Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Strahl
Der Strahl:
Hier geht es nicht um den
Plural, um Strahlen einer Sonne oder eines Sternes, wie sie
häufig vorkommen, sondern um "den Strahl" im Singular.
Ein Strahl (auch Stral) bezeichnet in der Heraldik eine
Pfeilspitze oder ein Pfeileisen, die typischerweise als
Schafthülle und zwei abgespreizten Flügeln dargestellt wird, um
möglichst raumfüllend in seiner Darstellung zu werden. Im
Gegensatz zu einem Pfeil fehlen meistens Schaft und Befiederung.
Der Strahl
in der kommunalen Heraldik:
Die Wurzeln des Ausdrucks
liegen im Slawischen (polnisch strzala = Pfeil), und einen
größeren Bekanntheitsgrad erlangte der Strahl insbsondere durch
die Stadt Stralsund mit ihrem redenden Wappen.
Das Stralsunder Wappen zeigt heute in Rot einen pfahlweise
gestellten silbernen Strahl mit einem silbernen Tatzenkreuz
darüber. Doch im Laufe seiner Geschichte änderte sich das
Wappen mehrfach. Bereits im 13. Jh. war der Strahl (Pfeil) Symbol
der Stadt, er wird auf alten Siegeln liegend auf einer Kogge
abgebildet. Während die großen Koggensiegel immer beide Symbole
zeigten, taucht der Strahl auf kleinen Siegeln auch alleine auf.
Rot und Silber sind die Farben der Hanse, und in diesen Farben
wird der Stralsunder Pfeil erstmals in der Sachsenchronik
aufrecht dargestellt, und kurze Zeit später erfolgte die
Kombination mit dem Kreuz. 1720 kam es zu einem neuen Wappen: Die
Schweden herrschten seit 1648 über Stralsund, und sie gaben dem
Stadtwappen die schwedischen Farben und die schwedische Krone:
Stralsund führte in Blau einen aufrechten silbernen Strahl,
überhöht von einer goldenen Krone. Manchmal finden sich auch
Darstellungen, die über der Krone noch das Tatzenkreuz zeigen.
Die Stadt erhielt nun auch ein Oberwappen, ein goldenes Kreuz
zwischen einem blauen Flug als Helmzier, sowie als Prunkstücke
den widersehenden goldenen Löwen (für Schweden) und den
widersehenden roten Greifen (für Pommern). 1815 kam Stralsund an
Preußen, aber das Wappen bestand in der beschriebenen Form bis
1938/39.
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Stralsund,
Stadtwappen 1720-1938 |
Stralsund,
Stadtwappen vor 1720
und nach 1938/39 |
Eine ganze
Wappengruppe mit dem Strahl:
Bei den Familienwappen gibt es
eine polnische Wappengruppe, die in Rot einen halben Ring führt,
auf dessen Bogen oben ein silberner Strahl aufrecht steht. Es
handelt sich um die Wappengruppe Ogonczyk (mit
sehr vielen Familien, z. B.
Blikowski, Blokowski, Drzewiecki, Dubiecki, Drwalewski,
Dzialynski, Gornicki, Jankowski, Letowski, Malanowski, Markus,
Markusz, Mierzwinski, Monkowski, Murzinowski, Niedrwicki,
Niedrwiecki, Niedrzwicki, Paczynski, Paprocki, Radojewski,
Radzikowski, Rosnowski, Rozynski, Sidorowicz, Sieczkowski,
Sierakowski, Twardowski, Uwielinski, Walowski, Wiesiolowski,
Wysocki, Zabrocki, Zakrzewski, Zboinski, Zóltowski, Zólwinski
u.v.a.m, über 300 Namen)
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Herb
Ogonczyk |
v.
Streitberg, v. Hagen |
Vittel |
Weitere
Familienwappen mit einem Strahl:
- Hagemeister
(Siebmacher Ost Seite: 309 Tafel: 105, Diplom von 1692):
Von Gold und Schwarz schräggeteilt; oben 3 (2. 1)
vierblätterige ganz blaue Rosen, unten aufrecht ein
aufgerichteter goldener Strahl.
- Reck v. Albisweiler
(Siebmacher WüA Seite: 207 Tafel: 114, Weingarten 1363):
Ein schräggestellter Strahl, Farben unbekannt.
- Reichenbach
(Siebmacher BayA1 Seite: 53 Tafel: 53, Wassertrüdingen
1275): Ein schräggestellter Strahl, Farben unbekannt.
- Reichenbach,
Rickenbach (Siebmacher WüA Seite: 252 Tafel: 143,
Konstanz): in Silber ein schräggestellter roter Strahl.
- v. Stralenfels, bei
Sulzbach 1394 (Siebmacher BayA1 Seite: 56 Tafel: 54): ein
aufrechter Strahl, Farben rot-silbern, Helmzier der
Strahl zwischen einem Paar Büffelhörnern, Decken
rot-silbern.
- v. Waldau (alter
Siebmacher, fränkischer Adel, neuer Siebmacher BayA1
Seite: 58 Tafel: 58): in Rot ein silberner,
schräggestellter Strahl. Helmzier eine rote Kugel oder
Scheibe, ringsum von silbernen Federn besteckt, Decken
rot-silbern.
