Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Centaur (Kentaur, Zentaur)
Der
Centaur als Fabelwesen in der Heraldik
Ein Centaur (frz. centaure,
engl. centaur) ist ein Fabelwesen, ein chimäres Mischwesen,
dessen Vorderteil ein Mensch und dessen Unterteil ein Pferd ist.
Dabei hat das Pferde-Hinterteil normalerweise vier behufte
Pferdebeine, es kann aber auch abweichend nur zwei davon haben,
was im Blason berücksichtigt werden sollte. Die häufigste
Darstellungsweise in der Heraldik ist die als Sagittarius (frz.
centaure-sagittaire, engl. sagittarius), wobei der Centaur mit
seinen beiden menschlichen Armen einen Bogen mit aufgelegtem
Pfeil spannt, entweder nach vorne oder nach hinten, was als
Abweichung im Blason angegeben werden muß. Normalerweise wird
also ein Centaur in der Heraldik mit sechs Gliedmaßen
dargestellt, und seine Züge sind stets maskulin.
Mythologischer
Hintergrund
Die Schreibweise variiert,
dabei erinnert Kentaur an das griechische Kentauros (Pl.:
Kentauroi), Centaur an das lateinische Centaurus (Pl.: Centauri),
und die Schreibweise mit "Z" ist die eingedeutschte
Variante. Diese Wortherkunft führt uns direkt zur antiken
Mythologie, gemäß der die Centauren der Verbindung zwischen
einem thessalischen König namens Ixion und einer Wolke
abstammen. Wie kann man mit einer Wolke Nachkommen zeugen? Zeus
riet Hera, dieser Wolke ihre Gestalt zu verleihen, nachdem sie
bei einem Gelage vom betrunkenen Ixion bedrängt wurde, und der
Rausch war anscheinend hinreichend groß, daß der König mit der
Wolke zufrieden war und die Täuschung nicht bemerkte. Die
Legenden gehen auseinander, ob direkt die Centauren entstanden
oder erst ein Ur-Centaur, der mit den Stuten der Stadt Magnesia
die Centauren zeugte. Die Centauren sind entsprechend der
Umstände ihrer Zeugung - im Suff mit einem Trugbild namens
Nephele - wild und ungezügelt, trinkfreudig und lüstern.
Es gab aber einen einzigen Centauren, der nicht auf diese Weise entstand, das war der Centaur Cheiron (gr.) oder Chiron (lat.), und er hatte auch gänzlich andere Wesenseigenschaften, er war nämlich gutmütig, weise, gerecht und klug und nicht lüstern wie die anderen, er war ein Freund der Götter, und er stammt von dem Titanen-Anführer Kronos (Saturnus) und der Philyra, der Tochter des Titanen Okeanos, ab. Auch hier erzählt die Sage von einer Verwandlung: Kronos näherte sich Philyra in Gestalt eines Pferdes, um seine wahre Identität zu verstecken und insbesondere vor seiner Frau Rhea den Seitensprung geheim zu halten, und das Ergebnis dieser Liebe trug die Spuren dieser Verwandlung. Dieser Centaur Cheiron wurde nach seinem Tod zum Sternbild Sagittarius. Wie konnte dieser Halbgott den Tod finden? Das ist eng mit der Prometheus-Legende verknüpft: Dieser sollte erst dann wieder seine Freiheit finden und von seinen Qualen am Kaukasus erlöst werden, wenn ein Unsterblicher bereit war, sein Leben für Prometheus zu lassen. Cheiron wurde in der Herakles-Legende von einem Pfeil mit Hydra-Gift verwundet und entschloß sich aufgrund seiner elenden Qualen, die Unsterblichkeit gegen Erlösung von seinem Leid zu tauschen. Doch Prometheus mußte nach seiner - mittelbaren oder unmittelbaren (je nach Variante) - Befreiung durch Herakles immer noch einen Ring mit einem Stein des Felsens tragen, damit Zeus sagen konnte, er sei immer noch daran gefesselt.
