Bernhard
Peter
Blutzuckermessung:
Wie entnimmt man richtig Blut?
(Bitte besprechen Sie
im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt
Ihres Vertrauens!)
Damit
es auch sauber ist:
- Saubere Hände sind wichtig! Wenn etwa
an den Fingern noch Zucker vom letzten Naschen oder
Obstsaft klebt, ergibt das leicht falsch zu hohe Werte.
- Trockene Hände sind wichtig! Wenn
noch Wasser oder Schweiß an den Fingern hängt, wird der
Blutstropfen verdünnt und das Meßergebnis verfälscht.
- Händewaschen reicht aus. Desinfektion
ist normalerweise nicht notwendig. Wenn Sie es aus
welchem Anlaß auch immer dennoch tun, dann achten Sie
bitte darauf, daß das Desinfektionsmittel vollständig
verdunstet ist (nicht abwischen), ehe Sie in die
Teststreifentrommel fassen und ehe Sie Blut entnehmen.
Nicht verdunstete Alkoholreste können die Ergebnisse
verfälschen.
Welches
Blut?
Es wird bei der Selbst-Testung fast
immer Kapillarblut verwendet, aus der Fingerbeere oder aus dem
Ohrläppchen. Das Ausweichen auf Arm oder Bein ist verlockend und
unter bestimmten Umständen möglich (AST, Alternate Site
Testing). Achtung: Diese Gebiete sind schlecht durchblutet sind
und spiegeln erst ca. eine halbe Stunde später die Verhältnisse
wider. Die Differenz kann bis zu 100 mg/dl ausmachen!
Damit
auch genug Blut fließen kann:
- Vor der Messung Hände mit warmem
Wasser waschen und gut abtrocknen. Durch die Wärme und
die Bewegung wird eine bessere Durchblutung der
Fingerspitzen erreicht.
- Kalte Hände leicht gegeneinander
reiben und massieren.
- Nicht direkt messen, wenn man im
Winter von draußen aus der Kälte kommt, Hände erst
warm werden lassen. Bei kalten Fingern tritt weniger Blut
aus.
- Hände seitlich am Körper
herunterhängen lassen oder schlagende Armbewegungen nach
unten machen, damit sich das Blut in den Fingerspitzen
sammelt
- Finger mit leichtem Druck von der
Handfläche zu den Spitzen hin reiben
- Wenn alles nicht hilft, Finger mit
Daumen und Zeigefinger umfassen (Melkergriff) und ganz
vorsichtig (!) zur Fingerkuppe hin stauen.
- Nicht stark pressen, denn dadurch
tritt Gewebeflüssigkeit aus und verdünnt den
Blutstropfen, wodurch die Meßergebnisse zu niedrig
werden.
Damit
es so wenig wie möglich wehtut:
- Falsch: Blutentnahme
aus der Mitte der Fingerkuppe. Die Mitte der Fingerkuppen
ist die schmerzempfindlichste Stelle. Auf der Fingerkuppe
sitzen die meisten Tast- und Schmerz-Rezeptoren, hier tut
es am meisten weh.
Besser: Der Einstich sollte
an der seitlichen Kuppe der Finger (oder am Ohrläppchen
erfolgen, letzteres aber durch eine weitere Person). An
der Seite der Fingerkuppe ist der kleine Stich viel
weniger störend als auf der Fläche der Fingerkuppe
- Falsch: Daumen und
Zeigefinger anstechen. An diesen beiden Fingern stören
selbst kleinste Verletzungen, weil wir mit diesen Fingern
viel greifen. Zeigefinger und Daumen braucht man
eigentlich ständig zum Greifen, und jedesmal würde man
an den kleinen Pieks von eben erinnert werden.
Besser: An Mittel-, Ring-
oder Kleinem Finger Blut entnehmen! Da ist der kleine
Pieks nicht so störend.
- Falsch: Immer die
selbe Stelle zum Pieksen nehmen, denn die Haut wird dann
durch Verhornungen härter.
Richtig: Regelmäßig
zwischen Mittel-, Ring- und kleinem Finger wechseln. Auch
zwischen rechter und linker Hand wechseln.
- Falsch: Gebrauch
untauglicher Lanzetten oder nicht tiefenregulierbarer
Lanzetten. Da ist der Einstich i.d.R. viel zu tief, viel
zu breit, viel zu schmerzhaft.
Richtig: Optimale Stechhilfe
und Lanzette wählen: Der Schliff und die präzise
Führung der Lanzette sind ebenfalls entscheidend für
das Schmerzempfinden. Lanzetten mit Drei-Facetten-Schliff
gelten als besonders schmerzarm. Bei den meisten
Stechhilfen ist die Einstichtiefe variabel und
individuell einstellbar. Stechhilfen mit vielen Stufen
sind dabei hilfreich. Nutzen Sie diese Funktion, um Ihre
Fingerkuppen so wenig wie möglich zu belasten.
- Falsch: Desinfektion
der Einstichstelle mit Alkohol. Alkohol trocknet die Haut
aus und macht sie hart.
Richtig: Hände vorher mit
warmem Wasser waschen.
- Falsch: Der Einstich
mit einer stumpfen Nadel ist sehr schmerzhaft. Das Gewebe
wird nicht sauber geschnitten, sondern aufgerissen.
Manchmal färben sich die Einstichstellen sogar dunkel.
Richtig: Auch in der
Stechhilfe Nadel regelmäßig austauschen!
- Falsch: Zu häufiges
Händewaschen mit starken Seifen, starkes Scheuern beim
Abtrocknen.
Richtig: Gute Handpflege, z.
B. Händewaschen mit pH-regulierenden Seifen,
regelmäßiges Eincremen mit Cremes, die
Feuchthaltefaktoren wie Milchsäure (AHAs) oder Harnstoff
enthalten, Handmasken etc. läßt die Hände geschmeidig
bleiben und beugt Austrocknungen und Verhornungen vor.
Damit
es auch Erfolg hat:
- Auf die richtige Einstichtiefe der
Stechhilfe achten! Wenn der Blutfluß zu schwach ist, die
Stechhilfe etwas tiefer einstellen.
- Stechhilfe bei der Blutentnahme fest
auf die Haut aufdrücken. So wird das Schmerzempfinden
reduziert.
- Warten, bis der Blutstropfen eine
ausreichende Größe hat. Wenn man zu wenig Blut zur
Messung hat, kann das Ergebnis falsch werden oder das
Gerät zeigt Error in dem Fall hat man
einen Teststreifen vergeigt und darf noch einmal von
vorne anfangen.
- Vorher schauen, wo der Teststreifen
Blut haben will: Saugt er von der Seite oder soll man es
auf die Fläche tun? Ist der Streifen erst einmal
verschmiert, geht meistens gar nichts mehr.
- Die betroffene Haustelle nach der
Blutentnahme ca. 30 sec. fest zusammendrücken. Dadurch
wird eine Nachblutung verhindert, die zu winzigen
Blutergüssen und damit zu Schmerzen führen könnte.
Worauf
sollten Sie bei den Teststäbchen achten?
- Teststreifen und Gerät haben meistens
einen optimalen Arbeitstemperaturbereich. Wenn es zu kalt
oder zu warm ist bei der Messung, werden die Werte
ungenau. Also vor Reisen in Extremgebiete nochmal
nachlesen, obs geeignet ist!
- Haltbarkeitsdatum der Teststreifen ok?
- Verschließen Sie die Packung mit den
Teststäbchen immer sorgfältig. Es darf keine
Feuchtigkeit eindringen. Wenn die Packung über Nacht z.
B. offen im Bad stand, können Sie die Streifen im
Prinzip wegwerfen.
- Die Testfelder dürfen nicht
verschmutzt sein.
- Die Codierung von Meßgerät und
Teststreifen müssen übereinstimmen. Je nach Gerät wird
unterschiedlich codiert. Manche modernen Geräte brauchen
gar nicht mehr codiert zu werden.
Ein
Tip zuletzt:
Zeigen Sie Ihren Angehörigen
auch einmal, wie man Blut entnimmt und wie man mißt. Dann
können diese im Fall eines Falles auch mal schnell schauen, was
Ihr Stoffwechsel gerade macht.
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