Bernhard
Peter
Überholte
Ansichten bei der Diabetiker-Ernährung
(Bitte besprechen Sie
im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt
Ihres Vertrauens!)
Viele Ansichten über die richtige Ernährung sind überholt. Und dennoch werden sie gebetsmühlenhaft wiederholt, ohne dadurch besser oder richtiger zu werden. Vielen Diabetikern wird mit veralteten Diätvorstellungen das Leben künstlich schwer gemacht. Dabei ist es ganz einfach, als Diabetiker eine hohe Lebensqualität auch beim Essen zu haben. Also: Verstaubte Ansichten ausmisten! Die häufigsten Vorurteile:
Falsch:
Kohlenhydratarme Diäten für Diabetiker
Aus Angst vor
Blutzuckeranstiegen durch Kohlenhydrate werden oft weniger
Kohlenhydrate, dafür aber mehr Fett und Eiweiß aufgenommen als
sinnvoll. Dafür gibt es keine Begründung! Im Gegenteil: Das
führt zu einer überkalorischen Ernährung und zu
Gewichtszunahme, denn Fett hat pro Gewichtseinheit deutlich mehr
Kalorien:
Richtig: Kohlenhydrate ja, aber mit niedrigem glykämischen Index. Kohlenhydrate sollten 45-60% der Gesamtenergie liefern.
Falsch:
Verbot von Haushaltszucker und anderen freien Zuckern.
Unbegründet! Richtiger Umgang
mit Haushaltszucker (Saccharose, Rohrzucker), Honig, Zuckersirup,
Fruchtsaft:
Falsch:
Diät-Produkte oder Diabetiker-Produkte mit künstlichen
Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen sind immer gut.
Undifferenziert! Nur
kalorienfreie Süßstoffe (Cyclamat, Aspartam, Acesulfam K)
machen Sinn, vor allem in Getränken. Fruktose, Sorbit, Xylit,
Mannit, Isomalt bringen kalorisch keinen Vorteil!
Diät- oder Diabetiker-Produkte sind
medizinisch überflüssig und nützen nur den herstellenden
Firmen. Diabetiker können die üblichen Produkte in Maßen
genießen.
Gefahr: Das Prädikat zuckerfrei oder Diät verführt zur vollkommen unbegründeten Annahme, daß die Produkte gesund und zur Ernährung von Diabetikern geeignet sind in der Regel sind sie aber besonders fettreich!
Falsch:
Nur der Zuckergehalt der Lebensmittel ist bei der Ernährung
wichtig.
Unfug! Die Fette sind genauso
wichtig, vor allem zur Kontrolle des Gewichtes!
Falsch:
Verbot von Süßigkeiten.
Insbesondere bei Kindern
sollten sie nicht aus sozialpsychologischen Gründen verboten
werden. Auch bei Erwachsenen kann es durch ein Verbot (Verbotenes
reizt) eher zu einer gesteigerten Sehnsucht kommen. Wenn man sich
etwas verbietet und ab und zu eine Heißhungerattacke auf das
Verbotene hat, konsumiert man unter dem Strich nach allgemeiner
Erfahrung sogar mehr als vorher.
Richtig ist: Der Umgang mit Süßigkeiten muß gelernt werden, es gelten dieselben Regeln wie für Rohrzucker.
Falsch:
Einschränkung der Eiweiß-Zufuhr
Wenn keine Nephropathie oder
Mikroalbuminurie (Typ 1-Diabetiker) vorliegt, können und sollen
Proteine 10-20% der Gesamtenergie ausmachen. Bei einer manifesten
Mikroalbuminurie (Typ 1-Diabetiker) sollte es bei < 10%,
idealerweise 0,6-0,8 g pro kg Normalgewicht liegen.
Falsch:
Diabetiker brauchen unbedingt bestimmte Vitamin- und
Mineralstoff-Supplemente
Eine ausgewogene Ernährung,
die reich an Obst und Gemüse ist, ist besser als schlechte
Ernährung plus Supplemente.
Falsch:
Generelles Alkoholverbot
Für den Diabetiker gelten die
selben Grenzen wie für Stoffwechselgesunde:
Alkohol hat selbst eine blutzuckersenkende Wirkung. Während des Abbaus des Alkohols in der Leber ist die körpereigene Gluconeogenese eingeschränkt. Das Risiko von Alkohol liegt daher in einer Unterzuckerung, vor allem nachts. Gegen kleine Mengen Alkohol ist nichts zu sagen, beim bewußten Umgang mit Alkohol macht es ferner Sinn, zum abendlichen Glas Wein langwirksame Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, außerdem sollte man in der Nacht den Blutzucker kontrollieren.
Falsch:
Diätbier ist für Diabetiker besser als normales Bier
Dem Diätbier wurden
Kohlenhydrate entzogen, der Alkohol bleibt. Diätbier macht daher
meiner Meinung nach keinen Sinn! Light-Bier dagegen ist
alkoholreduziert:
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004
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