Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Salzpfanne und Salzhaken
Ein
altes Handwerksgerät
Bei der Salzsiedepfanne oder
kurz Salzpfanne haben wir es mit einem alten Handwerksgerät zu
tun, das heute fast in Vergessenheit geraten ist. Es stammt aus
der Salzgewinnung, ist eine Abdampfpfanne und findet sich
insbesondere bei Familien, die aus Städten mit Salztradition
kommen, die früher diesen Beruf ausübten, evtl. dort Erbsälzer
waren oder deren Namen eine Anspielung auf die Salzgewinnung ist
(Haller, Heller etc.). Beispielsweise finden wir Salzpfannen in
den Familienwappen der Erbsälzer zu Werle etc. Salzgewinnung und
Salzhandel war früher ein wichtiges Privileg und Monopol eines
Herrschers, das Salzregal, ein königliches Recht, das gegen
gewissen finanziellen Ausgleich an Städte verliehen werden
konnte. Die Salzsteuer war früher eine wichtge Einnahmequelle.
Salzgewinnung
Salz (Kochsalz,
Natriumchlorid) kann auf verschiedene Arten gewonnen werden. Zum
einen kann man Salz im Bergbau gewinnen, zum anderen aus
Meerwasser, und man kann es aus Sole gewinnen. Die bergmännische
Gewinnung in Salzbergwerken ist der Abbau von Salzgestein. Nach
dem Abbau mußte das unreine Salz natürlich noch raffiniert
werden. Bei der Gewinnung aus Meerwasser nutzt man in hinreichend
warmen und flachen Uferbereichen durch kleine Deiche abgetrennte
Verdampfungsbecken, die meistens zur stufenweisen
Aufkonzentrierung hintereinandergeschaltet sind, so daß die
Salzkonzentration der Sole stetig zunimmt und unerwünschte
Begleitsalze vorher ausgefällt werden, ehe die Gewinnung des
Kochsalzes in Kristallisierbecken erfolgt, wobei das Rohsalz
danach noch aufbereitet wird. Bei der solenden Gewinnung nutzt
man natürliche Solequellen oder löst aus Salzlagerstätten das
Salz in Form von Sole heraus. Die Rohsole wird aufbereitet
(gradiert, konzentriert) und durch das Salzsieden
auskristallisiert bzw. ausgefällt. Beispiele für bekannte
Stätten der Salzgewinnung: Bad Reichenhall, Arc-et-Senans,
Lons-le-Saunier und Salins-les-Bains, Salzkammergut, Hallstatt,
Bad Ischl, Bex, Berchtesgaden, Königsborn bei Unna, Luisenhall
bei Göttingen, Bad Salzungen, Halle an der Saale, Schwäbisch
Hall, Werl, Salzgitter, Bad Nauheim.
Salzsiedepfanne
Das Material einer Salzpfanne
ist stets Metall, in neuerer Zeit vor allem Eisen. Die Pfanne
diente vor allem der Oberflächenvergrößerung, deshalb war sie
wie ein großes und flaches Becken mit ebenem Boden konstruiert.
Eine typische Größe war 2-4 m Länge, 1-2 m Breite, 20-50 cm
Tiefe. Auf einem Holzfeuer (unterschlächtige Feuerung) wurde in
diesen Salzsiedepfannen im sog. Siedehaus die Sole eingedampft,
bis das Wasser hinreichend verdunstet war und ausgefälltes
Speisesalz übrig blieb. Der Prozeß läßt sich in zwei Phasen
einteilen: Das Stören und das Soggen. Zuerst wird eine heiß
gesättigte Lösung erzeugt. Dazu wird die Sole unter lebhaftem
Sieden und wiederholter Abtrennung von Schaum und Schlamm
eingeengt. Immer wieder wird frische Sole zugegeben und das
Volumen der Pfanne ergänzt, bis diese mit heiß gesättigter
Sole gefüllt ist. Diesen Schritt des Aufkonzentrierens und
Entfernens von Verunreinigungen mit geringerem
Löslichkeitsprodukt nennt man Stören. Diese heiß gesättigte
Lösung wird in andere Pfannen übergeleitet, in denen bei
verminderter Temperatur und nur leichtem Sieden das Kochsalz
auskristallisiert wird. Das Problem ist, daß mit zunehmender
Aufkonzentrierung der Siedepunkt der Sole immer höher wird, das
physikalisch-chemische Phänomen der Dampfdruckerniedrigung,
wodurch das Eindampfen immer schwerer wird. Eine möglichst
große Oberfläche ist hier hilfreich, deshalb waren die
Salzsiedepfannen sehr flach und groß, und stetes Umrühren
verhindert Siedeverzüge. Man konnte aber die Sole nicht
gänzlich bis zur Trockne eindampfen, denn dadurch würde die
Qualität geringer. Anfangs fällt reines, weißes Kochsalz aus,
doch mit zunehmender Aufkonzentrierung fallen auch andere Salze
aus, und das Produkt nimmt eine gelblichere Färbung an, die
Verunreinigungen des gefällten Produktes nehmen zu. Deshalb wird
der Prozeß des Eindampfens ab einem gewissen Zeitpunkt
unterbrochen, und die Mutterlauge wird abgelassen. Das Produkt
nennt man auch Siedesalz (Kochsalz, daher der Name). Egal, wie
das Rohsalz gewonnen wird, die Pfannensiederei war ein ganz
wichtiger Schritt zum Auskristallisieren des reinen Salzes, egal
ob aus natürlicher Sole oder aus künstlicher Sole. Die letzte
in Betrieb befindliche kommerzielle Pfannensiederei Europas war
die Saline Luisenhall in Göttingen.