Daneben existieren noch viele weitere, uneinheitliche Legenden des Altertums rund um die Centauren mit jeweils eigenen Versionen, deren Vertiefung hier aber nicht im Vordergrund stehen soll, zumal hinsichtlich der mittelalterlichen oder nachmittelalterlichen Rezeption des Motivs nicht per se von einer Kontinuität der Symbolik ausgegangen werden kann.
Centauren-Wappen
berühmter Personen (1): Johann Kentmann
Einer der berühmtesten
Träger eines Centauren-Wappens war Johann Kentmann,
Torgauer Bürger. Er wurde am 21.4.1518 in Dresden geboren; seine
Eltern waren Christoph Kentmann und dessen Frau Martha. Johanns
Vater was Kürschner und Ratsmitglied. Nach dem Besuch der Schola
Annaebergensis (1532-1534) und der Nicolaischule in Leipzig
(1538-1540), dem Studium der Humanmedizin in Leipzig (1540-1542),
Wittenberg (1542 ff.), Nürnberg und danach wieder in Leipzig
(1546-1546, 1546 dort Magister artium) und während zweier Jahre
in Padua (1547-1549), und nach der Erlangung des Dr. med. am
2.9.1549 in Bologna praktizierte er als Arzt erst in Meißen
(seit dem 11.11.1550 Stadtphysikus an der Fürstenschule Sankt
Afra) und dann in Torgau (20.9.1554 Stadtphysikus), wo er bis zu
seinem Tod am 14.6.1574 lebte und arbeitete. Neben seiner
Tätigkeit als Arzt war er ein begeisterter Sammler und
induktiver Naturforscher ganz im Sinne der großen
Forschergestalten des 16. Jh., der sich empirisch mit Geologie,
Mineralogie, Botanik etc. befaßte. Seit 1567 hatte er in seinem
1566 bezogenen Torgauer Wohnhaus in der Schloßstraße 25 auch
seine Praxisräume. An diesem Haus ist sein Wappen über dem
straßenseitigen Portal angebracht.
Es wird im Siebmacher Band: Bg9 Seite: 23 Tafel: 28 beschrieben und zeigt in geteiltem Schild einen Centauren, mit Kopfbinde mit abflatternden Enden und einen mit einem Pfeil gespannten Bogen haltend, auf dem gekrönten Helm das menschliche Oberteil des Centauren wachsend. Die Farben werden im Siebmacher nicht angegeben. Das Wappen ist ein lautlich redendes, die Nähe zwischen "Cent-aur" und "Kent-mann" ist naheliegend, insbesondere für einen Mann klassischer Bildung in einer Zeit der Wiederentdeckung der Antike.
Centauren-Wappen
in der DWR: Kentmann II
Es gibt ein modernes Wappen
(Deutsche Wappenrolle DWR Band: I Seite: 40, eingetragen unter
Nummer: 1553/30), das sich von dem oben vorgestellten
historischen Wappen "inspirieren" ließ. Ohne
genealogischen Zusammenhang nahm die Familie Kentmann
aus Reval/Estland allein aufgrund der Namensähnlichkeit, wohl
auch begeistert von der Idee der redenden Umsetzung des Namens,
ein an das historische Wappen Kentmann (s.o.) angelehntes Wappen
an: In golden-schwarz geteiltem Schild ein Centaur in
verwechselten Farben mit roter Stirnbinde mit abflatternden
Bandenden, mit angelegtem roten Bogen mit aufgelegtem roten
Pfeil, überdeckt von einem roten Schräglinksbalken, der mit
drei goldenen, gestielten Lindenblättern nach der Figur belegt
ist. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der schwarze
Centaur wachsend, mit seinem Bogen, zwischen zwei goldenen
Lindenzweigen.
Centauren-Wappen
berühmter Personen (2): Franz von Stuck
Franz Stuck,
geb. 23.2.1863, gest. 30.8.1928, ist bekannt geworden als
Bildhauer und Maler, vor allem aber als Mitbegründer der sog.
