Bernhard
Peter
Mehrere
Arten Diabetes
(Bitte besprechen Sie
im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt
Ihres Vertrauens!)
Es
werden mehrere Arten Diabetes unterschieden:
- Typ 1 - Diabetes
- Typ 2 - Diabetes
- LADA-Diabetes
- MODY-Diabetes
- Schwangerschafts-Diabetes
Diabetes
Typ 1:
- Manifestiert sich meist vor dem 40.
Lebensjahr, bevorzugt im Kindes- und Jugendalter
(Juveniler Diabetes)
- Patienten meist normal- bis leicht
untergewichtig
- Absoluter Insulinmangel,
vollständiger Ausfall der körpereigenen
Insulinproduktion
- Selten, in Deutschland ca. 200 000
Personen betroffen
- Ursache: Autoimmunerkrankung,
Antikörper richten sich gegen Insulin oder Bestandteile
der B-Zellen. Genetische, exogene und virale Faktoren
werden als Auslöser in Betracht gezogen. Langfristig
irreversible Zerstörung der B-Zellen der
Bauchspeicheldrüse
- Klinisch relevant ab Zerstörung von
> 80% der Zellen.
- Typische Symptome des Typ 1-Diabetes:
- Übermäßiger Durst
(Polydipsie)
- Polyurie Harnflut,
häufiges Wasserlassen, Bildung großer
Harnmengen
- Gewichtsabnahme
- Müdigkeit, Mattigkeit
- Aceton-Geruch der Atemluft
beim Ausatmen
- Therapie: lebenslange Zufuhr von
Insulin (zwingend insulinpflichtiger Diabetes), am besten
mittels ICT. Unbehandelt ketoazidotisches Koma und Tod.
- Besonderheit: In den ersten Monaten
Remissionsphase, Rückgang des Insulinbedarfes durch
Erholung der B-Zellen durch die Entlastung. Häufige
Kontrolle daher nötig!
Diabetes
Typ 2:
- Beginn überwiegend im
Erwachsenenalter ab dem 40. Lebensjahr und im Alter
(früher: Altersdiabetes)
- Patienten häufig übergewichtig
- Relativer Insulinmangel
- Sehr häufig, 95% der Diabetiker in
Deutschland
- Ursache: genetisch bedingte
Insulinresistenz der Körperzellen. Dadurch
Überproduktion von Insulin, so daß die Werte noch
länger im Normalbereich gehalten werden. Danach
Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen, über das
Zwischenstadium der gestörten Glucosetoleranz mündet
die Erkrankung in einen manifesten Diabetes. Die
Insulinresistenz wird mit einer Wahrscheinlichkeit von
80% vererbt.
- Metabolisches Syndrom: Diabetes dieses
Typs tritt häufig gemeinsam mit anderen Symptomen auf,
die unter dem Namen Metabolisches Syndrom
zusammengefaßt werden:
- Hypertonie, Bluthochdruck: RR
> 140/90 mm Hg
- Adipositas (Fettleibigkeit),
Übergewicht: BMI > 25 kg/m2, Fettanlagerung
hauptsächlich körperstammbetont (Bauch)
- Fettstoffwechselstörungen:
Hohe Triglycerid- und Cholesterinwerte,
Triglyceride über 200 mg/dl bzw. über 2,2
mmol/l, Cholesterin über 250 mg/dl bzw. über
6,5 mmol/l
- Hyperglykämie, zu hoher
Blutzucker, im Plasma > 126 mg/dl bzw. 7
mmol/l, im Kapillarblut > 110 mg/dl bzw. 6,1
mmol/l
- Dazu kann eine Neigung zu
Gicht durch Hyperurikämie kommen, also zu hohen
Harnsäurewerten im Blut, d. h. > 6,4 mg/dl
bzw. 380 µmol/l, muß aber nicht.
- Symptome (Anzeichen):
- Erhöhte Anfälligkeit für
Infekte
- Schwindel
- Leichte Ermüdbarkeit,
Abgeschlagenheit
- Juckreiz und Hautprobleme,
Dermatosen
- Problem: Der Typ 2-Diabetes entwickelt
sich schleichend und bleibt häufig über Jahre
unerkannt. Es fehlen die typischen Beschwerden wie beim
Typ 1-Diabetes. Die Diagnose wird oft erst zufällig im
Rahmen eines Allgemein-Screenings gestellt, zu einem
Zeitpunkt, an dem schon Folgeschäden eingetreten sein
können.
- Arteriosklerose (Verhärtung
der Arterien infolge von Ablagerungen)
- Mikroangiopathie am Auge,
Netzhautschäden als Folge schlechter
Blutversorgung
- Mikroangiopathie an der Niere,
Nierenschäden als Folge schlechter
Blutversorgung
- Nervenschäden
- Diabetischer Fuß
- Therapie:
- Basismaßnahmen:
Gewichtsreduktion mit einer unterkalorischen
Vollwertkost (fettreduziert) und
Bewegungstherapie
- Erst bei Versagen Medikamente
gemäß Stufenplan!
LADA-Diabetes
LADA = Latent Autoimmune
Diabetes in Adults. Form des Typ 1-Diabetes. Mit Hilfe
verbesserter Diagnose-Methoden können heute durch immunologische
Verfahren immer häufiger auch im fortgeschrittenen Alter Fälle
von Diabetes gefunden werden, die auf eine Autoimmunstörung
zurückzuführen sind. LADA-Diabetiker benötigen nur minimale
Insulindosen und fallen im Rahmen der Einstellung durch häufige
Hypoglykämien auf. Dies ist charakteristisch, den bei Typ
2-Diabetikern sieht man in der Regel in der Einstellungsphase
weniger Hypoglykämien, auch nicht, wenn gelegentlich zu hohe
Dosen an Insulin verabreicht wurden. Merkmale:
- Relativer Insulinmangel ohne
Übergewicht. Diese Patienten sind wie Typ 1-Diabetiker
primär insulinpflichtig, auch wenn sie gelegentlich noch
eine Restsekretion der Inselzellen haben.
