Bernhard
Peter
historische
Wappengraphik großer Künstler:
Anonym
Wappendruck für Hugo von Hohenlandenberg
Dieses Blatt (Exlibris?) ist
ein Faksimile eines handkolorierten Druckes aus dem 16. Jh. für Hugo
von Hohenlandenberg von unbekanntem Künstler
(Holzschnitt), Wappenschild mit fürstbischöflichen Insignien
vor einer Maria mit Kind, rechts und links begleitet von den
Heiligen St. Conradus und St. Pelagius. Es gibt noch ein
weiteres, ähnliches Blatt von Hans Burgkmair dem Älteren, bei
dem allerdings noch zwei Engel zusätzlich als Schildhalter
dienen. Hugo von Hohenlandenberg wurde am 6.5.1496 Fürstbischof
von Konstanz, trat am 5.1.1529 zurück, bestieg aber am
13.11.1531 wieder den bischöflichen Stuhl und starb am 7.1.1532.
Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein
durchgehendes rotes Kreuz (Hochstift Konstanz), Feld 2 und 3:
geviert: (Hohenlandenberg, Familienwappen des Fürstbischofs),
Feld a und d: in Rot drei (2:1) silberne Ringe, Feld b und c:
golden-schwarz geviert. Ganz ähnliche Wappenabbildungen finden
sich in der Wappengalerie der Burg Meersburg, auf einer
Glasscheibe von Lukas Zeiner im Victoria & Albert Museum
(C.39-1919, Sacred Silver & Stained Glass, Raum 84, Vitrine
S4) sowie auf einer Wappenscheibe im Steiner Rathaus. Eine
Beschreibung findet sich im Siebmacher Band Bistümer. Neben
diesem zweimal gevierten Wappen gibt es auch eine vereinfachte
Alternative, z. B. in Schloß Blumenfeld, in Meersburg am Erker
des Gasthofes Zum Bären in moderner Umsetzung, in Meersburg am
1505 erbauten Gredhaus, an der Decke der kath. Pfarrkirche St.
Verena in Roggenbeuren, Gemeinde Deggenhausertal, Bodenseekreis.
Diese einfache Variante ist geviert: Feld 1 und 4: in Silber ein
durchgehendes rotes Kreuz (Hochstift Konstanz), Feld 2 oder 3: in
Rot drei (2:1) silberne Ringe, Feld 3 oder 2: golden-schwarz
geviert. Eine weitere Alternative zeichnet Otto Hupp im
Münchener Kalender 1934 (in gewendeter Form): Hauptschild: in
Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Hochstift Konstanz),
Herzschild: geviert: Feld 1 und 4: in Rot drei (2:1) silberne
Ringe (Landenberg), Feld 2 und 3: golden-schwarz geviert
(Greifensee). Eine weitere Alternative ist auf dem Stifterbild
aus einem lateinischen Missale für Hugo von Hohenlandenberg zu
sehen, das in Konstanz um 1500 entstanden ist, heute in
Freiburg/Brsg., erzbischöfliches Diözesanarchiv Cod. Da 42, 3:
Zwei unter einer Inful zusammengestellte Schilde, Schild 1:
Hochstift Konstanz, Schild 2: geviertes Familienwappen.
Wappendruck
für Melchior Fattlin
Dieser Druck ist ein Facsimile
eines handkolorierten Blattes für Melchior Fattlin
("REVERENDVS PATER D(OMINUS) MELCHIOR", manchmal auch
Vatli geschrieben), von einem unbekannten Künstler. In einer
Rahmenarchitektur steht das Wappen zwischen zwei bauchigen
Säulen, auf deren Kapitellen ein verkröpftes Gebälk das Blatt
oben abschließt. Im unteren Bereich ist die Tafel mit der
Eignerzuweisung zwischen den Säulensockeln aufgestellt. Dieser
Melchior Fattlin wurde ca. 1490 als Sohn des Schultheißen
Burkhard Fattlin und dessen Frau Ursula Gissnay im
württembergischen Trochtelfingen geboren, das damals zur
Grafschaft Zimmern gehörte. Melchior immatrikulierte sich am
23.2.1508 in Freiburg zum Studium. 1511 wurde er Magister der
Philosophie. Danach studierte er Theologie, blieb aber der
philosophischen Fakultät als Magister docens erhalten. 1514
erhielt er die Priesterweihe, anschließend predigte er 1516 bis
1518 am Freiburger Münster. Im gleichen Jahr promovierte er und
bekam zwei neue Würden, zum einen wurde er am 5.11.1518 zum
Weihbischof von Konstanz ernannt, zum anderen wurde er von Papst
Leo X. zum Titularbischof von Askalon (Palästina) ernannt - das
nennt auch die Inschrift im unteren Teil des Blattes:
"EPISCOPVS ASCALONEN(SIS) SVFFRAG(ANEVS)". Über dem
Schild sind die Würdezeichen eines Bischofs zu sehen. Das Blatt
kann auf den Zeitraum zwischen 1531 und 1542 datiert werden, weil
die Inschrift "DECANVS CONSTANTIEN(SIS)" erwähnt.
