Bernhard Peter
Tod aus der Dusche: Legionärskrankheit
(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit Ihrem Arzt)

 

Was ist Legionärskrankheit?

Legionärskrankheit ist eine neue Erkrankung. Die Erreger sind Bakterien mit dem Namen Legionellen, benannt nach den ersten Opfern, 220 Legionären in Philadelphia. Bis 1976 waren die Erreger noch nicht einmal bekannt, die Krankheit spielte praktisch keine Rolle. Natürlicherweise kommen die betreffenden Bakterien in Feuchtbiotopen vor. Erst technische Errungenschaften wie Warmwasserbehälter oder Klimaanlagen schaffen günstige Lebensbedingungen für Mikroorganismen, die in ihrer natürlichen Umgebung keine Bedrohung für den Menschen darstellen. Meist handelt es sich um sporadische, lokale Ausbrüche mit einer relativ großen Zahl Betroffener. Im Jahre 2001 erkrankten z. B. 600 Menschen in Murcia (Spanien). Aufsehen erregte auch die Schließung mehrerer Berliner Schwimmbäder im Jahre 2001 wegen Legionellen-Befalls. Die spektakulären Ausbrüche involvieren meist Klimaanlagen oder Warmwassersysteme in öffentlichen Gebäuden, die eine große Streuung und die gleichzeitige Infektion einer Vielzahl von Personen hervorriefen. Die Bedeutung auch in Deutschland ist nicht zu unterschätzen: In Deutschland sind Legionellen für ca. 1-5% der Lungenentzündungen verantwortlich.

Wie wird die Legionärskrankheit übertragen?

Wichtig sind folgende Faktoren:

Wasserreservoir mit guten Vermehrungsbedingungen: Die Bakterien (44 Arten!) mögen Süßwasser mit Temperaturen von 25-50 °C. In kälteren Gewässern können sie sich kaum vermehren. Erst über 60°C sterben sie ab.

Amöben (Einzeller) dienen den Legionellen als Brutkammer, Mineralstoff- und Nährstofflieferant. Gemeinsam können sie Sporen bilden, die widrige äußere Umstände (Schwankungen der Temperatur oder des pH-Wertes, gechlortes Wasser) überdauern können. Einzelne Bakterien reichen für eine Infektion nicht aus. Bei der Infektion spielen die Amöben eine besondere Rolle.

Verneblung des Wassers mit Keinen darin: Gefährlich sind feine Sprühnebel, Aerosole, deren Tröpfchen kleiner als 5 µm sind. Solche Sprühnebel entstehen in Duschen, an Wasserhähnen, über Luftbefeuchter, Befeuchter von Klimaanlagen, Whirlpools, Saunen, Kühltürme, Springbrunnen, Sprudelbäder, Nebelmaschinen, Dentalanlagen beim Zahnarzt etc.

Einatmen des Nebels: Trinken des Wassers bedeutet keine Gefahr. Das Wasser muß als feiner Nebel in die Lunge gelangen, um eine Erkrankung auszulösen.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde noch nie beobachtet und ist sehr unwahrscheinlich.

 

Wo und wann ist das Risiko am größten?

Länder: Die Erreger sind vermutlich auf der ganzen Welt verbreitet. Die Erkrankung taucht jedoch in Ländern mit einfachem Lebensstandard ohne komplizierte Wasserleitungssysteme und Kühlanlagen nicht auf. Es handelt sich um eine Krankheit der technisch hochentwickelten Länder. 80 % der auf Reisen eingefangenen Infektionen betrafen Reisen innerhalb Europas. Spitzenreiter in der Statistik sind: Spanien, Frankreich, Türkei, Italien und Griechenland. Weiterhin sind Fälle aus den USA oder aus Singapur bekannt. In Ländern mit geringem Lebensstandard sind Legionellen kein Thema.

 

Risikogruppen:

Risikofaktoren sind:

Jahreszeit: Im Spätsommer ist das Erkrankungsrisiko höher als in den übrigen Jahreszeiten.

 

Wie verläuft eine Erkrankung an Legionärskrankheit?

Wenn die Erreger in die Lunge gelangen, befallen sie Freßzellen des Immunsystems, weil sie frei schwimmend nicht existieren können. Sie können dabei wirksam die eigentliche Aufgabe der Immunzellen, nämlich die Vernichtung der Eindringlinge, unterbinden. So können sie sich ungestört in den Immunzellen vermehren. Nach 2-10 Tagen treten Symptome wie Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Reizhusten auf, gefolgt von Brustschmerzen und Schüttelfrost. Das Fieber steigt bis auf ca. 40°C. Zur Lungenentzündung kommen Benommenheit, Verwirrtheit sowie Durchfall. Unbehandelt kann Tod durch Versagen der Atmung eintreten. Es gibt auch eine seltenere, mildere Verlaufsform ohne Beteiligung der Lunge, das sog. Pontiac-Fieber mit nur 1-2 Tagen Inkubationszeit. Jede Erkrankung an Legionärskrankheit gehört in ärztliche Behandlung!

 

Gibt es eine Impfung gegen Legionärskrankheit?

Nein, es gibt derzeit keine Impfung. Wegen der eigenen Dynamik des Auftretens wäre sie auch nicht sinnvoll.

 

Ist Heilung bei Erkrankung möglich?

Bei einer rechtzeitigen Diagnose kann die Krankheit gut mit einigen Antibiotika behandelt werden. Tödliche Ausgänge sind heutzutage selten. Folgeschäden wie bleibende Einschränkungen der Lungenfunktion sind aber nicht auszuschließen.

 

Wie können Sie sich selbst am besten schützen?

Das Einzige, was Sie vorbeugend tun können, sind bautechnische Maßnahmen im eigenen Haus: