Bernhard
Peter
Borde
und Bordierungen in der Heraldik
Ein Bord ist ein umlaufender Rand, sei es um eine Figur oder den Schildrand entlang. Es handelt sich um eine Einfassung, die als eigenständiges zu blasonierendes Element angesehen wird und bedeutungstragend und damit unterscheidend ist.
Einfache
Borde unterschiedlicher Breiten
Ohne Angabe einer weiteren
Figur ist immer ein Rand gleicher Breite
gemeint, der den Schildrand rundum entlang läuft und den
eigentlichen Schildinhalt optisch von der äußeren Begrenzung
des Schildes absetzt. Die Form dieses Bordes ist die des
Schildes, also wird auch bei einer Tartsche deren asymmetrische
Form nach innen weitergetragen, denn ein Bord folgt immer dem,
was bordiert wird. Ein Bord wird zu den Heroldsbildern
gerechnet, obwohl keine Linie von Schildrand zu Schildrand geht.
Dennoch handelt es sich vom Konzept her um ein Heroldsbild, weil
klar definierte, ungegenständliche Farbflächen gegeneinander
gesetzt werden. Noch eine Bemerkung zum Geschlecht: Ein Bord ist
männlich, "der Bord", ähnlich wie beim Bord oder
Freibord eines Schiffes, was ebenfalls eine Frage des Randes ist,
denn "das Bord" ist ein Teil eines Bücherregals. Wer
unsicher ist, kann auch "die Bordierung" verwenden.
Über die Breite eines Bordes gibt es ganz unterschiedliche Ansichten, ein Querschnitt durch alle bordierten Wappen zeigt, daß es letztendlich keine absolut verbindlichen Richtwerte für die Breite gibt, sondern die Harmonie der Gesamtkomposition dem Künstler Leitbild sein sollte. Im Allgemeinen sind 2/7 der Schildbreite, also je 1/7 rechts und 1/7 links, ein gutes ästhetisches Richtmaß. Ist ein Bord schmaler, handelt es sich um einen Stabbord, wobei 1/7 der Schildbreite, also je 1/14 rechts und 1/14 links, als gutes Richtmaß angesehen werden. Ein Stabbord ist also ca. halb so breit wie eine normale Bordierung. Ein sehr schmaler Bord wird auch Fadenbord genannt. Ein Bord kann aber auch unter zunehmender Verkleinerung der Zentralfläche zum verbreiterten Bord werden, wenn seine Breite überall das normale Maß überschreitet. Wird ein Bord noch breiter, kommt irgendwann ein Punkt, ab dem die Sichtweise kippt: Wenn die äußere Fläche Dimensionen annimmt, daß diese die innere Fläche dominiert und nicht umgekehrt, also bei mehr als ca. 1/5 Schildbreite auf jeder Seite, wird die äußere Fläche zur Schildfläche und die innere Fläche zum darin plazierten Schildchen.
Das Schildchen kann natürlich als Objekt selbst wieder bordiert sein, denn niemand würde mehr die äußere Fläche aufgrund ihrer Dominanz als Bord ansprechen. Selbstverständlich gibt es gerade im Bereich historischer Wappenabbildungen eine erhebliche Variationsbreite, so daß es manchmal grenzwertig sein kann, und man ein Schildbild sowohl so als auch anders ansprechen kann. Eine Entscheidungshilfe kann die genaue Betrachtung der Proportionen sein: Wird bei einem Halbrundschild, der gewöhnlich höher als breit ist, ein Bord abgebildet, ist die Bordierung überall gleich stark, während die Zentralfläche im Vergleich zum Schild proportional schlanker wird. Ist es hingegen ein Schildchen, sollten die Proportionen eines Schildes Verwendung finden, was dazu führt, daß die umgebende Fläche oberhalb und unterhalb breiter ist als an der Seite.