- v. Waldau, v. Waldow
(Siebmacher Me Seite: 21 Tafel: 20 und SchlA3 Seite: 117
Tafel: 74): in Rot ein silberner, schräggestellter
Strahl (Pfeil- oder Lanzenspitze). Helmzier ein
schwarzgestulpter silberner Hut, mit schwarzem
Hahnenfederbusch (auch Pfauenfederbusch möglich)
besteckt (Me Seite: 21 Tafel: 20) bzw. ein
silberngestulpter roter Hut, oben belegt mit einem
silbernen Mühlstein, welcher mit sieben Büschen zu je
drei schwarzen Hahnenfedern besteckt ist. Decken
rot-silbern.
- v. Streitberg
(Siebmacher WüA Seite: 111 Tafel: 61, Codex Stadion): In
Blau ein schräggestellter silberner Strahl. Helmzier ein
gestürzter silberner Strahl, oben mit einem
Hahnenfederbusch besteckt. Helmdecken blau-silbern.
- vom Hagen, von dem
Hagen (Siebmacher MeA Seite: 44 Tafel: 24): Blau mit
silbernem, schrägrechts gelegtem (auch geschachten)
Strahl. Helmzier ein natürlicher Pfauenstoß. Helmdecken
blau-silbern. Im Siebmacher PrE Seite: 92 Tafel: 78 Blau
mit silbernem, schrägrechts gelegtem Strahl, aber
Helmzier sechs blaue Straußenfedern mit einem eisernen
Kreuz belegt, preußischer Adelsstand 1871 für Ernst
Heinrich Hagen.
- Braun (Siebmacher
Bg14 Seite: 79 Tafel: 33, hessisches Geschlecht, 1925 neu
angenommen): In Blau ein goldener aufrechter Strahl,
dessen Schaft unten in Kreuzform endet, in einem goldenen
Ring. Auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit
blau-goldenen Decken ein golden-blau übereck geteiltes
Paar Büffelhörner.
- Burger (Siebmacher
Bg5 Seite: 8 Tafel: 10): Geteilt von Gold und Blau, oben
ein schwarzer Strahl, unten drei (2:1) silberne Sterne.
Auf dem Helm ein wachsender, wie der Schild bez.
Mannesrumpf mit goldgestulptem blauem Spitzhut, Decken
schwarz-golden.
- Scharfenberg
(Siebmacher BraA Seite: 80 Tafel: 48): Blau mit einem
schräggestelltem, von Rot und Silber geschachten Strahl.
Helmzier ein natürlicher Pfauenstoß. Decken
rot-silbern. Nach Siebmacher MeA Seite: 90 Tafel: 50
identisches Schildbild, Helmzier der Strahl aus dem
Schild aufrecht und oben mit einem schwarzen
Hahnenfederbusch besteckt, Decken blau-silbern. MeA
Seite: 90 Tafel: 50 gibt eine weitere Variante mit einem
gestürzten geschachten Strahl als Helmzier nach der
Kobrinkschen Ahnentafel. Eine Farbvariante findet sich im
Siebmacher MeA Seite: 135 Tafel: 78 mit silbernem Feld
und senkrecht stehendem, von Rot und Silber geschachtem
Strahl, Helmzier eine silberne Straußenfeder zwischen
zwei blauen, Helmdecken blau-silbern, nach Schlichtings
Wappenbuch in Rostock. Nach Siebmacher PrE Seite: 158
Tafel: 136 preußischer Adelsstand 1876 für Karl Xaver
Scharfenberg und 1881 Karl Franz Scharfenberg mit
folgender Variante: Schwarz mit einem schräglinks
gelegten von Silber und Rot geschachten Strahl. Auf dem
gekrönten Helm der Strahl wie im Schild, aber aufrecht,
vor einem schwarzen Straußenfederbusch (fünf schwarze
Straußenfedern). Decken rechts rot-silbern, links
schwarz-silbern.
- Zülen (Zühlen,
Zulen, Zule, Siebmacher MeA Seite: 122 Tafel: 70): Blau
mit einem von Rot und Schwarz (?) geschachten,
schrägrechts gelegten Strahl. Helmzier ein Pfauenstoß,
Helmdecken blau-silbern.
- Vittel (Siebmacher
Bg8 Seite: 51 Tafel: 5): Gespalten von Gold und Schwarz,
darin ein Strahl verwechselter Tinktur. Helmzier ein
Mohrenrumpf in golden-schwarz gespaltenem Gewand mit vier
schwarzen Knöpfen und mit abfliegender schwarz-goldener
Kopfbinde. Decken und Wulst schwarz-golden.
- Ganze Pfeile hingegen zeigt das Wappen
der mecklenburgischen Familie v. Stralendorf(f)
(Me Seite: 20 Tafel: 18).
Literatur,
Quellen und Links:
Gert Oswald: Lexikon der
Heraldik. Von Apfelkreuz bis Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag,
2. Auflage 2006, ISBN: 3-86646-010-4
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Städte,
Württemberg, Bayern, Preußen, Mecklenburg, Bürgerliche u.a.
Otto Hupp: Königreich Preussen, Wappen der Städte, Flecken und
Dörfer
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