straußenfederbusch oder Hahnenfederbusch bestecktem
Spitzdach (auch mit drei rot bedachten Erkern
beschrieben), Helmdecken rot-silbern. Siebmacher, Band
Lip, S. 2, T. 2, Band Han, S. 19, T. 21, Band Pr, S. 40,
T. 48, Band Pr, S. 117, T. 158, Band Sa, S. 9, T. 8, Band
Wü, S. 6, T. 7. Hier ist die Frage, ob das Motiv später
umgedeutet wurde oder ob es von Anfang an als Steighaken
gedacht war, wofür die Projektion an einen Turm in der
Helmzier spricht.
Linke Abb: von Donop,
ältere Variante. Rechte Abb.: von Donop, neuere Variante.
- Cocx v. Onssel:
Von Blau und Silber gespalten. Vorne vier goldene Balken
mit einem rechten oberen silbernen Freiviertel, darin ein
vorwärts gekehrter, roter Löwenkopf. Hinten ein
schwarzer Schrägrechtsbalken, begleitet oben von
einem grünen Weinblatt, unten von einem schrägrechts
gestellten, zweisprossigen, roten Steighaken
(Sturmleiter). Helm 1 ein blauer, offener Flug, belegt
mit den vier goldenen Balken, Helm 2 aus der Krone
wachsender roter Bocksrumpf mit goldenen Hörnern, das
grüne Weinblatt im Maule. Decken rechts blau-golden,
links schwarz-silbern. Siebmacher, Band SchlA2, S. 19, T.
13 und Band ÖSchl, S. 11, T. 6.
- Biehler:
Unter silbernem Schildhaupt mit dem Eisernen Kreuz
von Rot und Schwarz gespalten, vorn ein nach
innen laufender silberner Fuchs, hinten ein
silberner Steighaken mit 3 Sprossen. Helmzier ein rotes,
gezinntes Kastell mit Tor, Schießscharten und Turm, auf
dessen Spitze die Fahne des zweiten deutschen
Kaiserreiches weht. Decken rot-silbern / schwarz-silbern.
Siebmacher, Band PrE, S. 18, T. 14.
- Bosepol:
Schrägrechtsliegender Steighaken. Siebmacher, Band MeA,
S. 15, T. 7.
- von Bredow: In Silber
ein senkrecht gestellter, roter Steighaken. Auf
gekröntem Helm ein wachsender,
silberner Ziegenbocksrumpf mit goldenen Hörnern und
roter bzw. goldener Bewehrung. Helmdecken rot-silbern.
Siebmacher, Band AnhA, S. 11, T. 5, Band Me, S. 7, T. 3,
Band MeA, S. 16, T. 8 (dort mit goldenen Sprossen
beschrieben), Band Pr, S. 98, T. 127, Band PrAE, S. 7, T.
4, Band Sa, S. 22, T. 23. Die von Bredow sind nach dem
Siebmacher eines Stammes mit den von Donop, was das
ähnliche Wappenbild erklärt. Nach dem Genealogischen
Handbuch des Deutschen Adels, Seite 85, Band 58, C. A.
Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974: In Silber ein roter
Steighaken mit drei goldenen Quersprossen. Auf dem Helm
mit rot-silbernen Decken ein wachsender gold-bewehrter
silberner Steinbock.
Wappen von Bredow
- von Bredow: Am
07.01.1840 wurde Karl von Bredow, Besitzer des Ritterguts
Wagenitz (Westhavelland) in den preußischen
Freiherrenstand erhoben. Dabei wurde ihm folgendes,
"verbessertes" Wappen verliehen: Geviert; 1 und
4 in Silber ein roter Steighaken mit drei (auch: vier)
goldenen Quersprossen (Stammwappen), 2 und 3 in Blau auf
einer roten Turmzinne ein einwärts springender, golden
gekrönter und ebenso bewehrter silberner Steinbock mit
roter Zunge. Freiherrenkrone bzw. 2 gekrönte Helme: Helm
1 mit rot-silbernen Decken, ein wachsender
golden-gekrönter silberner Löwe, in den Vorderpranken
den Steighaken haltend, Helm 2 mit blau-silbernen Decken,
der Steinbock wie beschrieben wachsend.
