Bernhard
Peter
Wappen
österreichischer Stifte
Benediktinerstift
Altenburg
Das 1144 gegründete
Benediktinerstift Altenburg ist ein umfangreicher, mit einer 208
m langen östlichen Hauptfront monumental zu nennender
Klosterkomplex am Südrand der Gemeinde Altenburg im Waldviertel.
Die ersten Mönche kamen aus St. Lambrecht. Erst unterstand das
Stift dem Passauer Bischof; heute gehört es zur Diözese St.
Pölten. Das Stiftswappen (Zeichnung: Hugo Gerard Ströhl) ist
gespalten, rechts in Blau ein aus dem rechten Schildrand
hervorkommender, silbern gekleideter linker Arm, der einen
pfahlweise gestellten goldenen Abtsstab hält, links in Silber
eine auf einem grünen Dreiberg wachsende Rose mit drei (1:)
roten, golden bebutzten und grün bespitzten Blüten und vier
(2:2) grünen Blättern. Auf den Abtswappen an den
Stiftsgebäuden erscheint die Rose in zahlreichen Variationen.
Benediktinerstift
Melk
Das 1089 gegründete
Benediktinerstift Melk (Abbatia SS. App. Petri et Pauli apud
Melk) ist das größte und in der Landschaft dominanteste
Barockkloster Österreichs. Das Kloster wurde von Mönchen des
Stifts Lambach besiedelt. Im Spätmittelalter wurde es
Ausgangspunkt der sogenannten Melker Klosterreform, die die
Beschlüsse des Konzils von Konstanz für die
Benediktinerklöster umsetzte. Später wurde Melk ein
Regionalzentrum der Gegenreformation. Der barocke Neubau ist ein
Hauptwerk des Baumeisters Prandtauer. Mit einer 320 m langen
Hauptachse und einer 240 m langen Südfront spielt das Kloster
Melk in der obersten Liga monumentaler Klosterbauten. Das
Stiftswappen (Zeichnung: Hugo Gerard Ströhl) zeigt in Blau zwei
in Form eines Andreaskreuzes schragenweise übereinandergelegte
goldene Schlüssel mit gemeinsamem Griff, an der Kreuzungsstelle
mit einem Bund versehen. Dieses Stiftswappen kommt erstmalig in
den Siegeln des Abtes Ottokar von Streitwiesen 1324-1329 vor. Es
bezieht sich auf die Petrusschlüssel. Die Farben haben sich
gewandelt: Erst waren die Schlüssel silbern in Schwarz, seit
etwa 1650 bis zu Abt Ulrich Hauer (1763-1785) golden in Rot oder
in Blau, dann durchgängig golden in Blau. In die mehrfeldrigen
Stiftswappen hielten unter Abt Berthold von Dietmayer (1700-1739)
zwei halbe Adler am Spalt Einzug.
Benediktinerstift
Seitenstetten
Das im Mostviertel gelegene
und im frühen 12. Jh. gegründete Benediktinerstift
Seitenstetten (Abbatia B.M.V. Assumptae apud Seitenstetten)
befindet sich am südlichen Rand des Ortes Seitenstetten und
besteht aus zwei aus einem Guß entstandenen und entsprechend
regelmäßig konzipierten Einheiten dem Stift und dem
Stiftsmeierhof, die trotz unterschiedlicher Größe und Funktion
erstaunliche Parallelitäten im Grundriß aufweisen. Mit der
Melker Klosterreform nahm das Stift einen kulturellen Aufschwung,
ausgedehnte Schenkungen sorgten für wirtschaftliche
Prosperität. Ein steiermärkisches Kupferbergwerk und eine
oberösterreichische Messingindustrie versetzten das Kloster
finanziell in die Lage, in der ersten Hälfte des 18. Jh. einen
kompletten barocken Neubau zu errichten. Die Klostergebäude
bilden ein Rechteck von 165 m Tiefe und 87 m Breite mit der
Kirche in der Mitte und vier regelmäßig angeordneten
Innenhöfen. Der Stiftsmeierhof mißt immerhin 135 m in der Tiefe
und 66 m in der Breite und hat gleichfalls vier Innenhöfe in
ähnlicher Anordnung wie beim Kloster selbst. Das Stiftswappen
(Zeichnung: Hugo Gerard Ströhl) zeigt in Rot auf einem grünen
Dreiberg ein silbernes Astkreuz, das Querholz
schrägrechtsgestellt. Hinsichtlich der Aststummel ist die
Darstellung variabel, hier sind es am Schaft keine, am Querholz
vier Astansätze. Ein Exlibris für Dr. Hugo Springer
(9.1.1873-18.6.1920) zeigt fünf Stummel am Schaft und vier am
Querholz. Wappen an und in den Gebäuden zeigen weitere
Varianten.
