Bernhard Peter
Historische Graphik:
Otto Hupp: Münchener Kalender 1929

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Volksstaat Württemberg
Dieser Münchener Kalender entstand, während es den "freien Volksstaat Württemberg" gab. Dieser löste 1918 die Monarchie ab. Am 20.12.1921 wurde per Gesetz ein neues Staatswappen festgelegt, das mit dem 20.2.1922 Gültigkeit erlangte, und  das war geviert, Feld 1 und 4: in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, Feld 2 und 3: dreimal geteilt von Schwarz und Rot, Schildhalter zwei widersehende goldene Hirsche, auf dem Schild eine sog. "Volkskrone". Das war aus heraldischer Sicht ganz fürchterlich, es war sehr kleinteilig und hatte diesen häßlichen mehrfachen Farbverstoß. Man wollte einerseits die Flagge repräsentieren, die geteilt war, und dann verdoppelte man das auch noch, und wegen der Quadrierung hatte man die Flagge im Endeffekt vierfach drin. Entsprechend knapp fiel die Abstimmung im Landtag aus, aber es reichte leider, und entsprechend kritisch sahen die heraldisch Gebildeten das Machwerk. Man folgte der seltsamen und fatalen Logik, ein Wappen für das Volk und nicht für die Heraldiker zu machen.

Hier sehen wir nicht das amtliche Wappen des Volksstaates Württemberg, sondern einen trotzigen Gegenentwurf, über einem schwarz-rot geteilten Schildfuß in Gold drei liegende schwarze Hirschstangen übereinander, mit 5, 5 und 4 Enden. Hupp verweigert sowohl die Quadrierung als auch die Verdoppelung der Flagge. Der Farbverstoß blieb, war aber auf eine einzige Grenze beschränkt. Auf dem Schild ruht eine Laubkrone, als Schildhalter dienen zwei widersehende, goldene, rot gehörnte Hirsche, und hinter dem Wappen ragt eine Lanze mit einer goldenen Fahne mit dem schwarzen, rotgezungten Königsadler hervor, am Spitzenansatz mit einem Lorbeerkranz behängt. Auch das ersetzt die für Hupp inakzeptable Lösung beim amtlichen Wappen mit der lächerlichen "Volkskrone". In den beiden oberen Ecken der Komposition sind die schwarz-goldenen, schrägen Rauten von Teck und die goldenen Barben in rotem Schild von Mömpelgard zu sehen. Es ist also ein württembergisches Wappen, wie es Hupp unter Berücksichtigung des Volkeswillens ("raus mit den staufischen Löwen, rein mit der Flagge") entworfen hätte, aber zu Hupps großem Bedauern kein amtliches Wappen.

1933 wurde das Wappen geändert, aber nur in Bezug auf die jetzt entfallende Volkskrone und ein hinzugefügtes Schriftband mit der traditionsreichen Devise "Furchtlos und trew". Der mehrfache Farbverstoß in den Feldern 2 und 3 sowie bei ebenfalls bemängelte Kleinteiligkeit blieben den württembergischen Bürgern noch eine Zeitlang erhalten.

Monatsblätter

 
von Böselager
In Gold zwei schräggekreuzte blaue Schaufeln mit rotem Stiel, auf dem ungekrönten Helm mit golden-blauen Decken drei Lilienzepter (Glevenstäbe), außen blaue Glevenstäbe, in der Mitte ein goldener Glevenstab. Das Wappen kontrastiert mit einem Exlibris von Otto Hupp für die Bibliotheca Heessenensis auf Schloß Heessen,  wo der Helm blau-golden bewulstet ist sowie die Helmdecken und die Glevenstäbe invers tingiert sind.
  von Carlowitz
In Silber drei (2:1) mit den Stielen in der Mitte im Dreipaß verbundene schwarze Kleeblätter, auf dem ungekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit drei (2:1) mit den Stielen in der Mitte im Dreipaß verbundenen schwarzen Kleeblättern.
 
von Hirschberg
In Silber ein aufspringender roter Hirsch, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein dreimal silbern-rot geteiltes Hirschgeweih mit zehn Enden.
  von Kerckerinck
In Blau ein silberner Schrägbalken (Schrägrechtsbalken), belegt mit drei roten, golden bebutzten Rosen, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein blaues Schildchen mit einem silbernen Schrägbalken (Schrägrechtsbalken), belegt mit drei roten, golden bebutzten Rosen, angestemmt zwischen einem rechts blauen und links silbernen Paar Büffelhörner.
 
Kreß von Kressenstein
In Rot ein schrägrechts gestelltes silbernes, golden gegrifftes Schwert, auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen Decken wachsend ein bärtiger Mannesrumpf in rotem Gewand, auf dem Haupte eine schwarze, mit Hermelin aufgeschlagene flache Mütze, balkenweise im Mund ein silbernes, goldengegrifftes Schwert tragend.
  zu Rhein
In Silber ein grüner, golden bewehrter und rotgezungter Löwe, auf dem ungekrönten Helm mit grün-silbernen Decken ein grüner Löwe wie im Schild wachsend, am Rücken ein silberner Kamm, an den sechs Spitzen mit naturfarbenen Pfauenspiegeln besteckt.
 
Riederer von Paar
In Blau fünf (2:1:2) goldene sechszackige Sterne, auf dem ungekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein auf einer Ecke stehendes, rotes, golden bequastetes Kissen, auf der obersten Quaste belegt mit einem goldenen, sechszackigen Stern.
  Schilling von Cannstadt
In Rot eine goldene Kanne mit Deckel, Tülle und Henkel, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine goldene Deckelkanne wie im Schild.
 
von Thun
In Blau ein goldener Schrägbalken (Schrägrechtsbalken), auf dem ungekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein Paar blauer Büffelhörner, insgesamt belegt mit einem goldenen Schrägbalken, mit anhängenden, außen blauen, innen goldenen Ohren.
  von Tiesenhausen
In Gold ein schreitender, schwarzer, silbern bewehrter Stier, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Pfauenfederstoß zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern.
 
von Westerholt
Schwarz-silbern gespalten und zweimal geteilt, auf dem ungekrönten Helm mit silbern-schwarzen Decken ein wachsender Schwan, schwarz bewehrt, der rechte Flügel schwarz-silbern-schwarz zweimal geteilt, der linke silbern-schwarz-silbern.
  von Witzleben
Silbern-rot dreimal sturzweise gesparrt, auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein roter, mit Hermelin aufgeschlagener Turnierhut, im Stulp stecken zwei schwarze Schäfte oder Ratteln, beide an der Seite mit je zweimal drei roten Blättchen besteckt und oben an einem goldenen Abschlußknauf je mit fünf abwechselnd roten und silbernen Straußenfedern besteckt.

Literatur, Quellen und Links:
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1929, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1929

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Die Abb. sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund ihres Alters gemeinfreier Originale von Otto Hupp.
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