Bernhard
Peter
Fehlerquellen
bei der Blutzuckerselbstkontrolle
(Bitte besprechen Sie
im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt
Ihres Vertrauens!)
Relevante
Fehlerquellen:
- Alkohol zur Desinfektion
kann bis zu 30% höhere BZ-Werte vortäuschen, wenn er
nicht vollständig abgedunstet ist! Außerdem macht
Alkohol die Haut trocken und hart, wodurch der
Einstichschmerz größer wird.
- Art des Blutes:
Arterielles Blut hat die höchsten
Glucose-Konzentrationen, gefolgt von Kapillarblut und
venösem Blut. Wenn bei Verwendung von Blut aus
alternativen Körperstellen nicht lange genug nach einer
Änderung des Blutzuckerspiegels durch Essen/Bewegung auf
Ausgleich gewartet wird, können die Ergebnisse falsch
sein.
- Drücken oder Quetschen:
Blut wird mit Gewebsflüssigkeit verdünnt, die Meßwerte
werden niedriger. Moderne Meßgeräte brauchen sowieso
nur minimale Mengen an Blut. Besser: Finger vor dem
Einstich sanft massieren, oder den Arm vor dem Messen ein
paar Sekunden senkrecht nach unten hängen lassen, so
dass genügend Blut in die Hand fließen kann. Niemals in
kalte Finger stechen, zum Waschen immer nur warmes Wasser
verwenden.
- Falsche Codierung:
Die meisten Blutzuckergeräte werden mit Hilfe eines
Codes auf die jeweilige Teststreifenpackung abgestimmt.
Dieser Code ist in der Teststreifenpackung oder auf der
-Dose markiert oder wird in Form eines Chips
mitgeliefert. Die Teststreifen unterschiedlicher
Codierung dürfen niemals gemischt werden. Der gemessene
Blutzuckerwert kann sonst falsch sein.
- Zu geringe Menge Blut:
I. d. R. wird eine Fehlermeldung angezeigt. Das Testfeld
muss vollständig mit Blut bedeckt sein. Die Zeit, in der
Blut nachgefüllt werden kann, ist bei den Geräten
unterschiedlich. Bei einigen Geräten ist es möglich,
bei anderen muß der Streifen entsorgt werden.
- Unsaubere Finger:
Reste fettender Hautcremes, anhaftende Nahrungsmittel
(Zucker, Saft) können die Ergebnisse verfälschen. Nasse
oder verschwitzte Hände können ebenfalls falsche
Ergebnisse verursachen. Besser: Hände vorher mit warmem
Wasser waschen und gut abtrocknen!
- Alte oder verdorbene
Teststreifen: Da viele elektrochemische
Teststreifen stark feuchtigkeitsempfindlich sind, sollten
sie erst direkt vor der Blutzuckermessung aus der Dose
geholt werden. Diese sollte dann sofort wieder
verschlossen werden. Meßstreifen, die länger im Raum
herumgelegen haben, ergeben oft völlig falsche Werte.
- Falsche Temperatur:
Die Geräte und Teststreifen sind temperaturempfindlich.
Ideal sind Temperaturen zwischen 10 und 30 °C, je nach
Gerät unterschiedlich.
- Verschmutzungen
wirken sich insbesondere bei photometrisch arbeitenden
Geräten nachteilig aus.
I.d.R.
nicht relevante Fehlerquellen:
- Ascorbinsäure (ab 5
mg/dl im Blut) kann zu niedrige Werte vortäuschen (wird
i.d.R. nur durch i.v.-Gabe erreicht, ein Problem tritt im
Normalfall NICHT auf)
- Lipämische Proben (hohe
Blutfettwerte): Cholesterin stört ab
500 mg/dl, Triglyceride stören ab 3000
mg/dl. Diese Werte werden i.d.R. NICHT erreicht!
- Ein hoher Hämatokrit
kann zu niedrige BZ-Werte vortäuschen und umgekehrt.
Für die tägliche Praxis unbedeutend.
- Hohe Konzentrationen von Harnsäure
oder Bilirubin können die Meßwerte
verfälschen.
- Schwerer Wasserverlust des
Körpers (Erbrechen, Durchfall, Schwitzen) kann
die Werte verändern.
- Früher wichtige Faktoren wie zu viel
Blut auf dem Streifen, Abwischprobleme, Zeitprobleme beim
Starten der Zeituhr etc. gehören Dank moderner Geräte
der Vergangenheit an.
Kein
Fehler, sondern völlig normal:
Abweichungen zwischen den
Werten der Selbstkontrolle und den Werten einer ärztlichen
Blutuntersuchung sind normal und logisch, denn:
- Für die Selbsttestung
nimmt man Kapillarblut, der Arzt
nimmt aber venöses Vollblut, Plasma oder Serum
als Grundlage für seine Messung. Kapillarblut hat einen
höheren Zuckergehalt als venöses Blut. Der Zuckergehalt
in Plasma oder Serum ist zudem 10-15% höher als in
Vollblut.
- Beide Messungen haben meist zu unterschiedlichen
Zeitpunkten stattgefunden, und bei Diabetikern
können sich die Werte schnell ändern.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004
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