Innenborde
und mehrfache Borde
Die Außenkante eines Bordes
muß nicht identisch sein mit der Außenkante eines Schildes.
Wird ein Bord von der Außenkante abgesetzt und kommt er damit
innerhalb der innen und außen liegenden Feldfarbe zu liegen,
spricht man von einem Innenbord. Die Breite ist
dabei reduziert, um der Harmonie der Gesamtkomposition Rechnung
zu tragen. Und genau wie zwei nahe beieinander liegende Balken zu
einem Zwillingsbalken werden oder zwei aneinandergerückte
Sparren zu einem Zwillingssparren, so können zwei Borde
ineinandergesetzt werden, um eine doppelte innere
Bordierung oder einen Zwillingsinnenbord
zu erhalten.
Ob Balken, Pfähle, Sparren oder Borde: Mit dem Ausdruck "Zwillings-" assoziiert man eng benachbarte Figuren, zwischen denen die Feldfarbe sichtbar wird. Ist das nicht der Fall, sei es, weil die Farbe in der betreffenden Zone von der Feldfarbe abweicht, oder sei es, weil die Objekte aneinandergeschoben werden, trifft die Wortkonstruktion "Zwillings-" nicht zu (s. u.). Alternativ kann beim Bord die Bezeichnung "doppelt" verwendet werden, auch dieses Wort bezeichnet zwei durch Feldfarbe voneinander separierte Borde oder Innenborde. Beim Vorhandensein von zwei Borden können diese unterschiedliche Farben haben, was entsprechend blasoniert werden muß. Analoges gilt für drei ineinandergesetzte Innenborde, als eine dreifache innere Bordierung oder ein Drillingsinnenbord. Alle drei Borde liegen dabei in die Feldfarbe eingebettet, und farbliche Abweichungen werden von außen nach innen beschrieben.
Leider gibt es in der heraldischen Literatur verschiedene Systeme, die nicht unbedingt kompatibel sind, weil unter gleichen Begriffen verschiedene Inhalte verstanden werden. Es soll hier versucht werden, einem in sich logischen Formalismus zu folgen, der präzise und eindeutig ist und parallel zur Blasonierung von Balken oder Pfählen etc. aufgebaut ist. Was für Innenborde gilt, gilt in Analogie auch für an den Schildrand anschließende Borde: Zwei einfassende, ineinandergeschachtelte Borde mit Feldfarbe dazwischen werden dann einfach Zwillingsbord genannt. Liegt keine Feldfarbe dazwischen, handelt es sich um eine in mehrere Zonen geteilte Bordierung, wobei die Farbabfolge angegeben wird. Nun zum zweiten und dritten Bild der folgenden Abbildungsreihe: Es handelt sich nicht um Zwillings- oder Doppel- bzw. Drillings- oder Dreifachborde, denn es erscheint keine Feldfarbe dazwischen. Betrachten wir die Analogie zu einem Balken oder Pfahl: Einen Balken, der oben blau und unten golden ist, würden wir als blau-golden geteilten Balken bezeichnen, einen Pfahl, der rechts blau und links golden ist, würden wir als einen blau-golden gespaltenen Pfahl bezeichnen. Nun beginnt das Dilemma: Ein Bord ist oben geteilt, links gespalten, unten andersrum geteilt, rechts andersherum gespalten. Folglich sind die Ausdrücke nur bedingt geeignet. Erschwerend kommt hinzu, daß wir unter einem "gespaltenen Bord" einen Bord verstehen, der wie ein Schild oben in der Mitte und unten in der Mitte gespalten ist, unter Auslassung der verbleibenden Restfläche, eine Tinktur rechts von der Spaltlinie, die andere links. Analog ist ein geteilter Bord einer, der im rechten und im linken Teil jeweils einmal horizontal geteilt ist, also in jedem Fall senkrecht zur Umlaufrichtung. Fehlen komplexe Arten der Teilung (s. u.), die ein "Quer-Anbringen" ausschließen, ist der Ausdruck "geteilt" oder "gespalten" ungeeignet zur eindeutigen Beschreibung des Zustandes. Meine Empfehlung ist, einen solchen Bord einfach als außen blauen, innen goldenen Bord zu bezeichnen, denn durch die Angabe der beiden Farben wird die trennende Linie impliziert, es ist unstrittig klar, daß beide Farbflächen aneinanderstoßen und daß keine Feldfarbe dazwischen erscheint, und ferner sind die Deskriptoren "außen" und "innen" die einzig angemessenen für ein umlaufendes, konzentrisch aufgebautes Objekt.
