Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Wolfszähne
Wolfszahn:
Ein Wolfszahn ist eine spitz
zulaufende, gebogene bzw. gekrümmte Figur, die einem typischen
Reißzahn eines Raubtieres ähnelt. Ein Wolfszahn steht
typischerweise nicht als isolierte Figur schwebend im Schild,
sondern kommt aus etwas hervor, aus dem Schildrand, aus dem
Schildfuß, aus einer Teilungslinie. Damit ist der Wolfszahn
typischerweise ein Linienverlauf, der vom Schildrand seinen
Ausgang nimmt und wieder zu ihm zurückkehrt, ein Heroldsbild und
keine gemeine Figur. Ein Wolfszahn kann einzeln Verwendung
finden, am häufigsten taucht er jedoch in Gruppen zu dreien auf.
Mehrere Wolfszähne in einer Gruppe haben normalerweise den
gleichen Krümmungssinn. Zur korrekten Blasonierung gehören
Angabe von Anzahl, Ursprungsort (von wo ausgehend) und Richtung
(wie gebogen), sofern diese nicht selbsterklärend ist.
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Wolfszahn |
Wolfszahnschnitt |
Wolfszahnschnitt:
Werden Wolfszähne symmetrisch
zur Modifizierung einer Schildteilung verwendet, spricht man von
einem Wolfszahnschnitt. Ein Schild kann so im Wolfszahnschnitt
geteilt oder gespalten etc. sein. Vom Flammenschnitt
unterscheidet sich der Wolfszahnschnitt durch die einfache
Krümmung, während ersterer S-förmige Begrenzungslinien aus
Krümmung und Gegenkrümmung besitzt.
Synonyme:
Selten wird statt
"Wolfszahn" der Begriff "Eberzahn" verwendet.
Er sollte aus Gründen der Eindeutigkeit nicht verwendet werden.
Darstellerisch besteht kein Unterschied.
Wolfszahn = englisch: wolf's tooth, französisch: dent de loup,
dent recourbé
wolfszahnförmig geteilt/gespalten, im Wolfszahnschnitt
geteilt/gespalten = englisch: parted in form of wolf-teeth, per
pile throughout embowed, französisch: émanché en dents
courbées
Wappen mit
Wolfszähnen in der Deutschen Wappenrolle (DWR):
- Smasal (Deutsche
Wappenrolle, DWR Nr. 11086/07): Von Gold und Rot
gespalten, die Spaltlinie von oben nach rechts in drei
aufwärts gerichtete rote und von unten her nach links in
drei gestürzte goldene Wolfszähne ausgezogen und mit
einer gewellten Linie verbunden. Auf dem Helm mit
rot-goldenen Decken ein wachsender roter Greif, die
Flügel mit roten Saxen und goldenen Schwungfedern, der
Schnabel golden, die Zunge rot und die Beine golden und
rot bewehrt.
- Wolfer (Deutsche
Wappenrolle, DWR Band: XLIV Seite: 63 Nummer: 8426/85):
In Blau ein aus dem linken unteren Schildrand
hervorkommender schräger silberner Wolfszahn, begleitet
oben links von einer silbernen Rose. Auf dem blau-silbern
bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken eine silbern
besamte rote Rose, angestemmt zwischen zwei rot-silbern
neunmal geteilten Büffelhörnern.
- Hiller, aus
Kröschendorf, Krs. Neustadt/OS. (Deutsche Wappenrolle,
DWR Band: LVI Seite: 44 Nummer: 9532/92): Im gevierten
Schild 1 und 4: in Gold drei abwärts gebogene, aus dem
Schildrand hervorkommende schwarze Wolfszähne; 2 und 3:
im silbern-rot schrägrechts bzw. schräglinks geteilten
Feld ein steigender Hengst in verwechselten Farben. Auf
dem schwarz-golden-rot-silbern bewulsteten Helm mit
rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken
ein Flug, rechts golden, belegt mit drei schwarzen
Wolfszähnen, links rot-silbern schräggeteilt.
- Semelka, aus Reuschwerder, Kreis
Neidenburg/Ostpreußen (Deutsche Wappenrolle, DWR Band:
XLIX Seite: 55 Nummer: 8773/87): Durch zwei
gegengerichtete, sich mit den Spitzen in der Schildmitte
berührende silberne Wolfszähne schwarz-rot gespalten;
im hinteren oberen Platz ein silberner Löwe. Auf dem
Helm mit schwarz-silbernen Decken ein rechts schwarzes,
links rotes Elchgeweih, die rote Schaufel belegt mit
einer silbernen Lilie.
Wappen mit
Wolfszähnen im "Siebmacher":
- v. Weiher u. Nimptsch
(Siebmacher Band SchlA1, Seite: 119, Tafel: 86, auch
Weyher und Weyherr): In Silber zwei rote Balken, jeder an
der inneren Seite mit drei roten Wolfszähnen so besetzt,
das jeder Zahn des unteren Balken vor dem entsprechenden
Zahn des oberen Balkens steht; über dem oberen Balken
drei balkenweise gestellte rote Rosen. Auf dem gekrönten
Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine
rote zwischen zwei silbernen. Varianten mit anderer
Zahnstellung bekannt. Freiherrliches Wappen geviert, in 1
das Stammwappen.
- Senfftl, München
1473 (Siebmacher Band BayA3, Seite: 82, Tafel: 51):
Silbern, im oberen hinteren und vorderen unteren Viertel
überzwerch je drei rote Wolfszähne, aus der Mittellinie
kommend, die oben links absteigend, die unten rechts
aufsteigend, oben rechts und unten links je ein roter,
fünfstrahliger Stern.
