Bernhard
Peter
Wappen
der Hochstifte und Bistümer
Wappen
der Fürstbischöfe bis 1806
Während die Wappen der
Bistümer als territoriale Fürstentümer (Hochstifte) meist sehr
einfache Heroldsbilder, oft auf dem Kreuz basierend, oder
einfache gemeine Figuren sind, haben die amtierenden
Fürstbischöfe zusammengesetzte Schildbilder. Traditionell
werden die Schilde häufiger geviert, seltener gespalten, wobei
in den Feldern 1 und 4 bei gevierten bzw. in Feld 1 bei
gespaltenen Schilden das Hochstiftswappen steht, in Feld 2 und 3
bzw. Feld 2 das Familienwappen des Bischofs. Dabei können die
Felder 1 und 3 gewendet sein.
Eine Besonderheit ist das Fürstbistum Würzburg, das mit dem Fränkischen Rechen (Herzogtum zu Franken) und dem Rennfähnlein (Hochstift) als Inhalte nicht nur zwei feststehende heraldische Begriffe führt, sondern in den Feldern 1 und 4 verschiedene Motive. Bei komplexeren Wappen und vielfeldrigen Schilden werden die Amtswappen gerne in einem Hauptschild oder Mittelschild zusammengefaßt, während das Stammwappen im Herzschild gezeigt wird.
Dadurch läßt sich ersehen, daß gerade die Zentren früherer geistlicher Fürstentümer eine ganz reichhaltige Heraldik entfalteten und heute ein hochinteressantes Feld für den Heraldiker sind, weil mit (fast) jedem neuen Bischof in der Geschichte neue Familienwappen ins Spiel kamen, während das Hochstiftswappen für Kontinuität sorgt.
Typischerweise führen Fürstbischöfe des Heiligen Römischen Reiches zusätzlich zum Krummstab das Schwert als Zeichen nicht nur geistlicher, sondern auch weltlicher Herrschaft, dazu den Fürstenhut.
Wappen
der neuzeitlichen Bischöfe nach 1806
Erst in neuerer Zeit, nachdem
die Fürstbistümer mit der Säkularisierung als territoriale
Souveräne untergegangen sind und nur noch geistliche Bistümer
existieren, werden neu angenommene Bischofswappen etwas freier
und weniger streng kreiert. Die meisten Bistümer und
Erzbistümer verwenden heute die alten Symbole der Hochstifte und
Erzstifte als Wappen weiter, desgleichen greifen die Amtswappen
heutiger Bischöfe auf diese traditionellen Symbole als Elemente
zurück.
Das Oberwappen von Amtsinhabern der katholischen Kirche folgt dem im Abschnitt "Klerikale Heraldik" Besprochenen. Es sei hier noch einmal daran erinnert, daß ein Bischof einen grünen Prälatenhut hat und 2x 6 grüne Fiocchi in 3 Reihen, ein Erzbischof aber deren 10 in 4 Reihen bei gleicher Farbe von Hut und Fiocchi. Typischerweise führen Bischöfe den Krummstab hinter dem Schild, zuweilen ein Vortragekreuz.
Wappen der Bistümer, Beispiele
Würzburg, Hochstift: In Blau eine schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte rot-silbern gevierte Standarte mit goldenem Schaft | Würzburg, als Nachfolger im Herzogtum zu Franken: Fränkischer Rechen, wieder Diözesanwappen ab 1.11.2019 | Interims-Wappen der Diözese Würzburg ab 1989 mit einem schwarzen (irischen) Hochkreuz, bis 2019 geführt, dann wieder durch den alten Rechen ersetzt. |
Hochstift Aachen: In Gold ein durchgehendes schwarzes Kreuz. | Hochstift Augsburg: Rot-silbern gespalten. | Hochstift Bamberg: In Gold ein schwarzer, rotbewehrter und rotgezungter Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägrechtsleiste. |
Hochstift und Bistum Basel: In Silber ein roter Baselstab (schon in der Züricher Wappenrolle) | Hochstift und Bistum Eichstätt: In Rot ein silberner aufrechter Krummstab (beide Krümmungsrichtungen vorkommend) | Hochstift und Bistum Fulda: In Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz. Weiterführung des Wappens der Fürstabtei. |
Fürstbistum Breslau: In Rot 6 (3:2:1) silberne Lilien. Ursprüngliches Wappen. | Fürstbistum Breslau-Schlesien: Geviert seit Jakob von Salza. 1 und 4: In Rot 6 (3:2:1) silberne Lilien. 2 und 3: Schlesischer Adler. | Hochstift Halberstadt: Silbern-rot gespalten. |
Hochstift und Bistum Hildesheim: Gold-rot gespalten. | Erzstift und Erzbistum Köln: In Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz. Ab dem 15. Jh. vermehrt. | Erzstift Magdeburg: Rot-silbern geteilt. |
Erzstift und Erzbistum Mainz: In Rot ein sechsspeichiges silbernes Rad. | Hochstift und Bistum Münster: In Gold ein roter Balken. Wurde bisweilen fälschlicherweise in anderen Farben geführt. | Fürstbistum Olmütz: In Rot 6 (4:2) aneinandergereihte Spitzen. Ab 1588 mit einem Adler in Gold geviert, ein goldener Stern auf der Brust. |
Hochstift und Bistum Osnabrück: In Silber ein sechsspeichiges rotes Rad. Früher 8-speichig, später 6-speichig. | Fürstbistum und Bistum Trier: In Silber ein durchgehendes rotes Kreuz. | Hochstift und Bistum Regensburg: In Rot ein silberner Schrägrechtsbalken. |