"Münchner Sezession" 1892. 1895 wurde er Professor an
der Akademie und Lehrer berühmter Künstler der Moderne. Er
wurde 1906 als Ritter von Stuck in den persönlichen bayerischen
Adelsstand erhoben und mit dem Verdienstorden der Bayerischen
Krone geehrt. Das Wappen zeigt in Schwarz auf grünem Boden einen
goldenen Centauren, auf dem schwarz-golden
bewulsteten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein aufspringender
goldener Centaur. Mit Franz Stuck erlosch jedoch das Wappen
wieder, denn sein einziges leibliches Kind, Mary (1896-1961), das
er mit Anna Maria Brandmaier gezeugt hatte und 1904 adoptierte,
heiratete Albert Heilmann.
Centauren-Wappen
im Baseler Wappenbuch: Fattet
Familie Fattet:
In Gold über grünem Schildfuß (Grund, Boden, Rasen) ein
natürlicher Centaur (Kentaur) mit Pfeil und
Bogen. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein golden-blau
übereck geteiltes Paar Büffelhörner (nach dem Basler
Wappenbuch, ebanfalls im Rietstap / Rolland enthalten).
Darstellung des Fattet-Wappens in einer historischen Zeichnung von Carl Roschet (1867-25.1.1925) im Basler Wappenbuch, Band 2
Die Genealogie der Refugiantenfamilie beginnt mit Pierre Fattet aus Tarentaise, dessen Sohn Jacques Fattet nach Markirch auswanderte, wo er einen Lederhandel betrieb, gest. 1610. Dessen Söhne wiederum waren: 1.) Pierre Fattet, Lederbereiter, 1636 Basler Bürger, später Rappoltsteinischer Rat und Landrichter zu Markirch, geb. 1592, gest. 1657, 12 Kinder, darunter Peter, Lederhändler, geb. 1638. Dessen Söhne Johannes, geb. 1663, und Peter, geb. 1673, wandern wieder aus und werden wieder katholisch. 2.) Ulrich Fattet, Lederbereiter, Basler Bürger 1636, erw. 1626-1633, sein Sohn Ulrich wurde Oberst in venetianischen Diensten, geb. 1626, gest. 1662. Dessen Sohn: Lucas, Seidenbandfabrikant, geb. 1656, gest. 1717. Dessen Sohn: Lucas, Kaufmann und Seidenbandfabrikant, 1715 Sechser der Zunft zu Rebleuten, Mitglied des Großen Rats in Basel, Laienanführer des Basler Pietismus, geb. 1692, gest. 11.2.1751, starb als Letzter seines Geschlechtes, 10 Kinder. 3.) Jacques Fattet, Pfarrer in Markirch, erw. 1636. Sohn: Michael, Seidenfärber, geb. 1636, gest. 1667.
Weitere Centauren-Wappen im Siebmacher:
Familie von Eisenberg (Siebmacher PrE Seite: 59 Tafel: 49): Gespalten, vorn ein nach innen gekehrter Greif, einen umgekehrten Spieß in den Vorderpranken haltend, hinten ein bogenschießender Centaur. Auf dem gekrönten Helm der Greif wachsend. Die Farben werden nicht angegeben.
Fürsten Gedroic / Giedroyc (Siebmacher Band: Band: FstC Seite: 108 Tafel: 161, vgl. auch Gal Seite: 56 Tafel: 52-53): In Silber, Gold oder Blau je nach Quelle ein schwarzbärtiger und schwarzhaariger Centaur mit schwarzen vierbeinigem Pferdeleib und natürlichem Menschenleib, mit beiden Händen einen roten Pfeil mit silberner Stahlspitze von rotem oder goldenem Bogen gegen eine mit offenem Rachen züngelnde rote oder grüne, golden schillernde Schlange abschießend, welche anstatt des Pferdeschwanzes am Hinterteil sitzt. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine schwarze zwischen zwei silbernen. Der Centaur wird in einigen Darstellungen unten von einer Rose begleitet.