Zisterzienserstift
Lilienfeld
Das südlich des Flusses
Traisen gelegene Zisterzienserstift Lilienfeld (Abbatia B. M. V.
de Campililio) wurde 1202 von Leopold VI., Herzog von Österreich
und Steier gegründet. Die ersten Mönche kamen aus dem
Zisterzienserkloster Heiligenkreuz, das wiederum von Morimond aus
besiedelt worden war, welches eines der ersten vier Besiedlungen
von Citeaux war. Im 16. Jh. machte das Stift einen Niedergang
mit, aber im 17. Jh. blühte das Stift durch den Einfluß der
katholischen Reformbewegung wieder auf. Unter Abt Matthäus
Kolweiß (1650-1695) gründete man die Josefibruderschaft mit
Sitz in Lilienfeld, die unter den Gläubigen der
Habsburgermonarchie großen Anklang fand. Der mittelalterliche
Klosterkomplex bildet nach wie vor das Zentrum der weitläufigen
Anlage, wird aber im Westen, Süden und Osten von Ergänzungen
des 17. und 18. Jh. umgeben. Von Kaiser Josef II. 1789
aufgehoben, wurde das Kloster schon 1790 durch Kaiser Leopold II.
wiedererrichtet. Großen Schaden nahm das Kloster jeweils bei
einem Brand im Jahre 1810 und in den letzten Kriegstagen 1945.
Dem Stift, das seinen Aufgabeschwerpunkt seit der Wiedergründung
in der Pfarrseelsorge hat, sind 19 Pfarreien inkorporiert. Das
Stiftswappen (Zeichnung: Hugo Gerard Ströhl) zeigt in Blau drei
(2:1) goldene Lilien und setzt damit redend den Klosternamen um.
Daß Ströhl hier die beiden oberen Lilien nach außen
schräggestellt hat, entspricht nicht der üblichen Darstellung,
ebensowenig bauplastischen Darstellungen an den Klostergebäuden
und ist im Ausmaß der Abweichung auch nicht mehr von
künstlerischer Freiheit gedeckt. Dennoch gibt es historische
Darstellungen im Stiftsarchiv, die es genau so machen.
Benediktinerstift
zu den Schotten in Wien
Das Wiener Schottenstift
(Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten) wurde
1155 vom Babenbergerherzog Heinrich II. Jasomirgott gestiftet.
Die ersten Mönche ursprünglich iro-schottischer Herkunft kamen
aus dem St.-Jakobs-Kloster in Regensburg. Damals lag das Gelände
noch außerhalb der Stadtmauern. Heinrich II. bestätigte im
Stiftsbrief vom 22.4.1161 die Schenkung des Geländes auf dem
sogenannten Steinfeld. 1418 wurden im Zuge der Melker
Klosterreform die Iro-Schotten durch Benediktiner ersetzt; die
Bezeichnung blieb. Das Stift war eines der wenigen, das nicht im
Josephinismus aufgelöst wurde. Das Stiftswappen (Zeichnung: Hugo
Gerard Ströhl) zeigt in Blau über einem grünen Dreiberg im
Schildfuß schrägrechts einen goldenen Abtsstab mit
abflatterndem silbernem Sudarium, schräglinks überkreuzt von
einem roten Beutelbuch, das Beutelende rechts unten. Das ist eine
Sonderform eines mittelalterlichen Bucheinbandes, wobei der
schützende Stoffbeutel an den Buchdeckeln befestigt ist.
