Bernhard Peter
Besondere Motive: Komet

Der Komet als Wappenmotiv:
Der Komet unterscheidet sich vom einfachen Stern durch seinen seitlich angesetzten Kometenschweif. Der Stern ist in der deutschen und österreichischen Heraldik meist sechszackig, in französischen Bereich meist fünfzackig. Die Lage und Richtung des Schweifes sollte angegeben werden, es gibt fallende (Schweif nach oben) und aufsteigende (Schweif nach unten) Kometen, auch in schrägrechter oder schräglinker Richtung. Der Schweif wird flammend oder strahlend dargestellt, wobei die flammende Darstellung einen eindeutigen Rand und ein akkurates Absetzen der Farbe ermöglicht. In der Wappenbilderordnung ist das Motiv unter der Nr. 1031 verzeichnet (S. 110-111). In der deutschen Heraldik ist der Komet in historischen Wappen eher selten zu finden. Hingegen taucht das Motiv häufiger in Südeuropa auf, vor allem in Dalmatien, Kroatien, Italien, aber auch in französischen Wappen, wie die nachfolgenden Beispiele belegen. In der französischen Heraldik wird das Motiv als "comète" bezeichnet, in der britischen Heraldik als "comet". Einen Stern ohne Schweif als Kometenstern zu bezeichnen, wie manchmal in der Literatur zu finden, ist hingegen widersinnig, weil genau der Schweif den Kometen vom Stern unterscheidet.

Erstes historisches Beispiel für Kometen im Wappen:
Dieses französische Exlibris (57 x 34 mm) ist ein undatierter Stahlstich eines unbekannten Künstlers aus dem 19. Jh. für Paul de Wint, ein Literat aus Paris. Der Eigner war seit 1846 Korrespondent und Mitglied der Académie de Reims und Autor einiger Werke. Um den Schild herum verläuft ein Rand mit der Devise "DIU JACET IN TENEBRIS" - lange ruht er im Finstern, eine Anspielung auf das Wappenbild, welches in Blau einen goldenen Kometen zeigt, mit einem fünfzackigen Stern und einem nach links oben gerichteten Schweif. Französischer Blason: d'azur à la comète d'or. Über der Kartusche ist eine altmodische Zackenkrone zu sehen. 

 

Zweites historisches Beispiel für Kometen im Wappen:
Dieses französische Exlibris (96 x 65 mm) ist ein undatierter Kupferstich eines unbekannten Künstlers aus dem 18. Jh. für den aus Perpignan stammenden Intellektuellen und Literaten Joseph Xaupi (16.3.1688-7.12.1778), eigentlich mit vollem Namen Joseph-Jean-François-Raymond Xaupi. Der Text im unteren Bereich des Blattes lautet: "JOSEPHI XAUPI É nobilibus Perpiniani Civibus canonici et Archidianoci in ecclesiâ Perpinianensi, Abbatis de jau, Sacrae facultatis Parisiensis é regia societate doctoris et ab ineunte anno 1763 V.decani". Der Eigner stammte also aus dem Adel Perpignans im Roussillon. Er machte seinen Doktor der Theologie an der Sorbonne in Paris. Er wurde 1705 Abbé commandataire der königlichen Zisterzienserabtei von St. André de Jau in Elne, 1716 Kanoniker der Kathedrale von Elne, 1724 Archidiakon von Vallespir. Sein Leben verbrachte er freilich als Schöngeist in Paris, wo er zu den intellektuellen und literarischen Zirkeln seiner Zeit gehörte. Er war auch korrespondierendes Mitglied der Académie de Bordeaux. Er wurde in Paris 1764 Doyen der theologischen Fakultät und 1765 Vice-Doyen der Sorbonne. Er verstarb neunzigjährig in Paris im Collège Boncourt an den Folgen eines Unfalls beim Einsteigen in seine Kutsche, bei dem er sich ein Bein am Oberschenkel gebrochen hatte. Von ihm sind literarische Werke über die Geschichte des Roussillons und Kataloniens, den Adel von Perpignan und Barcelona bekannt. 1763 erschien z. B. in Paris sein kontrovers aufgenommenes Werk "Recherches historiques sur la noblesse des citoyens honorés de Perpignan et de Barcelone, connus sous le nom de citoyens honorés", und 1776 erschien eine erweiterte und verbesserte, zweite Ausgabe. In Perpignan ist eine Straße nach ihm benannt. Das Wappen ist durch die seitlich auf den reichgeschmückten Rändern aufgesetzten Embleme, rechts die Inful, links der mit der Krümme nach innen gedrehte Krummstab, als Wappen eines Abtes ausgewiesen. Über der ovalen, oben eingezogenen Kartusche ruht zentral eine neunperlige Grafen-Krone. Der Wappeninhalt zeigt in Gold einen blauen Sparren, der oben von zwei schräg nach innen aufsteigenden, roten Kometen mit fünfzackigem Stern und nach unten und außen gerichtetem Schweif begleitet wird und unten von einem auffliegenden, schwarzen Sperber, der auf einem blauen Wellenschildfuß steht. Französischer Blason: d’or au chevron d’azur accompagné en chef de deux comètes de gueules et en pointe d’un épervier essorant de sable, soutenu d’une rivière aussi d’azur courante en pointe.