Melchior Fattlin, der "Vicarius in Pontificalibus
generalis" unter Bischof Hugo von Hohenlandenberg wurde und
der 1530 eine Domherrenstelle in Konstanz annahm, wurde 1531
Domdekan, er gab dieses Amt aber auf, als etwas Besseres winkte,
denn 1542 wurde er von Fürstbischof Johannes von Weeze (lebte
1489-14.6.1548, regierte 1537-1548) zu dessen Stellvertreter
ernannt. Seine Einstellung war zutiefst antiprotestantisch, er
nahm an der Badener Disputation (19.5.-8.6.1526) gegen Ulrich
Zwingli teil. Von ihm ist außerdem bekannt, daß er einem
geistlichen Gericht vorsaß, welches 1527 Kaplan Johann Hüglin
von Sernatingen wegen dessen Engagement auf protestantischer
Seite zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilte. Melchior
Fattlin verstarb am 25.10.1548, vermutlich in Überlingen.
Bischof und Kapitel hatten sich mit der Konstanzer Bürgerschaft
entzweit, der Bischof residierte seit 1528 in Meersburg, das
Kapitel blieb bis 1542 in Überlingen; erst 1551 zog man wieder
nach Konstanz. In dieser Zeit des Exils legte sich Fattlin
("PATRONVS LIBRI") den größten Teil seiner
Büchersammlung zu, für die er Exlibris wie dieses verwendete.
Fattlin wird als zweiter Stifter der "Domus
Carthusiana" bezeichnet, weil er sukzessive die Höhe und
Anzahl der Stipendien erhöhte. Das Wappen zeigt in Rot einen
oberhalben silbernen Widder mit eigentlich goldenen Hörnern, der
im rechten Vorderlauf ein grünes Kleeblatt hält.
Wappendruck
für Daniel Brendel von Homburg (Mainzer Fürstbischof 1555-1582)
Dieses Blatt ist ein um 1900 entstandener Nachdruck eines
Wappendruckes aus dem Jahr 1558 für Daniel Brendel von
Homburg, welcher 1555-1582 Fürsterzbischof von Mainz
war. Die Inschrift lautet: "Ex liberalitate Reverendiss(imi)
atq(ue) Illustriss(imi) Domini, Domi(ni) Danielis Archiepiscopi
et Principis Electoris Moguntini etc." - Aus Großzügigkeit
des hochwürdigen und durchlauchtigsten Herrn, des Herrn Daniels
(Brendel von Homburg) Erzbischof und Kurfürst von Mainz etc. Das
Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in
Rot ein silbernes, achtspeichiges Rad, Erzstift Mainz, Feld 2 und
3: in Gold ein roter Zickzackbalken (Sparrenbalken), Stammwappen
der Brendel von Homburg. Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): auf einem roten
Kissen mit goldenen Quasten eine Inful, Bischofswürde, Helm 2 (rechts): auf einem roten, hermelingestulpten
Hut und einem bequasteten Kissen darauf ein aufrecht stehendes,
silbernes, achtspeichiges Rad, Helmdecken rot-silbern, Erzstift
Mainz, Helm 3 (links): ein wie Feld 2 und 3 bez. Flug, Helmdecken
rot-golden, Stammkleinod der Brendel von Homburg. Hinter der
Inful steht ein Vortragekreuz,
schrägrechts sieht man hinter dem Schild das gestürzte Schwert,
schräglinks den Krummstab.