Borde
kombiniert mit Heroldsbildern
Ein Bord kann grundsätzlich
selber wieder von Heroldsbildern überlagert werden. Alle
Heroldsbilder, deren teilende Linien wir bei freier Mittelfläche
in ihrer Projektion auf den Rand nutzen können, sind geeignet.
Ein gespaltener Bord ist eine Einfassung, die
oben in der Mitte und unten in der Mitte gespalten ist, unter
Auslassung der verbleibenden Restfläche, eine Tinktur rechts von
der Spaltlinie, die andere links. Wird die Zentralfläche in
diese Spaltung einbezogen, benennt man diese Spaltung zuerst und
bezeichnet z. B. den Bord als "in
verwechselten Farben", wenn er invertierte
Tinkturen hat, oder man nennt die Spaltung des Schildes und die
des Bordes separat aufzählend, wenn die Tinkturen desselben
abweichen.
Analoges gilt für gevierte (quadrierte) Borde oder schräggevierte Borde: Betrifft das unterteilende Heroldsbild nur die Einfassung, spricht man von einem gevierten (quadrierten) oder schräggevierten Bord, zieht sich das unterteilende Heroldsbild jedoch über den gesamten Schild, die bordierende Linie kreuzend, nennt man die Quadrierung etc. beim Schild (Schild hat Vorrang vor Bord) und bezeichnet den Bord als "in verwechselten Farben", wenn er invertierte Tinkturen hat, oder man zählt die Zonen nacheinander auf, wenn die Tinkturen desselben abweichen, also zum einen die Quadrierung (o.ä.) des Schildes und zum andern die Quadrierung (o.ä.) des Bordes.
Verfolgen wir diesen Gedanken weiter, um zu komplexeren Borden zu gelangen. Prinzipiell kann ein Bord jedes geeignete Heroldsbild tragen. Kombination aus schräger Vierung und Quadrierung ergibt die achtfache Ständerung mit alternierenden Farbflächen. Beim geständerten Bord wie bei den anderen Beispielen ergibt sich jetzt die Schwierigkeit, daß man, wenn die Schildfläche die durch das Heroldsbild auferlegte Aufteilung nicht mitmacht, die Farbregel nicht streng einhalten kann. Man schafft also eine unbefriedigende Situation, indem man sich vorsätzlich in die Notlage versetzt, Metalle und Farben nicht sauber trennen zu können. Die beste Lösung ist natürlich ein den ganzen Schild aufteilende Konstruktion mit einem Bord in verwechselten Farben. Nur wird das leider aus den verschiedensten Gründen nicht immer möglich sein, so bleibt einem nur, das Ausmaß der Verstoßgrenzen so gering wie möglich zu halten. Bleiben wir bei der Ständerung: Eine achtfache Ständerung erzeugt noch relativ längliche Abschnitte, interessanter sind eine 12er- oder 16er-Ständerung. Dabei ist wichtig, daß bei einem geständerten Bord alle Trennlinien so verlaufen, daß ihre Verlängerung sie in der Schildmitte aufeinandertreffen läßt. Beim Stückbord oder gestückten Bord wird die Einfassung zwar auch in mehrere alternierende Abschnitte geteilt, doch die trennenden Linien sind Senkrechten auf der Bordierungslinie. Würde man diese verlängern, würden sich niemals alle Linien in einem Punkt treffen. Noch deutlicher würde das bei einer Tartsche an der Lanzenruhe: Bei einem geständerten Bord würden auch die Linien an dieser konkaven Stelle dem Diktat der Schildmitte als Bezugspunkt folgen, bei einem gestückten Bord würden die nach innen verlängerten Linien strahlenförmig auseinanderstreben. In den Ecken ist der Verlauf der Trennlinie bei einem gestückten Bord einfach diagonal von Ecke zu Ecke. Wird hier hingegen ein "Würfel" eingebaut, begeben wir uns in das Kapitel einreihig geschachter Borde.