Hochstift Paderborn (alt, bis 18. Jh.): In Silber ein durchgehendes rotes Kreuz. | Hochstift und Bistum Paderborn (ab dem 17. Jh.): In Rot ein durchgehendes goldenes Kreuz. | Hochstift und Bistum Speyer: In Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz. |
Hochstift Konstanz: In Silber ein durchgehendes rotes Kreuz. | Hochstift Worms: In Schwarz ein schräggelegter silberner Schlüssel, begleitet von goldenen Schindeln. | Hochstift und Fürstbistum Corvey: Von Rot und Gold geteilt. Das Bistum bestand nur 1792-1821 |
Bistum und Erzbistum Prag: In Schwarz ein goldener Balken. | Bistum Straßburg: Geviert, 1 und 4: In Rot ein silberner Schrägbalken, 2 und 3: In Rot ein silberner Schrägbalken, beiderseits besetzt mit einer Rautenkranzleiste. | Bistum Wien: In Rot ein silberner, oben zu einem Tatzenkreuz ausgezogener Balken (ab 1484 nachweisbar) |
Bistumswappen
und Stadtwappen
Wappen von Stadt und Bistum
sind sorgfältig auseinanderzuhalten. Was vor allem schwierig
ist, wenn die Stadt Sitz eines Bischofs oder Fürstbischofs war
und sich die Wappen nur hinsichtlich der Farben oder marginaler
Details heraldisch unterscheiden, wie folgende Beispiele (Basel,
Würzburg, Osnabrück, Münster und Mainz) belegen mögen:
Basel, Hochstift und Bistum: In Silber ein roter Baselstab. | Würzburg, Hochstift: In Blau eine schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte rot-silbern gevierte Standarte mit goldenem Schaft | Mainz, Erzstift und Erzbistum: In Rot ein sechsspeichiges silbernes Rad. |
Basel, Stadt und Kanton: In Silber ein schwarzer Baselstab. | Würzburg, Stadt: In Schwarz eine schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte rot-golden gevierte Standarte mit silbernem Schaft | Mainz, Stadt: In Rot 2 sechsspeichige durch ein Kreuz verbundene schrägrechts übereinander gestellte silberne Räder |
Hochstift und Bistum Osnabrück: In Silber ein sechsspeichiges rotes Rad. | Hochstift und Bistum Münster: In Gold ein roter Balken. | |
Stadt Osnabrück: In Silber ein sechsspeichiges schwarzes Rad. | Stadt Münster: gold-rot-silbern zweimal geteilt. |
Wie
werden Bistumswappen und Familienwappen vereinigt?
Zur Vereinigung von
Familienwappen und Bistumswappen zu einem Personenwappen des
Bischofs gibt es viele Möglichkeiten. Am Beispiel einiger
Bischöfe aus der Familie von Greiffenclau zu Vollraths seien
einige Möglichkeiten exemplarisch diskutiert:
Gevierter Schild: Das Hochstift ist das wichtigere Wappen und steht auf Platz 1 und 4. Vom Familienwappen wird nur das Stammwappen genommen und in den Feldern 2 und 3 gezeigt. |
Komplex unterteilter Schild: Das Fürstbistum hat zwei verschiedene Symbole, das wichtigere steht auf Platz 1, das zweite auf Platz 4. Das Familienwappen wird komplett jeweils in die Felder 2 und 3 verkleinert. |
Etagenweiser oder lagenweiser Aufbau: Fürstbischöfliche Würden kommen in den Hauptschild, das Familienwappen kommt in den Herzschild. Ist das Familienwappen sehr komplex, zeigt der Herzschild nur das Stammwappen, eine dritte, unterste Ebene zeigt die restlichen Felder, die fürstbischöflichen Wappen kommen in einen Mittelschild. |
Richard von Greiffenklau zu Vollrads (Erzbischof und Kurfürst von Trier 1511-1531) Geviert: Feld 1 und 4: In Silber ein rotes durchgehendes Kreuz (Kurtrier). Feld 2 und 3: Silbern-blau geteilt, belegt mit einer goldenen Lilienhaspel (Glevenrad), Stammwappen Greiffenclau. |
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (Fürstbischof von Würzburg 1699-1719) Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths (Fürstbischof von Würzburg 1749-1754) Geviert. 1: Fränkischer Rechen. 2 und 3: von Greiffenklau-Vollraths, jeweils geviert, 1 und 4: Silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, 2 und 3: In Schwarz ein silberner Schräglinksbalken). 4: Hochstift Würzburg, in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft. |
Georg Friedrich von Greiffenclau (Erzbischof und Kurfürst von Mainz 1626-1629, Bischof von Worms) Hauptschild: Geviert: Feld 1 und 4: In Rot ein silbernes, sechsspeichiges Rad. Das ist das Mainzer Rad, das Wappen des Erzstifts Mainz. Feld 2 und 3: Fürstbistum Worms, hier: Im schwarzen, mit goldenen Schindeln belegten Feld ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel. Das Bistum Worms ist 1805 erloschen. Herzschild: von Greiffenclau-Vollraths. |
Literatur:
Die Wappen der
Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen
Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens
Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell
& Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger
Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Siebmacher, Band Bistümer
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