- von Bredau: In Silber
ein roter Balken, begleitet oben von einem roten Fuchs
und unten von einem roten Steighaken mit 3 goldenen
Sprossen. Helmzier ein wachsender silberner Steinbock mit
goldenen Hörnern und rotem Halsband mit goldener
Einfassung, von dem eine abgerisse goldene Kette
herabhängt und um den rechten Vorderhuf geschlungen ist.
Helmdecken rot-silbern. Siebmacher, Band PrE, S. 29, T.
23.
- von Bredow: Golden
bordiert und quadriert. 1. und 4. in Silber ein senkrecht
gestellter roter Steigbaum (Sturmleiter) mit
goldenen Sprossen. 2. und 3. in Silber eine nach innen
gerichtete goldene Seitenspitze. Auf dem gekrönten Helm
ein wachsender silberner Steinbocksrumpf mit goldener
Bewehrung. Helmdecken rot-silbern. Schildhalter zwei
gekrönte schwarze Adler. Siebmacher, Band Pr, S. 4, T.
5.
- Falckenrehde
(märkisches und osthavelländisches Geschlecht): In
Silber ein senkrecht gestellter roter Steighaken.
Helmzier zwei nach außen geneigte rote Steighaken
nebeneinander. Helmdecken rot-silbern. Siebmacher, Band
BraA, S. 27, T. 15.
- Hakenberg: Ein
senkrecht gestellter Steighaken. Siebmacher, Band BraAE,
S. 8, T. 5.
- Kaland, Kalen: In
Blau ein roter (sic), schrägrechts gelegter
Steighaken mit 2-4, meistens 3 Sprossen. Helmzier
ein goldener hoher Hut ohne Stulp, oben mit einem
Pfauenstoß besteckt, beiderseits beseitet von der
Schildfigur. Helmdecken rot-blau (sic). Siebmacher, Band
MeA, S. 54, T. 29.
- von Gross-Lhota,
1499: In Rot ein silberner, pfahlweise gestellter
Steigbaum. Helmzier auf gekröntem Helm ein
silbern-rot-silberner Straußenfederbusch bzw. eine rote
Straußenfeder zwischen zwei silbernen. Helmdecken
rot-silbern. Siebmacher, Band Bö, S. 287, T. 137.
- Mosch, 1606:
Von Silber und Blau gespalten mit zwei
pfahlweise gestellten und von einander abgewendeten
Steigbäumen in verwechselten Farben. Helmzier auf
gekröntem Helm eine blaue Straußenfeder zwischen zwei
silbernen. Helmdecken blau-silbern. Siebmacher, Band Bö,
S. 242, T. 108. Vgl. auch Siebmacher, Band Pr, S. 270, T.
321, und Band: PrE Seite: 137 Tafel: 117, wo das Motiv
als Schlittenkufe angesprochen wird und die Farben genau
andersherum sind.
Linke Abb.: Wappen Mosch,
rechte Abb.: Moschwoski von Moravzcin.
- Moschwoski von Moravzcin:
In Rot zwei pfahlweise nebeneinander gestellte und
mit den Haken auswärts gekehrte silberne Steigbäume
(Sturmleitern). Helmzier fünf
rot-silbern-rot-silbern-rot tingierte Straußenfedern.
Helmdecken rot-silbern. Siebmacher, Band Mä, S. 86, T.
66, Band SchlA2, S. 83, T. 53, Band ÖSchl, S. 49, T. 26.
Statt der Farbe Rot auch mit der Farbe Blau.
- Muttenhauser,
Haimenweiler: Auf einem Dreiberg ein Steighaken, oben mit
doppelter Krümmung. Helmzier ein wie der Schild bez.
Flügel. Siebmacher, Band WüA, S. 201, T. 109.
- Rammin, Ramin: In
Silber ein roter Steighaken pfahlweise. Helmzier auf
rot-silbern bewulstetem Helm mit ebensolchen Decken zwei
nach außen gekehrte und geneigte rote Steighaken, unten
spitz zusammengestellt. Siebmacher, Band Pr, S. 315, T.