Borde
mit modifizierten Trennlinien
Bis jetzt sind wir immer von
Borden mit gerader oder im unteren Bereich stetig gekrümmter
Begrenzungslinie ausgegangen. Doch wie jede andere
Begrenzungslinie auch kann die Bordierungslinie modifiziert
werden. Ein beliebtes Motiv ist es, die Linie nach innen zu
Spitzen auszuziehen. Sind die Kanten gerade und die Spitzen also
nach innen wie nach außen gleich geformt, ist es ein Zackenbord.
Wenn die Trennlinie aber so gestaltet wird, daß Spitzen nach
innen weisen und Rundungen nach außen, handelt es sich um einen gedornten
Bord. Hier werden leider uneinheitliche Begriffe
verwendet, und ein solcher Bord wird leider häufig
unrichtigerweise als gekerbt bezeichnet. Ein Dorn ist eine spitz
zulaufende Struktur, und wenn etwas gedornt ist, sitzen spitze
Strukturen an diesem Objekt. An einem Schlehenzweig verletzt man
sich, weil seine Dornen nach außen wegstehen, nicht weil die
Äste Löcher haben. Und genauso hat ein gedornter Bord Spitzen,
die von ihm weg weisen. Eine Kerbe hingegen ist eine in das
Objekt eindringende Spalte, und wenn etwas gekerbt ist, dringt
von außen etwas in dieses Objekt ein. Hier wird als Objekt der
Bord beschrieben und nicht die Restfläche, also ist der Bord
gedornt, wenn die Spitzen vom Bord weg ins Innere des Schildes
weisen. Würde man dagegen die Restfläche innen beschreiben,
dann wäre diese gekerbt. Das Entscheidende ist die Perspektive:
Was wird beschrieben? Sind die Spitzen dagegen so angeordnet,
daß sie in das Innere des Bordes weisen, spricht man korrekt von
einem gekerbten Bord oder einem gelappten
Bord. Bei dem einen Ausdruck steht im Vordergrund, wie
die eindringende Struktur beschaffen ist, bei dem anderen
Ausdruck, wie die zur Restfläche gerichteten Strukturen
beschaffen sind. Da wir den Bord beschreiben, müssen wir dieses
auch auf den Bord beziehen, und die Kerben gehen in den Bord
hinein, also ist es ein gekerbter Bord. Und die Lappen zwischen
den Kerben ragen nach außen, also ist es auch ein gelappter
Bord. Leider wird das sehr oft falsch gemacht. Hilfreich ist es,
nicht nur bei Borden, sondern auch bei Balken, Pfählen etc.
immer zu überlegen: Was genau wird definiert und beschrieben?
Und dieses Objekt wird aus dieser Perspektive bzgl. seiner
Wechselwirkung mit der Umgebung betrachtet. Entsprechend ist das
dritte Beispiel ein Innenbord, der außen gelappt und innen
gedornt ist.