Graf Golowin (Siebmacher Band: Ost Seite: 52 Tafel: 12): Geviert, die Teilungslinie und die obere Spaltungslinie sind überdeckt von einem silbernen Antoniuskreuz, welches in der Mitte mit einem mit der Hauskrone des Rudolf von Habsburg gekrönten Herzschild belegt ist: Feld 1: in Blau ein einwärts gekehrter silberner Centaur mit einem über sich geschwungenem silbernen Segel, Feld 2: in Rot ein gekrönter schwertschwingender goldener Löwe, Feld 3: in Rot ein achtspitziges goldenes Ordenskreuz, Feld 4: in Blau ein zunehmender gesichteter silberner Mond (Mondsichel). Die untere Spaltungslinie ist überdeckt von einer eingepfropften Spitze, in Silber über zwei schräggekreuzten schwarzen (eisernen) Ankern ein achtstrahliger goldener Stern. Herzschild golden-rot gespalten mit einem golden gekrönten, schwarz-silbern gespaltenen Doppeladler.
Hippocentaurus (Siebmacher Band: Gal Seite: 9 Tafel: 8): In Rot ein silberner Centaur, zweibeinig oder vierbeinig vorkommend, mit einem Bogen mit aufgelegtem Pfeil nach rechts zielend. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken entweder der Centaur oder drei silberne Straußenfedern je nach Darstellung. Etwas anders in Siebmacher Band: Gal Seite: 9 Tafel: 8: In Blau auf grünem Boden ein silberner Centaur, vierbeinig, zurückschauend und mit einem goldenen Bogen mit aufgelegtem goldenen Pfeil mit silberner Spitze nach links nach seinem emporgeschlagenen, in einen Drachenkopf endenden Schweife zielend. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei silberne Straußenfedern.
Familie v. Milich, ein aus Freiburg stammend und später in Schlesien ansässiges Geschlecht (Siebmacher Band: Pr Seite: 265 Tafel: 316 und Band: SchlA3 Seite: 97 Tafel: 61): Rot-silbern geteilt mit einem bogenschießenden, vierbeinigen Centauren in wechselnden Farben, je nach Darstellung auf grünem Boden stehend. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken der menschliche Leib des mit einem goldenen Bogen schießenden Centauren wachsend, mit rot-silberner Stirnbinde mit nach hinten abflatternden Bändern.
Familie Rambach aus Luppurg (Siebmacher Band: Bg9 Seite: 26 Tafel: 32): In Blau auf grünem Boden ein silberner Centaur schreitend, einen mit Pfeil gespannten Bogen in den Händen haltend. Auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken eine wachsende Jungfrau in blauem Kleid mit silbernen Aufschlägen, mit langem Haar, drei grün gestielte und beblätterte Rosen in der ausgestreckten Rechten haltend. Ein entsprechender Wappenbrief wurde 1669 zu Neuburg an der Donau für den Luppurger Gerichtsschreiber Laurenz Rambach ausgefertigt.
Familie v. Roschütz oder auch v. Roschütz-Bybenschütz aus Schlesien (Siebmacher Band: Pr Seite: 61 Tafel: 79, vgl. auch Band: Gal Seite: 109 Tafel: 132): Geviert, Feld 1: in Grün auf einem silbernen Pferd (Schimmel) reitend ein Geharnischter, mit Schwert; auf seinem Schilde ein rotes Kreuz, Feld 2: in Schwarz ein Centaur, einen Pfeil abschießend, über ihm ein goldener Stern, Feld 3: in Gold ein rotes Büffelhorn, Feld 4: in Rot eine goldene Hirschstange, die beiden letzteren am Spalt zusammenstoßend. Drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener, sechsstrahliger Stern, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein Centaur, einen Pfeil abschießend, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein rotes Büffelhorn und eine goldene Hirschstange. Nach Siebmacher Band: PrGfE Seite: 43 Tafel: 29: Geviert, Feld 1: in Grün auf einem silbernen Pferd (Schimmel) reitend ein Geharnischter, mit Schwert; auf seinem Schilde ein rotes Kreuz, Feld 2: in Schwarz ein Centaur, einen Pfeil abschießend, über ihm ein goldener Stern, Feld 3: gespalten, rechts in Gold ein rotes Büffelhorn, links in Rot eine goldene Hirschstange, die beiden letzteren am Spalt zusammenstoßend. Feld 4: in Gold eine silberne Burg mit drei Zinnentürmen. (Dieses neue Feld 4 wäre wohl korrekter das polnische Wappen Wieze). Drei Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem mit einer Freiherrenkrone gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener, sechsstrahliger Stern, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein Centaur, einen Pfeil abschießend, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein rotes Büffelhorn und eine goldene Hirschstange.