369. Die Querhölzer (Steighölzer) werden auch golden
dargestellt.
Wappen Rammin
- Wanstorf: Ein
pfahlweise gestellter Steighaken. Seitenlinie der
Familie von Bredow. Siebmacher, Band BraAE, S. 18, T. 12.
- von Wetzis, Luzern:
In Gold ein schwarzer, pfahlweise
gestellter Steighaken. Siebmacher, Band Bg4, S. 48,
T. 57.
- von Flatow:
In Silber ein schwarzer, pfahlweise
gestellter Steighaken mit 3 Sprossen. Helmzier zwei
schwarze, auswärts gestellte, unten spitz
zusammengesetzte Steighaken mit 3 Sprossen. Helmdecken
schwarz-silbern. Siebmacher, Band BraA, S. 27, T. 15,
Band PoA, S. 25, T. 16, dort nur mit einer einzelnen
Schildfigur als Helmzier. Variante Flatow: In Silber ein
roter, pfahlweise gestellter Steighaken mit 3
goldenen Sprossen. Helmzier zwei rote, auswärts
gestellte, unten spitz zusammengesetzte Steighaken mit
goldenen Sprossen. Helmdecken rot-silbern. So beschrieben
in Siebmacher, Band PrE, S. 69, T. 58. In anderen
Darstellungen wurde das Motiv zur Unkenntlichkeit als
Lautengriffstück verballhornt, so in Siebmacher, Band
PoA, S. 25, T. 16, und Band Pr, S. 128, T. 173.
Wappen von Flatow
Vorkommen
des Motivs des Steigbaumes in Kommunalwappen:
- Brieselang
(Gemeinde im Osten des Landkreises Havelland in
Brandenburg): Über einem blauen Wellenschildfuß, belegt
mit dem Wappen von Bredow (in Silber ein roter
Steigbaum mit drei Quersprossen), in Silber zwei Birken
mit natürlichem Stamm, grüner Krone und grünen
Kätzchen.
- Ortsteil Zeestow,
Gemeinde Brieselang: Geviert, 1 und 4 in Silber ein roter
Steigbaum mit drei Quersprossen, 2 und 3 rot.
- Amt Brüssow
(Uckermark (Brandenburg), Zusammenschluß der Stadt
Brüssow und vier weiterer Gemeinden: Von Silber und Rot
gespalten, darin eine Steigleiter mit vier Sprossen in
verwechselten Farben.
- Ortsteil Brüssow,
Amt Brüssow: In Rot eine silberne Burg mit drei
spitzbedachten, mit goldenen Kreuzchen besteckte Türmen;
im schwarzen Torbogen des erhöhten Mittelturmes ein
roter Steigbaum mit 3, neuerdings 4 Querhölzern
(Steigstöcken).
- Vehlefanz,
Ortsteil der Gemeinde Oberkrämer im Landkreis
Oberhavel (Brandenburg): Auf einem mit einem silbernen
Wellenbalken durchzogenen und mit einem silbernen Schild,
darin ein dreisprossiger roter Steigbaum, belegten
stumpfwinkelig abgeplatteten Berg eine rote Windmühle,
begleitet vorn von einem Paar schwarzer Pflugscharen und
hintern von einem schwarzen mit elf silbernen Nagelkuppen
versehenen Hufeisen.
- Löwenberger Land
(Gemeinde im Landkreis Oberhavel, Brandenburg): Im
goldenen, mit schwarzen Sternen bestreuten Schild aus
rotem Dreiberg wachsend ein rot-bewehrter, -gezungter und
-gekrönter doppeltgeschwänzter schwarzer Löwe mit
einer roten Steigleiter mit drei Quersprossen zwischen
den Vorderpranken.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenwerk
Deutsche Wappenrolle, Band 1-72
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von
Apfelkreuz bis Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage
2006, ISBN: 3-86646-010-4
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1994/1015/none/0016/index.html
http://www.bredow.de/
Siebmachers großes Wappenbuch,
Sonderband B1: Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener Verlag, ISBN
3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2;
Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb.
Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
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