Bernhard Peter
Besondere Motive: Doppelschlangenkreuz

Begriffe und Definitionen:
Ein Schlangenkreuz = Schlangenkopfkreuz ist ein schwebendes Kreuz, dessen vier Enden zu einem Schlangenkopf geformt sind. Verwendet wird meist ein Doppelschlangenkreuz = Doppelschlangenkopfkreuz, ein schwebendes Kreuz, dessen vier Enden aufgespalten sind wie bei einem Ankerkreuz, wobei alle acht Enden zu einem Schlangenkopf geformt sind, wovon sich jeweils zwei nicht zum selben Kreuzarm gehörende Köpfe paarweise anblicken. Häufig wird jedoch dem einfachen Ausdruck verkürzend der Vorzug gegeben.

Vorkommen:
Wappen mit diesem Motiv sind vor allem im Rheinland (Köln, Jülich, Aachen) und in der Provinz Limburg (Belgien, Niederlande) verbreitet, ein weiteres Vorkommen liegt im Norden Frankreichs (Normandie, Bretagne).

Abgrenzung von anderen Motiven:
Die am nächsten verwandten Motive, von denen es abgegrenzt wird (und mit denen es manchmal verwechselt wird), sind Ankerkreuz einerseits und Doppeladlerkreuz andererseits. Die fließende Grenze zum Ankerkreuz sehen wir z. B. im Siebmacher beim Wappen Othegraven.

Variationsbreite:
Die normale und auch formschöne Gestaltung ist die einer durchgehenden Fläche, wo sich die beiden Schlangenköpfe fließend aus dem Kreuzmotiv ergeben. Eine Sonderform ist eine Gestaltung, bei der einem schwebenden Kreuz abgesetzt zwei nach außen gebogene Schlangenköpfe angefügt werden. Wenn es sich also nicht um eine einzige durchgehende Fläche handelt, sollte das m. E. im Blason entsprechend angegeben werden, meist wird es in der Literatur aber nicht unterschieden, wenn die Farben nicht gegeneinander abstechen wie beim Wappen Kaer (s. u.). Der Unterschied ist auch zu marginal, um zwei unterschiedliche Wappen voneinander abzugrenzen. Es bleibt daher ein Kann. Im Rolland wird ein Doppelschlangenkreuz meistens abgesetzt gezeichnet, im Loutsch sowie in deutschen Quellen durchgehend.

Synonyme, Übersetzungen:
Im Französischen ist das Doppelschlangenkreuz ein "croix gringolée", im Englischen ein "cross gringoly" oder ein "cross anserated". Ein weiteres Wort ist "guivré", vom lateinischen guivris abgeleitet, Viper, weiterhin "givers". In manchen Blasons findet man auch "guivré" und "gringolée" zusammen, wobei diese doppelte Beschreibung mit der selben Bedeutung überflüssig ist.

Edle Herren v. Ouren
nach Gruber
Othegraven
nach Siebmacher Preußen
Huyn

Beispiele für das Vorkommen eines Doppelschlangenkreuzes, Literaturspiegel:

Kaer
nach Siebmacher Dalmatien
von den Driesch
nach Siebmacher Bürgerliche 4
Tiems
nach DWR
Dobbelstein (Limburg, Westfalen)
nach Rietstap/Rolland
Dobbelstein (Belgien,
Luxemburg)
nach Loutsch
van Merckelbach (Limburg,
Brabant)
nach Rietstap/Rolland
Merckelbach (Berg)
nach Rietstap/Rolland
Bex, de Bex, de Becs, de Becx
nach Rietstap / Rolland,
Provinz Liège), altes Wappen
Bex, de Bex, de Becs, de Becx
nach Rietstap,
Provinz Liège), neues Wappen
 
Crummel de Rijff
nach Loutsch
  Montfort, nach dem Armorial
du Hérault Vermandois
.
Montfort-sur-Meu, Ille-et-Vilaine

Literatur, Quellen und Links:
Deutsche Wappenrolle, Band 1-72
Siebmachers Wappenbücher
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage 2006, ISBN: 3-86646-010-4
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B1: Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2; Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb. Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2Siebmachers Wappenbücher
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Rietstap, Armorial Général, und Rolland
Emmanuel de Boos, Dictionnaire du Blason, Editions du léopard d'or, Paris, 2001, ISBN 2-83377-170-1
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Encyclopédie de Diderot et d'Alembert
Herrn Laurent Granier ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise

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