Fürst Sapieha (Siebmacher Band: FstA Seite: 239 Tafel: 309, Band: FstB Seite: 51 Tafel: 91, Band: Gal Seite: 63 Tafel: 67): Zweimal geteilt, oben und unten zweimal, in der Mitte einmal gespalten zu insgesamt 8 Feldern. Feld 1: in Rot ein goldenes, aufrechtes Pfeileisen mit zwei Querstäben, Feld 2: in Schwarz drei (2:1) silberne Lilien, Feld 3: in Rot ein schwebender, angewinkelter geharnischter Arm, die Hand natürlich, der Ellenbogen von einem gestürzten Pfeil durchbohrt, Feld 4: in Rot auf grünem Boden ein säbelschwingender Geharnischter mit Schild mit Doppelkreuz auf silbernem Pferd (Schimmel), Feld 5: In Blau auf grünem Boden ein linksschreitender Centaur mit braunem Pferdeleib, der Oberkörper rücksehend, auf goldenem Bogen mit rot befiedertem Pfeil auf eine statt Schwanz sich emporwindende grüne Schlange zielend, Feld 6: in Blau ein schmaler goldener Pfahl (Leistenpfahl), aus den vier Ecken schräg goldene Kreuzchen hervorkommend, Feld 7: in Rot eine goldene Figur aus drei miteinander verbundenen, ineinandergeschachtelten Rechtecken, Feld 8: in Silber eine goldene Säule. Drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-goldenen Decken ein säbelschwingender Geharnischter mit schwarzem Schild mit silbernem Doppelkreuz wachsend, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Fuchs zwischen zwei braunen oder roten Büffelhörnern, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein königlich gekrönter, goldbewehrter, wachsender, silberner Adler, mit ovalem Brustschild wie in Feld 3 mit Arm und Pfeil. Im vierfeldrigen gräflichen Wappen ist der Centaur ebenfalls enthalten, und zwar in Feld 4 eines gevierten Wappenschildes (Siebmacher Band: FstA Seite: 239 Tafel: 311).
Kommunalwappen mit Centauren:
Holszany, Halschanni (Stadt in Weißrußland, Hrodna Voblast): In Rot über einem blauen, mit einem aufrechten, silbernen Pfeileisen mit zwei Querstäben belegten Winkelschildfuß ein Centaur mit silbernem Pferdeleib und natürlichem Menschenleib, rückwärts mit Pfeil und Bogen auf den aufgeworfenen Schlangenschwanz zielend. Das Wappen mit dem Centauren nimmt Bezug auf das der ehemaligen Fürsten von Holszanski, deren Schloß heute eine Ruine ist.
Siesiki, Siesikai (Stadt in Zentral-Litauen, im Westen des Rayons Ukmerge gelegen): In Rot ein silberner, goldenbehufter Centaur, rückwärts mit goldenem Pfeil und Bogen auf seinen aufgeworfenen drachenköpfigen Schwanz zielend.
Lutomiersk (Stadt in Zentral-Polen): In Grün ein silberner, goldenbehufter Centaur mit goldenem Haar, rückwärts mit goldenem Pfeil und Bogen auf seinen aufgeworfenen schlangenköpfigen Schwanz zielend.
Wappen mit Centauren im Rietstap / Rolland:
Familie Reille (Herkunft: Provence und Paris, vgl. Honoré-Charles-Michel-Joseph Reille, comte de l'Empire, Marschall von Frankreich): In Grün ein schreitender, goldener, bogenschießender Centaur. Französischer Blason: De sinople, au centaure passant, l'arc en main décochant une flèche, le tout d'or.
Familie Ameil (Moulins, baron de l'Empire): Geviert, Feld 1: in Blau eine goldene Harfe, Feld 2 und 3: in Rot ein silberner, nach hinten bogenschießender Centaur, Feld 4: in Grün ein goldener Wilder Mann mit Keule über der Schulter. Französischer Blason: Écartelé, au 1: d'azur à une harpe d'or, au 2 et 3: de gueules au centaure-sagittaire d'argent, la tête contournée, décochant une flèche vers senestre, au 4: de sinople à un sauvage d'or, armé d'une massue du même, posée sur son épaule. In einer anderen Variante ist der Centaur nur in Feld 3, und in Feld 2 ist stattdessen in Rot ein silbernes Schwert (de gueules, à l'épée d'argent).