Verschlossen sieht das aus wie ein oben geschnürter
Einkaufsbeutel mit Buch darin, aber an der Unterseite und an
einer Längsseite offen, so daß man auf den Schnitt blicken
kann. Das unterscheidet ein Beutelbuch von einem Buchbeutel oder
einer Buchtasche, wo Buch und Tasche nicht miteinander verbunden
sind, sondern ineinander stecken. Der Vorteil liegt im
lässigeren Tragen mit der Hand, auch kann man das Tuch am
Gürtel befestigen o.ä. Dabei überzeugt die Vorteilhaftigkeit
nicht wirklich, wenn man den fehlenden Schutz des Schnitts und
die Nachteile beim Blättern gegenrechnet, wahrscheinlich war es
nur eine Mode, die die Kostbarkeit eines Buches vor Verbreitung
des Buchdrucks unterstrich. Diese Sonderform gab es von der Mitte
des 14. Jh. bis ins 16. Jh. Hier hat Ströhl die schräggekreuzte
Darstellung gewählt. Üblich ist heute die Darstellung mit
pfahlweise gestelltem Krummstab und balkenweise gelegtem
Beutelbuch, der Beutel heraldisch rechts, und so führt es auch
der gegenwärtige Abt, Johannes Jung, in seinem gespaltenen
Wappen. Aber es lassen sich durchaus Belege für die
schräggekreuzte Variante mit dem nach unten rechts gerichteten
Beutelende finden, so z. B. auf dem Exlibris des Abtes Johann IX.
Schretel aus dem Jahr 1563. Von 1702 bis 1881 führten die Äbte
des Schottenstift zwei Mitren über dem Wappen, weil die
ungarische Abtei Telki einverleibt wurde.
Zisterzienserstift
Neukloster
Tatsächlich handelt es sich
nicht wie in der Publikation angegeben um ein Stift bei Baden (in
der Nähe von Baden liegt aber das jetzige Mutterkloster, Stift
Heiligenkreuz), sondern um das Stift Neukloster in Wiener
Neustadt, korrekt Zisterzienserstift zur Heiligsten
Dreifaltigkeit. Dieses Kloster wurde 1227 gegründet, zunächst
von den Dominikanern. Kaiser Friedrich III. gab 1444 das Kloster
an die Zisterzienser. Für den Orden war es ganz ungewohnt, sich
im städtischen Umfeld und nicht in abgelegenen Tälern zu
etablieren. Die ersten Mönche kamen aus dem Stift Rein. Die
heutigen Bauten stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. und
später, weil ein Brand 1649 das alte Kloster vernichtet hat.
Berühmt ist das Kloster einerseits für die umfangreiche barocke
Wunderkammer mit ca. 4700 Objekten, die 1017 nach Renovierung
wiedereröffnet wurde, andererseits für das Grabdenkmal für
Eleonore von Portugal, der Mutter Kaiser Maximilians I. Während
des Josephinismus wurde das Kloster nicht aufgehoben. 1797-1803
diente das Neukloster Erzherzog Ferdinands mit Familie und
Hofstaat als Residenz. Seit 1882 und der Resignation des letzten
Abtes, Benedikt Steiger, ist das Kloster ein Priorat des Stifts
Heiligenkreuz. Das Stift führt als Wappen (Zeichnung: Hugo
Gerard Ströhl) in Rot einen silbernen Balken, alles überdeckt
von einem schwebenden goldenen Tatzenkreuz, also das Tatzenkreuz
auf dem österreichischen Bindenschild.