 

Wappen mit einem oder mehreren Kometen in Siebmachers Wappenwerk:

Papstwappen mit einem oder mehreren Kometen:

       

Abb.: Brügge (Westflandern, Belgien), Treppenaufgang vor der Heilig-Blut-Basilika: Das Wappen ist von allen Prunkstücken befreit Teil einer Galerie von insgesamt sechs päpstlichen Wappenschilden. Der aus dem einfachen Landadel stammende Vincenzo Gioacchino Pecci wurde als Leo XIII. Papst. Die Lilien sind hier abweichend golden, der Balken ist abweichend aufwärts gebogen.

Wappen mit einem oder mehreren Kometen in der Deutschen Wappenrolle:

Wappen mit einem oder mehreren Kometen im Westfälischen Wappenbuch:

Wappen mit einem oder mehreren Kometen im Aschaffenburger Wappenbuch:

Wappen mit einem oder mehreren Kometen in der Allgemeinen Deutschen Wappenrolle:

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B1: Wappenbilder-Ordnung, Bd. 1, Degener Verlag, ISBN 3-87947-114-2
Siebmachers großes Wappenbuch, Sonderband B2; Wappenbilder-Ordnung Bd. 2. 1991. 393 S. 7 Tafeln mit zahlr. Abb. Festeinband, Degener Verlag, ISBN 3-87947-100-2
Wappenfibel, Handbuch der Heraldik, hrsg. "Herold", Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften, Verlag Degener, Neustadt 1981
Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst, Bechtermünz Verlag 2000, Callwey Verlag 1978; S. 177-178
Georg Scheibelreiter: Heraldik, Oldenbourg Verlag Wien/München 2006, ISBN 3-7029-0479-4 (Österreich) und 3-486-57751-4 (Deutschland)

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Von Apfelkreuz bis Zwillingsbalken. Battenberg-Verlag, 2. Auflage 2006, ISBN: 3-86646-010-4
Siebmachers Wappenbücher wie im einzelnen angegeben
Deutsche Wappenrolle wie im einzelnen angegeben
Allgemeine Deutsche Wappenrolle wie im einzelnen angegeben
Aschaffenburger Wappenbuch wie im einzelnen angegeben
de Wint: GMN. Répertoire général des ex-libris français: W0057
Joseph Xaupi: http://fr.wikipedia.org/wiki/Joseph_Xaupi
Joseph Xaupi: Louis-Gabriel Michaud, Biographie universelle, ancienne et moderne, Paris, Michaud frères, Band 12, 1811, S. 336-7
Bild von Joseph Xaupi:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Joseph_Xaupi?uselang=fr#mediaviewer/File:Arolsen_Klebeband_14_009.jpg
Biographie von Joseph Xaupi:
http://www.mediterranees.net/biographies/capeille/xaupi.html Abbé Torreilles, L'abbé Xaupi, dans le LIIe Bulletin de la Société Agricole, Scientifique et Littéraire des Pyrénées-Orientales.
Xaupi:
https://archive.org/details/4Z2069INV2129FA_P2

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