Kommen wir zu eckigen Begrenzungslinien: Verläuft die Trennlinie zwischen Bordfläche und Schildfläche im Zinnenschnitt, handelt es sich um ein Zinnenbord. Hier ist er mit normalen Zinnen gezeichnet, genausogut sind Breitzinnenbord und Flachzinnenbord möglich. Bei einem Innenbord ist die Anwendung der Zinnen als modifizierendes Element genauso möglich, typischerweise aus Platzgründen außen, weil es aber theoretisch auch innen oder beiderseits denkbar wäre, gibt man an, daß der Innenbord außen gezinnt ist. Wechseln wir die Farben so, daß außerhalb der begrenzenden Zinnenlinie nicht die Feldfarbe des Schildes erscheint, handelt es sich nicht mehr um ein Innenbord, sondern um einen im Beispiel außen goldenen, innen roten Bord, wobei die Trennlinie im Zinnenschnitt ausgeführt ist. Eingedenk der weiter oben erläuterten Problematik des Ausdruckes "geteilt" ist es hier möglich, den Begriff eines im Zinnenschnitt geteilten Bordes zu verwenden, weil aus Platzgründen eine andere Interpretation nicht denkbar ist.
Auch die Zinnenborde kann man mit weiteren Modifizierungen kombinieren, bei einem Zinnenbord bietet es sich aufgrund des Mauereffektes besonders an, mit einem gestückten Zinnenbord zu arbeiten. Hinsichtlich der runden Formen kann ein Schildbord eine gewellte Begrenzungslinie haben, dann handelt es sich um ein Wellenbord, oder die Linie kann in weit in die Tiefe reichenden Buchten gelegt sein, so daß man ein Wolkenbord erhält, haben die einzelnen Wolken jeweils eine kleine Gegenkrümmung, handelt es sich um ein Doppelwolkenbord. Und diese modifizierten Linien können natürlich auch zur Aufteilung eines innen gerade bzw. stetig rund geschlossenen Bordes in einen im XYZ-Schnitt geteilten Bord dienen wie ganz rechts in der folgenden Zeile.
Borde
in komplexerem Kontext
Bei einem geschachten
Bord verlaufen die Trennlinien immer senkrecht zur
Schildkante, und in den oberen Ecken wird sauber gewürfelt, im
Gegensatz zu einem gestückten Bord. Einen in zwei Reihen
geschachten Bord nennt man auch einen gewürfelten Bord.
Wird die Fläche des Bordes in Dreiecke unterteilt, erhält man
einen Spickelbord.
Analog kann man auch einen Bord mit jeder Art von Heroldsbild belegen, wie z. B. im Falle des gestreiften Bordes. Kombination mit anderen, den gesamten Schild belegenden Motiven kann interessante Strukturen ergeben, wobei das Motiv, im Bsp. ein Kreuz, entweder den Bord verdecken kann oder aber die zusätzliche Möglichkeit zur farblichen Differenzierung jenseits der Bordgrenze nutzen kann.
Teilabschnitte
von Borden
Auch Teilabschnitte eines
Bordes können graphisch genutzt werden. Ein Bord kann an nur
zwei oder drei Seiten umlaufen, oder es kann lediglich die
rechte, linke, untere oder obere Hälfte Verwendung finden, was
entsprechend analoger Motive als vorderhalber, linkshalber,
unterhalber bzw. oberhalber Bord o.ä. blasoniert wird.
Eine weitere Möglichkeit zur Gewinnung graphisch interessanter Konstruktionen mit Borden ist das Ausbrechen bestimmter Abschnitte wie im ersten Bild der folgenden Reihe. Die beiden anderen Bilder zeigen verschiedene Möglichkeiten der Anordnung in Kombination mit einem Schildhaupt, wobei die Unterscheidung darin besteht, daß einmal der Bord in Bezug auf den Schild definiert ist und deshalb oben vom Schildhaupt verdeckt wird, während der Bord im anderen Fall in Bezug auf das Feld definiert ist, welches mit der Trennlinie zum Schildhaupt abgeschlossen ist, so daß man den Bord vollständig sieht.