- Walchsing, Vilshofen
(Siebmacher Band BayA1, Seite: 190, Tafel: 192): Mit
einem silbernen, schräg aufsteigenden Wolfszahn von
Schwarz und Rot geteilt. Auf dem Helm mit
schwarz-silbern-roten Decken zwei schwarz-silbern-rot
geteilte Büffelhörner.
- Szokoly, v. Szokol u.
Kis-Várda, 1585 (Siebmacher, Band Un, Seite: 641, Tafel:
450): In Rot (?) drei aus dem linken Seitenrande ragende,
aufwärts gebogene silberne Wolfszähne.
- Guthy, v. Kis u.
Nagy-Guth, 1653 (Siebmacher, Band Un, Seite: 208, Tafel:
164): Drei aus dem linken Seitenrand ragende Wolfszähne.
- Krziwsaudow
(Krivsoudov, Marktflecken in Böhmen, Siebmacher Band St,
Seite: 62, Tafel: 97): In Rot drei aus dem Schildgrunde
und der linken Schildseite hervorkommende, nach rechts
aufwärts gekrümmte silberne Wolfszähne. Es handelt
sich um das Wappen der ehemaligen Grundherren v. Kinsky.
- Kinsky von Wchinitz und Tettau
(ursprünglich Wchinsky, Wchynsky), Tettau,
Tettau v. Tetova (Stammes- und Wappengenossen,
Grafen 1628, 1676, 1687, Fürsten 1747. Siebmacher, Band
FstA, Seite: 127, Tafel: 155, Mä, Seite: 158, Tafel:
113, OstN, Seite: 219, Tafel: 152, PrGfN, Seite: 24,
Tafel: 19, Sa, Seite: 50, Tafel: 57, ÖSchl, Seite: 95,
Tafel: 49): In Rot drei vom linken Schildesrand
ausgehende, abwärts gebogene silberne Wolfszähne. Auf
dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rechts silberner
und links roter Adlerflug oder ein rot-silbern übereck
geteilter Flug je nach Quelle. Helmdecken rot-silbern.
- Amadé v. Várkony,
1782 (Siebmacher, Band Sibü, Seite: 87, Tafel: 36, Un,
Seite: 10, Tafel: 7): In von Blau und Rot geteiltem
Schilde drei aus dem Seitenrande wachsende, mit den
Spitzen abwärts gekehrte silberne Wolfszähne.
- Drakulya v. Semtheesth,
1534 (Siebmacher, Band Sibü, Seite: 150, Tafel: 88, Un,
Seite: 144, Tafel: 114): In Rot aus dem vorderen
Seitenrande ragend drei silberne Wolfszähne mit den
Spitzen abwärts gebogen, darüber pfahlweise gelegt ein
silberner Krummsäbel mit goldenem Griff.
Wappen mit
Wolfszähnen in der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle (ADW):
- Polte (Allgemeine
Deutsche-Wappenrolle ADW, eingetragen unter Nr. 7720):
Gespalten, rechts in Silber eine schwarze Elchschaufel,
links in Rot drei aus dem Schildrand hervorkommende
silberne Wolfszähne. Auf dem Helm mit rechts
rot-silbernen und links schwarz-silbernen Decken ein
schwarzer Pferderumpf.
Wappen mit
Wolfszähnen im Rietstap / Rolland:
- Lindeck de Lizana,
ein Geschlecht aus Tirol und der Steiermark, blasoniert
als "D'azur au giron d'or, mouv. du canton dextre de
la p. en forme de croiss., versé de la côté sen., Cq.
cour., C.: un demi-vol aux armes de l'écu." Was
hier so mühsam beschrieben wird, ist nichts anderes als
in Blau ein aus dem rechten Schildhand kommender, mit der
Spitze abwärts gerichteter, goldener Wolfszahn. Im
vermehrten Wappen der Barone Lindeck de Lizana findet
sich das Stammwappen Lindeck in den Feldern 1 und 4, 2
und 3 in Schwarz ein gestümmelter, schräggelegter,
goldener Baumstamm (Prätzl), Herzschild gespalten von
Rot und Gold mit einer Vase mit zwei Lilien in
verwechselten Farben (Vegler de Hautzenheim). Drei Helme.
Im Siebmacher findet sich das Wappen unter dem Namen Lindegg
von Lyssana, hier lautet der Blason "In
Blau eine runde schrägrechts laufende goldene
Spitze", auch diese Formulierung ist suboptimal.
Für die anderen Details finden wir erhebliche
Abweichungen zwischen beiden Quellen: Im Siebmacher wird
als Helmzier ein wie der Schild bez. Flug angegeben,
Helmdecken blau-golden (NÖ1, Seite: 273, Tafel:
142-143). Für das vermehrte freiherrliche Wappen wird in
2 und 3 in Schwarz ein gestümmelter, pfahlweise
gestellter, silberner Baumstamm angegeben, Herzschild
gespalten von Silber und Rot mit einem silbernen Pokal in
der unteren Hälfte mit drei Vergißmeinnicht an grünen
Stengeln in der oberen Hälfte (Vogler von Hausenheim).
Darstellung
von Wolfszähnen in historischen Graphiken:
Wolfszahnwappen, gezeichnet von Ernst
Krahl (1858-1926) für Christian Graf von Kinsky
(Exlibris von 1903).
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers großes
Wappenbuch, Sonderband B1: Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener
Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2;
Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb.
Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis
Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage 2006, ISBN:
3-86646-010-4
Siebmachers Wappenbücher
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