Bernhard
Peter
Besondere
Motive: Druckerballen
Der Druckerballen ist das traditionelle Symbol der Buchdrucker. Entsprechend wird es sowohl einerseits als Berufswappen für Druckerzünfte oder Druckervereinigungen genommen und als auch andererseits als Wappensymbol für Familien, in denen traditionell das Druckerhandwerk ausgeübt wurde oder deren Namen einen Bezug zum Druckerwesen haben. Kaum ein anderes in der Druckerei benutztes Werkzeug illustriert in so kondensierter Form das Wesen des Druckens, nämlich das Vervielfältigen durch Übertragung von Druckfarbe oder von färbenden Substanzen durch eine eingefärbte Platte auf ein angefeuchtetes Blatt Papier, wobei dem fachgerechten Einfärben der Druckplatte eine besondere Bedeutung zukommt, wenn man ein gutes Druckergebnis haben möchte. Wo man heute die Farbschicht durch Einwalzen per Farbauftragswalze auf die Druckplatte überträgt, benutzte man früher den Druckerballen. Um genau zu sein, diese Methode war schon Bestandteil der Gutenbergschen Technik. Damit wird auch deutlich, daß wir hier Bezug nehmen auf den klassischen Hochdruck. Der Ballenmeister hatte dafür zu sorgen, daß der Farbauftrag so gleichmäßig wie möglich und so dünn wie möglich, aber so dick wie für eine gleichmäßige Deckung nötig erfolgte, bevor der Pressenmeister Hand anlegte. Ein solcher Druckerballen ähnelte einem umgedrehten Pilz, ein hölzerner Griff, unten ggf. in einer Platte oder einem Knauf endend, worüber ein Leder gezogen war, welches mit einer Füllung aus Roßhaar oder Werg oder Wolle zur Kugelform ausgestopft war. Das Leder der Bespannung wurde durch spezielle Behandlung aus Hundsleder, Kalbsleder oder Schafleder hergestellt. Das Leder wurde am Rand des hölzernen Stieles entweder angenagelt oder aber mit einer Schnur stramm zugebunden. Man kann sich vorstellen, daß diese Objekte aus stets feuchtem Leder mit der Zeit einen widerlichen Gestank verbreiteten. Man verwendete zwei solcher Ballen, um nach dem Eintauchen in den Druckerschwärzevorratstopf zwischen ihnen die Farbe zu verreiben und zu verteilen, ehe man dann die Farbe auf die Hochdruckplatte durch gleichmäßiges Abrollen der Ballen auf der Satzkolumne übertrug, einen Ballen in jeder Hand. Deswegen tauchen sie in der Heraldik auch häufig paarweise auf.
Abb.: zwei verschiedene gestürzte Druckerballen, zwei schräggekreuzte Druckerballen
Vorkommen des Symbols Druckerballen bei bürgerlichen Wappen:
Zwei historische Druckerballen im Museum Plantin-Moretus Prentenkabinet in Antwerpen. Gut zu erkennen ist die Fixierung des Überzuges mit Nägeln (links) bzw. Bändern und zusätzlichen Nägeln (rechts).
Vorkommen des Symbols Druckerballen bei Berufswappen und Zunftwappen:
Abb.: ein von Adolf M. Hildebrandt (1844-1918) gezeichneter Druckerballen in einem Exlibris aus dem Jahr 1893 für Georg Starke aus Görlitz.
Synonyme:
Druckerstempel,
Einfärbeballen, tampon d'imprimeur (frz.), dabber (engl.),
ink-ball (engl.)
Das
Buchdruckerwappen:
Das Wappen der
Buchdrucker zeigt im goldenen Schild einen
schwarzen, nimbierten Doppeladler, der in den Fängen Winkelhaken
und Tenakel (eine Art Manuskript-Halter) mit Divisorium
(Querstück am Tenakel) hält, und führt auf einem Helm mit
rot-silbernen Decken wachsend einen silbernen, rot bewehrten
Greifen, zwei schwarze Druckerballen aufeinander in den Fängen
haltend. Der Schild symbolisiert eher die Setzer, die Helmzier
die Drucker. Statt Tenakel waren auch früher zwei
aufeinandergesetzte Druckerballen gebräuchlich.
Das Wappen soll den Buchdruckern und Schriftsetzern von Kaiser Friedrich III ca. 1460-1470 verliehen worden sein, wobei die Helmzier des Vollwappens von Kaiser Ferdinand I. um 1650 hinzugefügt worden sein soll - eine hübsche Legende, aber weder wahr noch plausibel. Urkundlich ist es jedenfalls nicht nachweisbar. Kaiser Friedrich III. hat im Jahre 1466 aber dem Straßburger Buchdrucker Johannes Mentel oder Mentelin erlaubt, ein persönliches Wappen anzunehmen, das war aber ohne die Buchdrucker-Symbolik, sondern enthielt den Löwen des Schlettstädter Wappens unter Umkehrung der Farben, das Wappentier war aber weder Greif noch Adler, sondern der Löwe. Dessen Enkel, Johannes Schott, schuf die Legende der Verleihung an die Buchdrucker, gepaart mit der unwahren Behauptung, sein Opa habe die Buchdruckerkunst erfunden. Er ließ in alle seine Drucke das großväterliche Wappen mit einer entsprechend irreführenden Umschrift eindrucken, wodurch die Täuschung zum Selbstläufer wurde. 1640 festigte Timotheus Ritzsch in seiner Schrift zum 200. Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst die Legende von der kaiserlichen Verleihung, wobei er einen Greifen als Schildbild nennt, wahrer wird die Geschichte dadurch nicht. 1668 wird die Legende weitergesponnen von Siegmund von Birken in Nürnberg (Fugger: Spiegel aller Ehren des Erzhauses Österreich von Rudolf von Habsburg bis Maximilians I. Tod etc. II. Bd. V. Buch).
Der Greif der Helmzier des Druckerwappens hat andere Wurzeln, schon gegen Ende des 15. Jh. wurde er als Firmenzeichen einiger Drucker verwendet. Aus dem Jahre 1654 kennen wir das erste vollständige Buchdruckerwappen aus Jena mit dem Greifen im Schild und auf dem Helm. In seiner heute üblichen Form taucht das Buchdruckerwappen erstmals bei Caspar Büsching (Büssingius) 1713 in seiner "Kurzgefaßten Heroldskunst" auf, und 1730 in Nürnberg im Werk "Spörl - Introductio in notit. sign. Typograph".
Wann auch immer das Buchdruckerwappen tatsächlich entstanden ist, es darf nur von "gegautschten" Gesellen verwendet werden, ein Brauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlußprüfung im Rahmen einer spaßigen Feier in einer Bütte untergetaucht und/oder auf einen nassen Schwamm platziert wird.
Literatur,
Links und Quellen:
Wappenbilderordnung
http://www.klaushenseler.de/Gutenberg-3/Der_Greif/der_greif.html
http://www.druckerey.de/03wappen02.html
Eberhard Dilba, Typographie-Lexikon: http://eberhard-dilba.homepage.t-online.de/pdf-Dateien/Lexikon.pdf
Eberhard Dilba, Typographie-Lexikon: http://users.lbs.fds-schule.de/hae/J-1+2/Typo-lexikon.pdf
Buchdruck in Wien, Geschichte http://mek.oszk.hu/03300/03301/html/bgkvti_2/bgki0201de.htm
Museum in Antwerpen: http://www.museumplantinmoretus.be/
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