Borde
und gemeine Figuren
Ein Bord muß nicht immer ein
Band gleicher Breite sein, ein Bord kann auch durch
aneinanderstoßende Elemente gleichen Typs gebildet werden, wie
am Beispiel des Kugelinnenbordes gezeigt. Ein Bord kann auch mit
gemeinen Figuren belegt sein, Kugeln, Türme (Portugal!), Sterne,
Muscheln, Lilien etc. Fehlt die abtrennende Linie des Bordes bei
gleicher Anordnung besagter Objekte, dann spricht man von
"bordweise" gelegten Objekten. Sie bilden, da frei
schwebend und mit Lücken dazwischen, selbst kein Bord, sind aber
nach Art und Weise eines Bordes gelegt.
Bordierung
von Kreuzen
Nach den vielen Beispielen
für Bordierungen, die bis jetzt immer den äußeren Schildrand
als Bezug hatten, sollen einige Beispiele für Bordierungen im
Schild befindlicher Strukturen gezeigt werden. Ein Kreuz kann
genau wie oben aufgezeigt bordiert sein, einen Innenbord besitzen
oder aber zwei Borde unterschiedlicher Farbe haben, und gemäß
den oben besprochenen Richtlinien wird blasoniert. Ein Sonderfall
ist das Kreuz ganz rechts, weil die mittlere Struktur wesentlich
dünner ist als im linken Fall, von dem es sich nur durch die
unterschiedlichen Breiten unterscheidet, hier wird das breite
silberne Kreuz als Blasonierungsgrundlage herangezogen, welches
mit einem roten Fadenkreuz belegt ist.
In den Beispielen mit den durchgehenden Kreuzen ist durch das Wort "durchgehend" stets klar, daß die Borde in den Schildrand verlaufen und dort enden. Bei frei in der Schildfläche schwebenden Strukturen sind selbstverständlich umlaufende Bordierungen möglich, wie am Beispiel des Andreaskreuzes gezeigt:
Kreatives
Gestalten mit Borden
Wie folgende Beispiele zeigen,
können auch Teilfelder mehrfeldriger Schilde einzeln bordiert
werden, mit Innenborden versehen werden oder nur an definierten
Seitenkanten mit einem Bord versehen werden. Manchmal ist es wie
im letzten Fall einfacher, die silbernen Strukturen als
Bordierung zu blasonieren als sie als unabhängiges Motiv zu
definieren. In den beiden rechten Abbildungen sind alternative
Blasonierungen denkbar und möglich.
Insbesondere die nur teilweise Bordierung schafft geometrische Möglichkeiten, bei denen die entstehenden Schildbilder ohne das Konstrukt des Bordes nur äußerst kompliziert zu beschreiben wären. Die beiden rechten Abbildungen folgen dem gleichen Grundschema, auch hier ist es wesentlich einfacher, die Blasonierung über Bordierungen zu lösen als über Doppelsparren etc. All diese Beispiele sollen zeigen, daß man mit dem Begriff des Bordes ein vielfältiges Gestaltungs- und Blasonierungselement zur Hand hat, dessen Möglichkeiten in Gestaltung und Beschreibung bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind.
Borde
zur Differenzierung
Ein Bord macht selbst unter
Beibehaltung des übrigen Inhaltes aus einem Wappen ein neues
Wappen, deswegen ist ein Bord auch ein Stilmittel der
Differenzierung von Wappen. Wichtige Beispiele sind in der
französischen Heraldik zu finden, wo ein Bord gerne als
differenzierendes Merkmal Verwendung findet, z. B. hatten die
Herzöge von Anjou jüngerer Linie den Lilienschild mit rotem
Bord (d'azur aux trois fleurs de lys d'or à la bordure de
gueules), die Herzöge von Alençon das Lilienwappen mit einem
roten, mit acht silbernen Münzen belegten Bord (d'azur aux trois
fleurs de lys d'or à la bordure de gueules chargée de huit
besants d'argent), und die Herzöge von Berry ebenfalls den
Lilienschild, aber mit einem roten, gedornten Bord (d'azur aux
trois fleurs de lys d'or à la bordure engrelée de gueules).
