
Bernhard
Peter
Besondere
Tierdarstellungen

Heraldik ist kreativ, war es immer und wird
es hoffentlich noch lange sein. Tief in der Formensprache des
Mittelalters verwurzelt, spiegelen sich auch die Ideen und
Phantasien der Zeit im Motivschatz: Neben der sichtbaren
Wirklichkeit gehört auch eine fiktive Wirklichkeit zum
Formenschatz: Fabelwesen, Mischwesen, veränderte Wesen - im
Grunde alles, was wir aus den Bestiarien des Mittelalters kennen,
kommt als Motiv in Frage und wurde auch genutzt. Hier sei als
kleiner Exkurs einmal zusammengestellt, was man aus
Tierdarstellungen alles machen kann. Zum einen sind diese Motive
getrieben von dem Bedarf an Alleinstellungsmerkmalen, um ein
neues, einzigartiges Wappen zu schaffen. Zum anderen aber diese
Motive Ergebnis einer lustvoll ausgelebten Phantasie.
Teile von
Tieren, gestümmelte Tiere, kopflose Tiere
Tiere werden ganz oder auch in
Teilen dargestellt.
Vogelbeine, einzelne oder paarweise angeordnete Flügel, nur Kopf
und Hals von Tieren, halbe Tiere - in der Heraldik vollkommen
normal. Mit Tierliebe darf man nicht an Heraldik herangehen: Die
ganzen Merletten, Canetten und anderen gestümmelten Varianten
von Wappentieren müßten den Tierfreund aufschreien lassen. Und
die Experimente mit Mischwesen würden auch jeden
Tierschutzverein alarmieren. Doch damit nicht genug, es kommen
auch kopflose Tiere vor. Beispiele:
    - Wappen Witte, Norwegen,
        Siebmacher Band Bürgerliche 10, Seite 15, Tafel 17:
        Gespalten, vorn Hausmarke, hinten aufgerichteter
        kopfloser Fisch, von einer Krone überhöht. 
 
    - Wappen Geraltowski,
        Siebmacher Band Schlesischer Adel 2, Seite 38, Tafel 25,
        Nummer 2: In Silber ein schwarzer Adler ohne
        Kopf. 
 
    - Wappen Hahnensterz:
        Siebmacher Band Mecklenburg, Seite 46, Tafel 25, Nummer
        1: Schreitender Hahn ohne Hals und Kopf. 
 
    - Wappen Krögher: Siebmacher
        Band Bürgerliche 3, Seite 63, Tafel 69: In Rot ein
        silberner Adler ohne Kopf, mit blutigem Hals und goldenen
        Füßen. 
 
    - Wappen Rohwedel, Siebmacher
        Band Preußen, Seite 331, Tafel 384, Nummer 2: In Silber
        ein schwarzer Adler ohne Kopf und Hals, von einem roten
        Pfeil senkrecht aufwärts durchgeschossen. 
 
    - Wappen Westhoven, Siebmacher
        Band Preußen, Seite 445, Tafel 485: In Silber ein
        schwarzer Adler ohne Kopf. 
 
    - Wappen Finecke: Siebmacher
        Band Mecklenburgischer Adel, Seite 34, Tafel 18, Nummer
        1: In Silber ein gestürzter schwarzer Adler ohne Kopf,
        Füße und Flügel, überdeckt mit einem von Silber und
        Rot geschachten Querbalken. 
 
Tiere, bei
denen der Kopf durch einen Gegenstand ersetzt wurde
Und eine ebensolche
heraldische Besonderheit sind Tiere in Wappen, bei denen der Kopf
durch einen Gegenstand ersetzt wurde. Die nachfolgend
aufgeführten Beispiele belegen, daß das Vorhandensein eines
Kopfes nicht zwingend für heraldische Darstellungen ist:
    - Wappen Zapalowski,
        Siebmacher, Band Bürgerliche 10, Seite 16, Tafel
        20: In Silber ein kopfloser schwarzer Adler mit
        roten Fängen und Schwungfedern, an der Stelle des Kopfes
        ein roter Stern. 
 
    - Wappen Fick, Siebmacher Band
        Bürgerliche 5, Seite 37, Tafel 44: Geteilt von Blau und
        Silber, oben zwei silberne Sterne, unten eine blaue Lilie
        und kopfloser gekrönter blauer Fisch pfahlweise
        nebeneinander. 
 
    - Wappen Paliszewski, Posen,
        Siebmacher Band Preußen, Seite 290, Tafel 343: In Silber
        ein roter Adler, der statt des Kopfes einen goldenen
        Stern hat. 
 
    - Wappen Ligocki, Siebmacher
        Band Schlesien 3, Seite 95, Tafel 59: In Silber ein roter
        Adler, der statt des Kopfes einen goldenen Stern hat. 
 
Helmtragende
Tiere
Weiterhin sind Tiere
möglich, deren Kopf in einem Helm steckt oder die den Helm statt
eines Kopfes tragen:
    - Stadt Prenzlau: Von Silber
        und Rot geteilt, oben ein golden bewehrter roter Adler
        mit einem über den Kopf gestülpten goldenen
        Spangenhelm, darauf ein roter Flug, unten ein auf blauen
        Wellen schwimmender silberner Schwan.
 
    - Wappen Nordhausen, Siebmacher
        Band Städte, Seite 162, Tafel 191, Nummer 2: In
        Gold ein schwarzer Adler mit einem gekrönten
        stahlblauen Helme statt Kopf und silbernen
        Büffelhörnern als Helmzier, deren jedes außen mit vier
        dreiblättrigen grünen Lindenzweigen besteckt ist. 
 
Literatur,
Links und Quellen:
Walter Leonhard: Das
große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz Verlag 2000, Callwey
Verlag 1978 
Siebmachers Wappenbücher

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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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