Im Wappenbild präsentiert sich die Salzsiedepfanne meist als rechteckiges, flächiges Objekt mit am Ende gebogenem Ansatz, einzeln oder zu mehreren. Der Ansatz wird oft als Griff interpretiert, was aber in Frage gestellt werden muß, denn aufgrund der Größe der Pfannen und ihres Gewichtes läßt sich das nicht so einfach wie eine Bratpfanne handhaben. Vielmehr nutzte man zum Handhaben der Pfannen die Salzhaken (s. u.) zu mehreren Personen. Möglich wäre, daß hier ein Stutzen zum Überleiten der Sole in andere Pfannen oder zum Ablassen der Mutterlauge nach Beendigung des Eindickprozesses symbolisiert werden soll. Die Darstellung als runde Pfannen mit Stiel gibt es nur einmal aus neuerer Zeit beim Wappen Penner (s. u.). Ob traditionell eckig oder rund, bei der Darstellung sollte jedenfalls gestalterische Nähe zu Bratpfannen vermieden werden und die Größe des Originals bei der Wahl der Darstellung proportional berücksichtigt werden.
Abb.: 3(2:1) Salzpfannen
Beispiele für Wappen mit Salzsiedepfannen:
Synonyme
Salzpfanne, Salzsiedepfanne,
chaudrière de saline (frz.), salt-pan (engl.)
Salzhaken,
Pfannhaken, Berlaff
Eng mit der Salzgewinnung
verbunden sind auch die Salzhaken, die ein getrenntes Wappenbild
bilden. Begrifflich wird das ganz verschieden interpretiert.
Salzhaken sind eigentlich Pfannhaken und wurden in den
Salzsiedereien zum Aufhängen und Handhaben der Salzsiedepfannen
benutzt. Die darstellerischen Grenzen zum Doppelhaken oder
Griffhaken sind fließend. Wenn eine Seite als Handgriff
gestaltet ist, kann dieser mit dreieckigem oder viereckigem Auge
dargestellt werden. Die Form eines Salzhakens kann künstlerisch
sehr verschieden umgesetzt werden, so daß sich die Bedeutung oft
nur über den Blasonierungstext erschließt. Der Begriff
"Salzhaken" umfaßt sehr verschiedenartige
Darstellungen von zur Salzgewinnung notwendigem Handwerksgerät.
Dargestellt wird manchmal auch ein Berlaff, ein Gerät zum
Umrühren der Salzlake beim Aufkonzentrieren, eine Art hölzerner
Löffel oder Schieber an einem langen Stiel, mit dem man beim
Eindicken durch Bewegen des Breies oberflächliche Verkrustung
und Siedeverzüge verhinderte und den bereits ausgefallenen
Kristallbrei zusammenschob. Der genaue Unterschied wird im
Stadtwappen von Bad Sooden-Allendorf deutlich, wo beide Geräte
vorkommen, Pfannhaken und Berlaff.
Abb. Wappen Angern mit zwei schräggekreuzten Salzhaken (Pfannhaken).
Beispiele für Wappen mit Salzhaken:
Synonyme
Salzhaken, Pfannenhaken, croc
de saunage (frz.), salt-hook (engl.)
Abb.: Wappen Lingner mit Werkzeug zur Salzgewinnung
Literatur:
H. Freydank: Salinengeräte in
der Heraldik, in: Saline, Jahresheft Nr. 4 f. d. Verein Dt.
Salinen, 1939, S. 37-70
O. Runkel: Die Salzgewinnung in niedersächsischen Städtewappen,
in: Montagsbl. (Magdeburg), Jg. 80, 1938, S. 283 f.
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B1:
Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2;
Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb.
Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis
Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage 2006, ISBN:
3-86646-010-4
http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/Kompendien/Monografie-Salzgewinnung.htm
Theo Simon, Historische Salzgewinnung in Baden-Württemberg http://www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/download_pool/museo20_2003_simon_1.pdf
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