Bernhard Peter
Reisekrankheit:
(Bitte besprechen Sie im
Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres
Vertrauens)
Zum Kotzen. Aber nicht mit uns!
Seekrankheit, Luftkrankheit, Reisekrankheit - hinter
all diesen Namen steckt das gleiche Problem. Die Beschwerden
treten vor allem bei Schiffsreisen, aber auch beim Reisen mit
Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug auf. Das Gehirn nimmt
widersprüchliche Sinneseindrücke auf und reagiert auf diese
Verwirrung mit Übelkeit. Das Auge sieht Bewegung, aber das
Gleichgewichtsorgan meldet Normalität, oder das Innenohr meldet
Schaukelbewegung, aber das Auge registriert einen unveränderten
Horizont - das Ergebnis ist zum ..., wo war noch mal die Tüte?
Ungewohnte und vor allem unkoordinierte Bewegungsreize wie
Schaukeln, Schlingern, Stampfen im Seegang, Turbulenzen in der
Luft, abwechselnde Beschleunigungen in verschiedene Richtungen -
all das ist geeignet, das Gleichgewichtsorgan im Innenohr zu
reizen. Das Ausmaß der Reaktion auf diesen Reiz ist von Mensch
zu Mensch sehr verschieden. Besonders häufig sind Kinder im
Schulalter betroffen.
Welche Beschwerden können auftreten?
- Allgemeines Unwohlsein
- flaues Gefühl im Magen
- verstärkter Speichelfluß
- Aufstoßen
- Übelkeit bis zum Erbrechen
- Blässe
- Schwindelgefühle
- Ausbruch kalten Schweißes
- beschleunigter Puls
- Blutdruckschwankungen (höher)
- totale Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
Was verstärkt die Beschwerden?
- Lärm
- Streß
- schlechte Luft
- Nervosität
- Hitze
Wie können Sie mit Medikamenten die
Reisekrankheit unterdrücken?
- Tabletten, Saft oder Zäpfchen mit
Antihistaminika, evtl. z. B. Dimenhydrinat: Weil der
Wirkstoff Diphenhydramin müde macht, wird es mit dem
aufmunternden Chlortheophyllin kombiniert. Diese
Kombination gibt es auch als Kaugummi.
- Pflanzliche Arzneimittel mit Ingwer.
- Für besonders schwere Fälle kann der
Arzt noch stärkere Mittel gegen Übelkeit oder Pflaster
mit dem Wirkstoff Scopolamin verschreiben.
Wie wenden Sie diese Arzneimittel
richtig an?
Man nimmt Tabletten mit Antihistaminika im
allgemeinen eine halbe bis eine Stunde vor Reiseantritt
ein. Nach dieser Zeit setzt dann die Wirkung ein, die bis
zu vier Stunden anhält. Bei längeren Reisen empfiehlt
sich nach 4 Stunden eine erneute Einnahme..
Zäpfchen mit Antihistaminika müssen schon zwei
Stunden vor Reiseantritt eingeführt werden, da es länger
dauert, bis die Wirkung einsetzt. Wenn sich schon Beschwerden
bemerkbar machen, kommen Zäpfchen häufig schon zu spät.
Deshalb rechtzeitig vorbeugen!
Wer nicht schon vorab Tabletten schlucken möchte,
kann bei Bedarf auf Kaugummis ausweichen. Sie beginnen
relativ schnell zu wirken, weil der Wirkstoff schon von der
Mundschleimhaut aufgenommen wird.
Pflaster mit dem Wirkstoff Scopolamin werden 5-6
Stunden vor Reisebeginn oder schon am Abend davor
aufgeklebt (z. B. hinter dem Ohr) und nach der Ankunft wieder
entfernt. Die Wirkung eines Pflasters hält bis zu 72
Stunden an, daher sind sie gerade für sehr lange Reisen
geeignet.
Medikamente gegen Reisekrankheit wirken häufig beruhigend.
Diese "Nebenwirkung" kann durchaus erwünscht sein, z.
B. bei Kindern. Wegen der verminderten Reaktionsfähigkeit sind
diese Mittel aber für Fahrzeuglenker ungeeignet.
Wie können Sie außerdem der
Reisekrankheit vorbeugen?
- Meiden Sie vor und während der Reise
Alkohol, Nikotin, starken Kaffee, scharfe Gewürze und
fette, schwerverdauliche Speisen. Nehmen Sie nur leichte
Kost in kleinen Mengen zu sich. Starten Sie weder mit
ganz vollem noch mit ganz leerem Magen.
- Blicken Sie während der Fahrt auf
einen möglichst weit entfernten Fixpunkt. Wenn Sie aus
dem Fenster schauen, richten Sie den Blick immer in
die Ferne. Der Blick auf die vorbeihuschende Nahzone
ist ein klassischer Auslöser für Übelkeit.
- Entspannen Sie sich. Nicht
ängstlich auf Symptome achten, sonst kommen sie am
ehesten.
- Frische Luft vertreibt
Übelkeit. Wo Frischluftdüsen vorhanden sind, richten
Sie diese auf Mund und Nase. Eine Klimaanlage
hilft bei sommerlicher Hitze.
- Im Auto:
- Wählen Sie eine
Fahrtroute mit gut ausgebauten, ebenen
und wenig kurvigen Straßen.
- Wahl des Platzes: Wer
im Auto selbst fährt, ist am wenigsten
von der Reisekrankheit betroffen.
- Der zweitbeste Platz
ist der Beifahrersitz. Empfindliche
Personen gehören am allerwenigsten auf
die Rückbank.
- Lage: Reisekrankheit
wird am wenigsten im Liegen empfunden;
wer nicht selbst fährt, sollte deshalb
die Rückenlehne möglichst weit nach
hinten verstellen.
- Lesen Sie während der
Fahrt nicht.
- Probieren Sie aus, ob
Ihnen Pausen helfen, in denen Sie
aussteigen und Frischluft tanken.
- Frauen fahren meist
ausgeglichener und weniger
"dynamisch" als Männer -
Übelkeit ist auch eine Folge des
Fahrstils!
- Im Bus:
- Versuchen Sie einen
Platz in der Mitte in Fahrtrichtung zu
bekommen. Dort schaukelt es am wenigsten.
- Am schlimmsten ist es
über den Achsen oder ganz hinten.
- In der Eisenbahn:
- Setzen Sie sich mit
Blick in Fahrtrichtung.
- Im Flugzeug:
- Buchen Sie einen Platz
am Mittelgang und im vorderen Teil des
Flugzeugs. Dort fliegen Sie am ruhigsten.
- Auf hoher See:
- Die gefürchtete
Seekrankheit droht um so mehr, je
stärker das Schiff schaukelt. Am
günstigsten liegen die Kabinen und
Räume in der Mitte des Schiffes und zwar
in Höhe des Wasserspiegels. Am
stärksten schaukelt es dagegen oben und
vorne.
- Wenn Sie sich an Deck
aufhalten, sollten Sie den fernen
Horizont oder noch sichtbare Landmarken
als Bezugspunkt wählen, nicht die nahen
Wellen.
- Und wenn's kommt, dran
denken: "Spuckste nach Luv, kriegste
alles druff, spuckste nach Lee, geht's in
die See!"
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004
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