Bernhard Peter
Besondere Motive: Grapen

Ein altes Herdgerät
Ein Grapen ist ein altes Küchenutensil, das schon seit dem 12. Jh. bekannt ist. Das Material war zunächst gebrannter Ton, später Bronze. Erst wurden sie in verlorener Form gegossen, später in mehrteiligen Formen. Das Typische eines Grapen ist die bauchig-kugelige Form zur Aufnahme des zu erhitzenden Gutes, und das Vorhandensein dreier Standbeine. Das ist der charakteristische Unterschied zum Kessel, denn der besitzt diese nicht, dafür aber immer einen Henkel, an dem er an diversen Vorrichtungen (Kesselhaken) über das Feuer gehängt wurde. Ein Grapen dagegen wurde in das Feuer oder besser in die Glut gestellt. Damit ist der wesentliche Nachteil gegenüber dem Kessel schon deutlich - eine Temperaturregelung durch Höherhängen ist bei einem Grapen in der Regel nicht möglich, die Gefahr des Anbrennens viel größer. Umgekehrt wird auch der Vorteil gegenüber einem Kessel deutlich: Ein Grapen braucht keine Vorrichtungen wie Haken oder Dreibein oder Kesselhaken, sondern kann auf Reisen oder im Lager unter einfachsten Bedingungen direkt in die Glut des Lagerfeuers gestellt werden, während Kessel komplizierter zu handhaben sind.

Zur Handhabung kann ein Grapen verschieden geformte Griffe haben. Größere Grapen, wie sie zum Kochen für mehrere Personen verwendet wurden, besitzen zwei Henkel, auf jeder Seite einen. Kleinere Grapen, auch diese gab es, konnten mit einem einzigen seitlichen Handgriff versehen werden. Das kann auch nur ein Ansatz mit Loch sein, um da noch einen zusätzlichen, verlängernden Stab zu verkeilen. Die Form und Nützlichkeit eines Grapen war nicht nur auf's Kochen beschränkt, genauso wurden Grapen kleineren Ausmaßes für chemische Prozesse oder zur Zubereitung von Pflanzen-Dekokten zur Medizinherstellung benutzt, solche handlichen, kleineren Grapen hatten dann den seitlichen Griff zur Handhabe. Wenn "ein Grapen" blasoniert ist, sind prinzipiell beide Formen möglich. Sinnvoll ist es daher, anzugeben, ob es sich um einen doppelhenkeligen Grapen oder um einen Grapen mit seitlichem Griff handelt. Ohne Angabe ist meistens ein doppelhenkeliger Grapen gemeint. Selten ist die Darstellung mit Henkel quer über die Öffnung, das wäre eine Hybridform, die die Benutzung an einem höhenverstellbaren Kesselhaken gestattete, aber auch solche Darstellungen sind zu finden. Die Füße eines Grapen konnten als Tierfüße gestaltet sein. Im 14. Jh. waren die Grapen noch sehr hoch, wurden dann im Laufe der Zeit aber immer flacher, behielten aber ihre bauchige Form und den runden Boden bei. Grapen waren seit dem 18. Jh., als das Gußeisen bei den Küchengeräten seinen Siegeszug antrat und neue Formen von Kochtöpfen hervorbrachte, ein Auslaufmodell, dessen Bedeutung rasch gegen Null ging.

Fiktive Wappenbilder mit Grapen: In Gold 3 (2:1) rote, doppelhenkelige Grapen. In Rot 3 (2:1) goldene Grapen mit seitlichem Griff. In Blau-golden geteiltem Schild 3 (2:1) doppelhenkelige Grapen in verwechselten Farben.

Grapen finden sich in der Heraldik gehäuft in Wappen des brandenburgischen, pommerschen und ostpreußischen Heraldik. Zu erwähnen sind insbesondere die redenden Wappen der Familien von Grape, Grappendorf, Pott (ohne Abb.).

Beispiele für Wappen mit Grapen:

Abb.: authentischer Grapen mit Handgriff

Synonyme
Der Grapen, selten: die Grape, marmite (frz.), three-legged pot (engl.)

Literatur:
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B1: Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2; Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb. Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage 2006, ISBN: 3-86646-010-4
Siebmachers Wappenbücher
O. Borst: Alltagsleben im Mittelalter, Baden-Baden 1998.
W. Dexel: Das Hausgerät Mitteleuropas, Wesen und Wandel der Formen in zwei Jahrtausenden, Berlin 1962.
E. Miklautz, H. Lachmayer, R. Eisendle (Hrsg.): Die Küche. Zur Geschichte eines architektonischen, sozialen und imaginativen Raumes, Wien 1999.

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