- Früher als Diabetes Typ 2a bezeichnet
- Ursache nicht Insulinresistenz,
sondern langsam nachlassende Insulinproduktion
- Betrifft 10-15% der Typ 2-Diabetiker.
Der LADA findet sich zumeist in der Altersgruppe der
40-60jährigen, die auch die Altersgruppe mit den meisten
Manifestationen eines Typ 2-Diabetes ist.
- Therapie: Basismaßnahmen wie
Gewichtsreduktion oder Bewegungstherapie nicht nötig!
Nutzung des körpereigenen Insulins so lange wie möglich
durch Aufteilung der Kohlenhydrataufnahme in viele kleine
Mahlzeiten. Meidung von Lebensmitteln mit schnell ins
Blut gehenden Zuckern. Bei unzureichendem Rest-Insulin
Behandlung wie Typ 1 oder Typ 2.
MODY-Diabetes
Maturity Onset Diabetes in the
Young. Die in sich widersprüchliche Bezeichnung geht auf die
Zeit zurück, in welcher der Typ 2 Diabetes noch als
Altersdiabetes bezeichnet wurde. Die Abkürzung MODY
hat sich dennoch erhalten. Merkmale:
- Manifestation bei ausklingender
Pubertät. Vielfach ist in der Literatur das 25
Lebensjahr als obere Grenze genannt.
- Relativer Insulinmangel,
typischerweise bei mäßigem bis deutlichem Übergewicht.
Die anfangs fehlende Insulinabhängigkeit ist wichtig
für die Abgrenzung zum Typ 1 Diabetes. Als
Grenzwert werden 5 Jahre Insulinfreiheit nach
Erstmanifestation oder persistierend vorhandenes C-Peptid
genannt.
- Früher unter Diabetes Typ 2
einsortiert
- Betrifft 1-5 % aller Diabetiker
- Vererbung spielt wichtige Rolle
(autosomal-dominante und monogene Vererbung), 6
genetische Unterformen. Dies bedeutet für jeden
Patienten, daß auch ein Elternteil erkrankt sein muß.
- Therapie: Ernährungs- und
Bewegungstherapie, meist kann man den Stoffwechsel damit
sehr ausgeglichen halten. Entgleisungen sind selten,
milder Verlauf.
Gestations-Diabetes
Der Schwangerschafts- oder
Gestations-Diabetes ist eine spezielle Form der Zuckerkrankheit,
die sich während einer Schwangerschaft entwickeln kann. Meist
tritt sie im letzten Schwangerschaftsdrittel auf und verschwindet
unmittelbar nach der Geburt wieder. Merkmale:
- Der Schwangerschaftsdiabetes kann für
Mutter und Kind Risiken bergen, z. B. Zunahme der
Fruchtwassermenge, abnormes Größenwachstum der Kinder
(fetale Makrosomie), langsamere Ausreifung der kindlichen
Lungen, Mangelversorgung des Kindes.
- Relativer Insulinmangel im
Verlauf der Schwangerschaft treten hormonelle
Umstellungen auf, wodurch der Insulinbedarf höher ist
als sonst. In der Schwangerschaft gebildete Hormone
wirken unter anderem blutzuckererhöhend. Das
Gleichgewicht zwischen blutzuckererhöhenden Hormonen und
dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin wird dadurch
gestört. Die Bauchspeicheldrüse der Schwangeren muß
also immer größere Mengen an Insulin produzieren. Kann
die Schwangere den erhöhten Bedarf an Insulin nicht
durch eine verstärkte Insulinfreisetzung aus der
Bauchspeicheldrüse ausgleichen, entwickelt sich der
Gestations-Diabetes. Etwa ab dem letzten
Schwangerschaftsdrittel steigt der Insulinbedarf stark
an. Dies erklärt auch, warum der Gestations-Diabetes oft
erst nach der 24 Schwangerschaftswoche entdeckt wird.
Nach der Geburt nimmt der Insulinbedarf wieder ab und der
Schwangerschaftsdiabetes verschwindet.
- Wird leicht übersehen, weil er meist
keine Beschwerden verursacht, deshalb Screening zwischen
der 24. und 28. Schwangerschaftswoche
(Zuckerbelastungstest).
- Häufig, bei 2-5% der Schwangeren
- Nach beendeter Schwangerschaft bleibt
der Diabetes bei 4% der Betroffenen bestehen.
- Behandlung: Ernährungsumstellung,
Insulintherapie bei Bedarf.
- Bei etwa 85 % der Schwangeren
ist die richtige Ernährung als Therapie
ausreichend.
- Bei etwa 15 Prozent der Frauen
ist zusätzlich eine Insulinbehandlung
erforderlich. Dabei reichen oft kleine Mengen
eines schnell wirkenden Insulins vor den
Hauptmahlzeiten. Manchmal wird zusätzlich vor
dem Schlafengehen und eventuell morgens ein
langwirkendes Insulin gespritzt, das basalen
(nahrungsunabhängigen) Insulinbedarf deckt und
einen hohen Nüchternblutzucker verhindert.
- Wird der mütterliche
Zuckerstoffwechsels frühzeitig normalisiert,
lassen sich die Risiken für Mutter und Kind
deutlich verringern.
- Wichtig: Alle oralen
Antidiabetika sind in der Schwangerschaft
kontraindiziert, weil sie zu schweren
Entwicklungsstörungen des Kindes führen
können!
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