Bernhard Peter
Tollwut - kein Thema mehr?
(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit Ihrem Arzt)
Was ist Tollwut? Woher kann man Tollwut bekommen?
Tollwut wird durch Viren hervorgerufen. Diese Viren gelangen von der Infektionsstelle aus zum Gehirn und verursachen dort schwere Störungen, die, wenn die Krankheit einmal ausgebrochen ist, grundsätzlich tödlich enden. Je nach Weltregion sind unterschiedliche Tiere Reservoir für die Viren. In Europa haben wir eine silvatische Tollwut, d. h. eine Krankheit vorrangig der im Wald lebenden Wildtiere wie Füchse, Dachse, Marder, Mäuse etc. In Amerika sind es vor allem auch Waschbären und Skunks (Stinktiere), aber auch Fledermäuse. In vielen Drittweltländern oder asiatischen Schwellenländern dagegen haben wir eine urbane Tollwut, d. h. es handelt sich um eine Erkrankung der oft unter schlechtesten Bedingungen in städtischer Umgebung lebenden Tiere, z. B. streunende Hunde.
Wie wird Tollwut übertragen?
Infektionsquelle ist grundsätzlich Speichel kranker Tiere. Gerade in der Speicheldrüse reichern sich die Viren bei erkrankten Tieren an. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist außer in ganz exotischen Fällen wie nach Hornhautverpflanzungen nicht nachweisbar.
Übertragung wahrscheinlich bzw. möglich:
Übertragung unwahrscheinlich:
Das Problem sind die Verhaltens-Veränderungen bei erkrankten Tieren: Im einen Augenblick noch streichelsanft, kann die Stimmung unmittelbar in Beißen umschlagen!
Welche Länder sind besonders betroffen?
Tollwutfrei saind z. B.: Schweden, Island, Finnland, Großbritannien, Irland, Italien, Portugal, Australien, Grönland, Neuseeland.
Nur ganz wenige Tollwutfälle gibt es jährlich in Deutschland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz.
Erhöhtes Infektionsrisiko: Osteuropa, ganz Südostasien, ganz Afrika.
Besonders hohes Risiko: Indien, Philippinen, China, Nepal, Thailand, Äthiopien, Südafrika, Brasilien, Mexiko, Türkei. Z. B. ist die Hälfte aller steunenden Hunde der Großstadt Bangalore in Indien infiziert. In Thailand ist jeder zehnte Hund infiziert, in ganz Thailand gibt es also ca. 1 Million infizierter Hunde (Stand 2002).
Wie verläuft eine Erkrankung an Tollwut?
Die Inkubationszeit beträgt 3-8 Wochen beim Menschen. Das ist die Zeit, die die Viren benötigen, um von der Eintrittspforte aus entlang der Nerven zum Gehirn zu wandern. Vom Gehirn aus wandern sie weiter entlang der Nervenbahnen zu anderen Organen und reichern sich dort an, vor allem in der Speicheldrüse. Im Verlauf der Krankheit gibt es drei Phasen:
Die Erkrankung ist von einem hohen Leidensdruck, weil der Patient alles bei vollem Bewußtsein durchlebt! Der Tod tritt nach Ausbruch in jedem Fall ein, meist im Koma durch Atemstillstand, maximal 1 Woche nach Auftreten der ersten Beschwerden. Jeder Tollwut-Verdachtsfall gehört daher sofort in ärztliche Behandlung!
Gibt es eine Impfung gegen Tollwut? Für wen ist sie sinnvoll?
Ja, es gibt verschiedene Impfstoffe gegen Tollwut. Für folgende Personengruppen wird sie empfohlen:
Für alle Reisenden, die in Länder reisen, in denen Tollwut vorkommt und in denen der Zugang zu Notfallbehandlung (s. u.) nicht gesichert ist, besonders, wenn sie mit Tieren in Kontakt kommen werden (Wanderer, Camper, Trekker, in der Landwirtschaft Berufstätige etc.)
Für bestimmte Berufsgruppen, die mit möglicherweise infizierten Tieren in Berührung kommen (Tierärzte, Tierpfleger, Abdecker, Förster, Forstarbeiter, Jäger)
Die Impfung besteht aus drei Impfungen innerhalb eines Zeitraumes von 3-4 Wochen (z. B. Tag 0, 7, 21 oder 28, ohne Abweichung nach unten). Ein sicherer Impfschutz ist erst nach dreimaliger Impfung, also frühestens nach 21 Tagen gegeben. Insbesondere Last-Minute-Reisende in Risikoländer seien an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß das Aufbauen von Antikörpern im Organismus seine Zeit braucht. Ein sicherer Impfschutz ist unter 21 Tagen nicht zu bekommen. Wenn für die Reise eine Malariaprophylaxe mit Mefloquin oder Chloroquin geplant ist, muß die Impfserie vor der ersten Einnahme komplett abgeschlossen sein, weil sie sonst nicht richtig funktioniert.
Gibt es Hilfe im Verdachtsfall?
Ein Verdachtsfall ist jeder Biß in einem Risikogebiet durch ein Tier, dessen Tollwutstatus nicht geklärt ist. Jedes Tier, das grundlos beißt, muß in Risikogebieten als verdächtig gelten. Weil es relativ lange dauert, bis die Viren von der Eintrittspforte zum Gehirn gewandert sind, ist Hilfe direkt nach einem Biß noch möglich; der Ausbruch kann so verhindert werden. Wichtig: So schnell wie möglich!!! Die sog. postexpositionelle Prophylaxe besteht aus drei Maßnahmen:
Auch bei geimpften Personen (s. o.) ist nach einem Biß durch ein möglicherweise tollwütiges Tier nach Wundreinigung ein sofortiges Boostern mit Aktivimpfstoff sinnvoll.
Wann liegt ein Verdachtsfall vor?
Ein Verdachtsfall ist jeder Biß in einem Risikogebiet durch ein Tier, dessen Tollwutstatus nicht geklärt ist. Jedes Tier, das grundlos beißt oder sonstige Verhaltensanomalitäten zeigt, muß in Risikogebieten als verdächtig gelten.
Je nach Fall werden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen:
Vorbeugen ist besser als leiden - wie Sie sich selbst schützen können:
Kommen Sie gesund aus dem Urlaub zurück!
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