Herzöge von Bourbon-Parma: Innerhalb eines roten, mit acht
silbernen Jakobsmuscheln belegten Bordes in Blau 3 (2:1) goldene
Lilien. Die goldenen Lilien in Blau sind das Zeichen der
Bourbonen, der rote Bord (eine Brisur) das des Hauses Anjou
(zweites Kapetinger-Haus, in der modernen Form mit nur 3 Lilien).
Die Linie Parma führt den Bord mit acht silbernen Jakobsmuscheln
belegt, diese sind eine Brisur der Herzöge von Parma.
Und noch ein Beispiel für eine Differenzierung durch ein Bord: Das Wappen der Barbanson-Villemont ist ein durch Bord gemindertes Wappen Barbanson, einer Familie aus Hainaut mit Verbindungen zu Luxemburg. Das letztere zeigt in Silber drei (2:1) rote Löwen, golden gezungt, bewehrt und gekrönt (nach Loutsch: D'argent à trois lions de gueules, armés, lampassés et couronnés d'or). Das Wappen der Barbanson-Villemont gibt Loutsch an mit innerhalb eines gedornten roten Bordes in Silber drei (2:1) rote Löwen. Französischer Blason: D'argent à trois lions de gueules, à la bordure engrelée du même. Cimier un lion de l'écu entre un vol d'argent. Loutsch beschreibt eine Variante mit blauem gedornten Bord (d'argent à trois lions de gueules, armés, lampassés et couronnés d'or à la bordure engrelée d'azur). Hier liegt eindeutig die Differenzierung durch den gedornten Bord vor.
Weitere
bekannte Wappen mit Borden
Eines der bekanntesten Wappen
mit Borden ist weiterhin das von Burgund, sowohl Alt-Burgund, bis
1361 alleine geführt (bandé d'or et d'azur de six pièces, à
la bordure de gueules), als auch Neu-Burgund, ab 1364 mit
ersterem geviert (d'azur semé de fleurs de lys d'or à la bande
componée d'argent et de gueules), haben einen roten Bord. Auch
die Grafschaft Touraine hat einen gestückten Bord (d'azur semé
de fleurs de lys d'or à la bourdure componée d'argent et de
gueules, und die Grafschaft Dreux hat ebenfalls einen roten Bord
(échiqueté d'or et d'azur à la bordure de gueules),
desgleichen die Grafschaft Maine (d'azur semé de fleurs de lys
d'or à la bordure de gueules chargé au franc quartier d'un lion
d'argent). Eines der bekanntesten Wappen mit Bord ist ferner das
Staatswappen von Portugal: Innerhalb eines roten, mit sieben
goldenen Kastellen/Zinnentürmen belegten Bordes in silbernem
Feld fünf 1:3:1 gestellte blaue Schilde (Quinas), jeder Schild
belegt mit 5 (2:1:2) silbernen Kugeln (Scheiben, Münzen). Und
nicht zu vergessen das Wappen Schottlands: In Gold innerhalb
eines außen und innen mit Lilien besteckten Zwillingsinnenbordes
ein blaubewehrter und blaugezungter roter Löwe (Or, a lion
rampant Gules armed and langued Azure within a double tressure
flory counter-flory Gules).
Literatur
und Quellen:
Walter Leonhard: Das
große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz Verlag 2000, Callwey
Verlag 1978
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München
2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4
(Deutschland)
Deutsche Wappenrolle, Band 1-72, Degener Verlag
Wappenbilderordnung,
Symbolorum armoralium ordo, hrsg. vom HEROLD, bearbeitet von
Jürgen Arndt und Werner Seeger, Skizzen von Lothar
Müller-Westphal, Verlag Degener, 2.
Auflage 1996, Band 1 und 2
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Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2009
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