Kanadische Wappen mit Centauren:
Ein ganz modernes Centauren-Wappen wurde Claude Desmeules aus Montreal (Québec) im Jahre 2002 konzediert (Vol. IV, p. 196): In Grün ein aufgerichteter goldener Centaur, in seinen Händen einen silbernen Mühlstein mit einem eingesetzten, roten, vierschenkligen Mühleisen haltend. Auf dem grün-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken drei (2:1) silberne Mühlsteine mit jeweils eingesetztem, rotem, vierschenkligem Mühleisen. Französischer Blason: De sinople au centaure cabré d'or tenant de ses mains une meule de moulin d'argent chargée d'une anille de gueules. Cimier: Trois meules de moulin d'argent chargées chacune d'une anille de gueules. Englischer Blason: Vert a centaur forcene or holding between his hands a millstone argent charged with a mill rind gules, crest: three millstones argent, each charged with a mill rind gules.
Abgrenzung
zu anderen Mischwesen:
Ein Centaur wird normalerweise
mit sechs Gliedmaßen dargestellt, vier Pferdebeinen und zwei
menschlichen Armen. Seltener finden sich Abbildungen mit nur zwei
Pferdebeinen, hier ist die darstellerische Grenze zu einem Satyr
sehr nahe.
Centauren sind Mischwesen aus Pferd und Mensch. Wird ein
Menschen-Oberteil mit einem Rinder-Unterbau kombiniert, entsteht
hingegen ein Bucentaurus. Diese gibt es auch als
weibliche Variante, genannt Bucentaurin. Eine solche führt
beispielsweise Taormina auf der Insel Sizilien im Stadtwappen.
Es gibt noch weitere Mischwesen, z. B. den Löwencentauren,
mit einem menschlichen, männlichen Oberteil und einem
vierbeinigen Löwenkörper. Die vier Beine sind die Abgrenzung
zum Mannlöwen. Weiterhin findet sich in der Welt der Fabelwesen
ein Ichthyocentaur (Meer-Centaur),
bestehend aus einem menschlichen Oberteil und zwei Pferdebeinen
zusätzlich nebst einem Fischschwanz. Diese beiden Pferdebeine
grenzen das Mischwesen von einem Triton ab, bei dem der Mann
direkt ab der Hüfte in den Fischschwanz übergeht.
Atypische Centauren im Siebmacher:
Familie Krauter aus Nürnberg (Siebmacher Band: BayA1 Seite: 78 Tafel: 77): In Rot ein silberner Centaur. Der Centaur wird hier ohne Bogen und ohne menschliche Arme dargestellt, nur mit vier Pferdehufen. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Vorderteil des Centauren wachsend. Bei Volborth wird dieses Wappen hingegen in einer weiblichen Form als "Pferdefräulein" dargestellt. Da die menschlichen Arme fehlen, ist die Einstufung als Centaur (oder Centaurin) fragwürdig.
Familie Lachenbeck aus Augsburg (Siebmacher Band: Bg6 Seite: 72 Tafel: 75): Schwarz-golden geteilt mit einem zweibeinigen Centauren in verwechselten Farben, mit den Händen einen Pfeil schräg haltend. Helmzier nicht angegeben.
Familie Frischeisen aus Nürnberg (Siebmacher Band: Bg2 Seite: 2 Tafel: 33): Gespalten, rechts ein gekrönter Greif, einen Stab haltend, links eine Figur, halb Mensch, halb Pferd (zweibeiniger Centaur) mit gespannten Bogen. Auf dem Helm ein gekrönter wachsender Greif, einen Stab haltend. Farben werden im Siebmacher nicht angegeben.