Das prächtige Vollwappen wird von den vier Schilden einer Ahnenprobe umgeben. Abb. links unten: Wappenschild heraldisch oben rechts für den Vater des Fürstbischofs, Friedrich Brendel von Homburg, mainzischer Vizedom in Aschaffenburg, und für seinen Großvater väterlicherseits, Johann Brendel von Homburg, in Gold ein roter Zickzackbalken (Sparrenbalken). Abb. rechts unten: Wappenschild heraldisch oben links für die Mutter des Fürstbischofs, Margarete Riedesel von Bellersheim, und für den Großvater mütterlicherseits, Henne Riedesel von Bellersheim, in Gold ein schwarzer Eselskopf, im Maul drei Distelblätter oder Riedgrasblätter.
Abb. links unten: Wappenschild heraldisch unten rechts für die Großmutter väterlicherseits, Lucia Kalb von Reinheim (Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 41 Seite 29, 52, 88, Zobel Tafel 270 abweichend mit ganzem Löwen), geteilt, oben in Gold aus der Teilung wachsend ein roter, blau gezungter und ebenso gekrönter, hersehender Löwe, unten in Silber ein roter Balken. Abb. rechts unten: Wappenschild heraldisch unten links für die Großmutter mütterlicherseits, Margarethe von Carben, geteilt, oben in Gold ein wachsender roter Löwe, unten in Blau eine silberne Lilie (Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 37 Seite 88, 52, Siebmacher Band: NaA Seite: 19 Tafel: 26, Zobel Tafel 62).
Genau die gleiche Ahnenprobe wie hier im Druck begegnet uns als bauplastische Darstellung mehrmals im Rhein-Main-Gebiet, zum einen am Steinheimer Schloß, dann in der Aschaffenburger Stiftsbasilika am Epitaph für den am 6.6.1573 verstorbenen Phillip Brendel von Homburg, Mainzer Vizedomus und Bruder des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg, wobei dort alle vier Wappen mit Kleinoden dargestellt sind, und ein weiteres Mal im Mainzer Dom am Epitaph für den Kurfürsten, dort farbig gefaßt und als kleinerer, wichtigerer Teil der in der Aedikula abgetrennten Gruppe der insgesamt 16 Wappendarstellungen. Das Wappen des Kurfürsten in weniger üppiger Darstellung ist ebenfalls vielfach an Bauten des ehemaligen Hochstifts Mainz zu finden, z. B. am Schloß in Burgjoss, in Elsenfeld am Main an der Nepomuk-Figur am Kopf der Elsava-Brücke, an den Fensterstürzen von Schloß Lohr, an der Kirche von Neubrunn (Landkreis Würzburg), am Schloß von Rothenbuch und am Schloß Weyberhöfe in Sailauf bei Aschaffenburg.
Literatur,
Links und Quellen:
Hugo von Hohenlandenberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_von_Hohenlandenberg
Hugo von Hohenlandenberg: http://www.vam.ac.uk/content/articles/g/german-and-swiss-stained-glass-1470-1510/
Hugo von Hohenlandenberg: http://www.shn.ch/media/36882001rj14fwappen1.jpg
Herbert Frey: Melchior Fattlin, Eintrag im Historischen Lexikon
der Schweiz: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26327.php
Heinrich Schreiber: Melchior Fattlin, zweiter Stifter des
sogenannten Karthäuser-Hauses: Vortrag bei der Gedächtnißfeier
der Stifter an der Albert-Ludwigs-Hochschule den 30. Juni 1832,
Freiburg 1832, online: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10975205_00005.html und http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schreiber_melchior_fattlin1832/0003?sid=9a141e94b4a5e30d40d68d25286f9484
Melchior Fattlin: http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bfattlin.html
Daniel Brendel von Homburg: http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Brendel_von_Homburg
Anton Ph. Brück: Daniel Brendel
von Homburg, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, Duncker
& Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2,
S. 507 f. http://www.deutsche-biographie.de/pnd101059434.html
Daniel Brendel von Homburg: http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/biographien/homburg-daniel-brendel-von.html
Brendel von Homburg: http://de.wikipedia.org/wiki/Brendel_von_Homburg
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