Literatur,
Links und Quellen:
alle Zeichnungen stammen aus:
Archiv für Stamm- & Wappenkunde, hrsg. von Lorenz M. Rheude,
12. Jahrgang 1911-1912, Verlag Gebr. Vogt, Roda, 2 Beilagen. Der
Urheber der Zeichnungen ist Hugo Gerard Ströhl
(24.9.1851-7.12.1919). Die genannten Zeichnungen sind aufgrund
ihres Alters gemeinfrei.
Stift Altenburg auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.6435976,15.5949167,17z - https://www.google.de/maps/@48.6434764,15.5951424,292m/data=!3m1!1e3
Stift Altenburg in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Altenburg
Stift Altenburg auf den Seiten des Waldviertels: https://www.waldviertel.at/kultur-stift-altenburg
Stift Altenburg auf der Ordensseite: http://www.benediktiner.de/index.php/abteien-und-kloester-in-oesterreich/75-benediktinerstift-altenburg.html
Webseite des Stifts Altenburg: https://www.stift-altenburg.at/index.php?id=2 - Geschichte: https://www.stift-altenburg.at/kloster/geschichte/
Stift Melk auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.2289471,15.3301407,17z - https://www.google.de/maps/@48.2284484,15.3313451,233m/data=!3m1!1e3
Stift Melk auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Melk
Webseite des Stifts Melk: https://www.stiftmelk.at/de/stift-melk.html
Stift Seitenstetten auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.0351345,14.6546405,17.75z - https://www.google.de/maps/@48.0352037,14.6550609,295m/data=!3m1!1e3
Webseite des Stifts Seitenstetten: https://www.stift-seitenstetten.at/
Stift Seitenstetten auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Seitenstetten
auf den Seiten des Mostviertels: https://www.mostviertel.at/alle-ausflugsziele/a-stift-seitenstetten-mit-historischem-hofgarten
Stift Lilienfeld in Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.0122824,15.5980486,17z - https://www.google.de/maps/@48.0126422,15.5981881,295m/data=!3m1!1e3
Stift Lilienfeld in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Lilienfeld
Stift Lilienfel, eigene Webseite: https://www.cisto.at/stift/ - Geschichte: https://www.cisto.at/stift/pHistory.html
Stift Lilienfeld auf den Seiten des Mostviertels: https://www.mostviertel.at/alle-ausflugsziele/a-stift-lilienfeld
Stift Lilienfeld auf der Seite der Stadt: https://www.lilienfeld.at/Zisterzienserstift_Lilienfeld
Stift Lilienfeld auf der Ordensgemeinschaften-Webseite: https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/maennerorden/250-zisterzienserstift-lilienfeld
Schottenstift in Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.2125333,16.3644864,18z - https://www.google.de/maps/@48.2125173,16.3649423,175m/data=!3m1!1e3
Schottenstift in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schottenstift
Schottenstift im Geschichts-Wiki: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Schottenstift
Webseite des Schottenstifts Wien: https://www.schotten.wien/ - Archiv: https://schotten.hypotheses.org/ - Stift: https://www.schotten.wien/stift/
Beutelbuch im Heraldik-Wiki: https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Beutelbuch_(Heraldik)
Stift Neukloster in Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.8122419,16.2467154,18z - https://www.google.de/maps/@47.8122754,16.2471024,144m/data=!3m1!1e3
Stift Neukloster auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Neukloster
Webseite des Stifts Neukloster: https://www.neukloster.at/ - Kunst und Geschichte: https://www.neukloster.at/kunst-und-geschichte/
Stift Neukloster: https://www.gedaechtnisdeslandes.at/kunst/action/show/controller/Kunst/werk/wiener-neustadt-zisterzienserstift-neukloster.html
Stift Neukloster: https://www.niederoesterreich.at/ausflugsziele/a-neukloster
Priorat Neukloster: https://www.stift-heiligenkreuz.org/priorate-und-pfarren/neukloster-und-stiepel/
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos - sofern
nicht anders angegeben: Bernhard Peter 2020
Die Abb. historischer Zeichnungen sind selbst angefertigte Scans
historischer, gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen
Graphik angegeben.