Familie v. Gellyey (Siebmacher Band: UnE Seite: 53 Tafel: 34): In Blau nach rückwärts gewendeter zweibeiniger Centaur, einen Pfeil aus einem Bogen nach hinten abschießend, im rechten Oberecke von einem sechsstrahligen goldenen Stern begleitet. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken zwei blaue Straußenfedern. Einen entsprechenden Wappenbrief bekam der Mundschenk Anton de Gellye 1522 zu Prag ausgestellt, begünstigt waren außerdem seine Brüder Sebastian, Gotthard und Paul. Das Geschlecht ist vermutlich erloschen.
Familie Kirchhoff aus Lauban (Siebmacher Band: Bg10 Seite: 26 Tafel: 29): Geviert, Feld 1: in Blau ein silberner Schwan mit goldener Halskrone, einen Halbmond auf dem Kopfe, in der rechten Kralle einen Ölzweig haltend, Feld 2: in Schwarz ein goldener Löwe, in der rechten Pranke eine silberne Krone, in der Linken eine Waage haltend, Feld 3: in Silber eine blau gekleidete Jungfrau, in der Rechten einen Skorpion, in der Linken eine Taube haltend , Feld 4: in Gold ein zweibeiniger Centaur, der mit den Pferdefüßen auf einem grünen Drachen steht, und mit der Rechten einen Krug mit Wasser ausgießt. Auf dem schwarz-golden bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken ein silbernes Dreieck, blau gefüllt mit strahlender goldener Sonne, vor einem blauen Adlerflug mit silbernen Schwungfedern. Ein entsprechender Wappenbrief datiert von 1668.
Literatur,
Quellen und Links:
Deutsche Wappenrolle, Band 1
Siebmachers Wappenwerk
Rietstap / Rolland
Johann Kentmann: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Kentmann
Johann Kentmann: http://www.kkh-torgau.de/geschichte/johann-kentmann.html
Johann Kentmann: http://www.kleine-galerie-torgau.de/kentmann/bio.php
Artikel Kenntmann, Johann von Wilhelm von Gümbel in:
Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der
Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 603, http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Kenntmann,_Johann
Johannes Helm, Johannes Kentmann, 1518-1574, ein sächsischer
Arzt und Naturforscher, F. Steiner Verlag, Wiesbaden 1971
Fattet: Wappenbuch der Stadt Basel. Unter den Auspizien der
historischen u. antiquarischen Gesellschaft in Basel
herausgegeben von W. R. Staehelin, Zeichnungen Carl Roschet, F.
Gschwind, Lothar Albert et al., 3 Teile in mehreren Folgen, Band
2, Basel
Fattet: Historisches Lexikon der Schweiz, Artikel über Lukas
Fattet: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10600.php
Carl-Alexander von Volborth:
Fabelwesen der Heraldik in Familien- und Städtewappen, Belser
Verlag 1996 ISBN 3-7630-2329-1
Mythologie der Centauren: http://www.archive.org/stream/ausfhrlichesle0201rosc#page/n529/mode/1up - W. H. Roscher,
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie. http://openlibrary.org/books/OL7043570M/Ausf%C.....en_Mythologie.
Franz von Stuck: http://www.bbkl.de/s/s4/stuck_f.shtml
Franz von Stuck: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Stuck
Reille: L.-A. Duhoux d'Argicourt, l'Alphabet et figures de tous
les termes du blason, Paris 1899.
Ameil: Camille Philippe Dayre de Mailhol, Vocabulaire du blason,
ou l'Art héraldique mis à la portée de tous, Paris 1898.
Centauren in der französischen Heraldik: http://www.blason-armoiries.org/heraldique/c/centaure.htm
Comte Alphonse O'Kelly de Galway, Dictionnaire archéologique et
explicatif de la science du blason, Bergerac 1901
Desmeules: http://archive.gg.ca/heraldry/pub-reg/project-pic.asp?lang=f&ProjectID=299&ProjectElementID=1030
Gustav Schwab, die Sagen des klassischen Altertums
Rainer Rauthe, Reclams Lexikon der antiken Mythologie, Reclam,
Ditzingen 1999
Eckart Peterich, Pierre Grimal, Götter und Helden: Die
Mythologie der Griechen, Römer und Germanen, Patmos, 2008.
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