Bernhard
Peter
Madenwürmer
(Bitte besprechen Sie
im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt
Ihres Vertrauens!)
Was
sind Madenwürmer?
Es handelt sich bei
Madenwürmern (Enterobius vermicularis) um einen Nematoden
(Fadenwurm), der im menschlichen Darm als Parasit lebt und im
Stuhl durch seine auffallend weiße Farbe leicht entdeckt werden
kann. Die Männchen sind nur 2-5 mm lang, die Weibchen neigen zu
Fülligkeit und werden 8-13 mm groß. Der Körper endet in einem
kurzen, dünnen, spitzen Schwanz, daher auch der Name
Pfriemenschwanz.
Wo
kommen Madenwürmer vor?
Madenwürmer kommen fast
überall auf dem Globus vor (naja, die Antarktis vielleicht mal
ausgenommen...). Man schätzt, daß weltweit etwa ein Drittel
aller Kinder mit Madenwürmern infiziert ist.
Wie
ist der parasitäre Zyklus von Madenwürmern?
Die erwachsenen Würmer
leben auf der Schleimhaut des unteren Dünndarmes und des
Dickdarmes des Menschen, selbst im Blinddarm. Nach der Paarung
sterben die Männchen ab, während die Weibchen durch den
Dickdarm und das Rektum zum Darmausgang wandern, den Anus
verlassen und dort umherkrabbeln, um ihre Eier abzulegen. Im
Gegensatz zu anderen Würmern werden die Eier nicht
kontinuierlich abgegeben, sondern in einem großen Schub, danach
verendet das Weibchen. Das können pro Weibchen 4000-11000 Eier
sein! Sie sind durch ihre Eiweißhülle sehr klebrig und pappen
auf der Haut rings um den Anus fest. Innerhalb von 4-6 Stunden
entwickelt sich in den Eiern eine 1. Larve, die infektionsfähig
ist. Der Wurm kommt somit ohne Zwischenwirt aus, die Eier müssen
nur eine bestimmte Zeit an frischer Luft sein, um eine
infektionsfähige Larve zu entwickeln. Eier, die von der Haut des
Allerwertesten hinunterfallen, bleiben in feuchter Umgebung noch
mehrere Wochen überlebensfähig. Das Herumkrabbeln der
Madenwürmer und die Eiablage verursachen Juckreiz, also kratzt
das Kind. Und was macht ein Fünfjähriger als Nächstes?
Richtig, Finger in den Mund! Und damit gehts von vorne los.
Im Darmkanal schlüpfen die Larven, die sich nach mehreren
Häutungen innerhalb von ca. 1-1.5 Monaten zu geschlechtsreifen
Würmern entwickeln können.
Wie
kann man Madenwürmer bekommen?
Die Aufnahme von Larve
Nr. 1 geschieht durch den Mund bei mangelnder Hygiene. Im
einzelnen sind denkbar:
- Kinder übertragen die Eier von der
Analregion mit dem Finger an den Mund (Autoinfektion)
- Eier werden in die Bettwäsche
gestreut, Kind hat Mundkontakt mit dem Laken
- die klebrigen Eier bleiben an
Spielzeug haften, Spielzeug wird in den Mund genommen
- herabgefallene Eier werden mit dem
Staub aufgewirbelt und gelangen über Mundkontakt wieder
zurück zum Kind oder zu anderen Personen
(Fremdinfektion)
- Kontaktübertragung über mit Larven
verunreinigte Gegenstände oder sanitäre Einrichtungen
- Und last but not least als
treusorgende Eltern bei der Fürsorge für das erkrankte
Kind
Wer
sind Risikogruppen?
- Am häufigsten werden Kinder im Alter
von 5-9 Jahren befallen. Das ist das ideale Alter, um
einerseits in Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten,
Grundschule) mit anderen Kindern ihre Krankheiten und
Parasiten zu teilen, ohne daß schon ein ausreichendes
Hygienebewußtsein vorhanden wäre. Kinder kommen
besonders oft mit Parasiten in Kontakt, da sie
"alles" angreifen und oft auch
"alles" inklusive den Händen in den Mund
stecken.
- Und die zweite Risikogruppe sind die
Eltern von diesen Kindern! Wann hat man meistens 5-9
jährige Kinder? Sagen wir mal ganz grob so mit 30-49
Jahren. Liebe Eltern, schauen Sie sich an, was Ihre
Sprößlinge von Kindergarten und Schule mit nach Hause
bringen!
- Madenwürmer befallen häufig ganze
Gemeinschaften: Familien, Wohngemeinschaften,
Kindergärten, Schulen, Kinderheime etc. Risikogruppen
sind also alle, die mit Erkrankten in enger häuslicher
Gemeinschaft leben.
Wie
äußert sich eine Erkrankung an Madenwürmern?
Zuerst eine gute
Nachricht: Madenwürmer sind zwar eklig und igitt und
überhaupt, aber sie sind harmlos! Sie schädigen den Wirt
nicht nachhaltig, sie führen auch keine Körperwanderung durch.
Aber:
- Der Juckreiz in der Analregion ist
nicht nur lästig, sondern durch das ständige Kratzen
können Wunden entstehen sowie ekzemartige
Hautveränderungen, die sich manchmal über den ganzen
Körper ausbreiten können. Infektionen der
vorgeschädigten Haut können vorkommen.
- Die Folge der andauernden Qual durch
den Juckreiz können Schlafstörungen, infolgedessen
Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen, nervöse
Störungen bis hin zu reaktiven
Entwicklungsverzögerungen sein.
- Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme
wurden bei massivem Befall beobachtet.
Wie
kann man einen Madenwurmbefall erkennen?
- Das nächtliche Krabbeln der
Madenwürmer aus dem Anus und die Eiablage verursachen
starken Juckreiz.
- Ein Abklatsch von der perianalen Haut
bringt es unter dem Mikroskop an den Tag: Die Eier haben
ein charakteristisches Aussehen. Um die klebrigen Eier zu
gewinnen, ist es am besten, einen Streifen Tesafilm zu
nehmen und damit Eier von der perianalen Haut zu sammeln.
Im Zweifelsfall eine Probe zum Arzt bringen! Im Stuhl
selbst sind die Eier eher weniger zu finden.
- Bei sehr starkem Befall kann man die
auffallend weißen Adultwürmer auf dem Stuhlgang mit
bloßem Auge herumkrabbeln sehen.
Wie
kann man Madenwürmer behandeln?
Mit einer Standardwurmkur
mit den Wirkstoffen Pyrviniumemboat, Pyrantelemboat, Mebendazol
oder Albendazol ist das Problem schnell aus der Welt. Wichtig
ist: Das Wurmmittel tötet die erwachsenen Würmer und die Larven
verschiedener Stadien im Darm. Die Gefahr durch herumfliegende
Eier ist weiterhin gegeben! Deshalb ist es sinnvoll:
- nach einem gewissen Zeitabstand die
Wurmkur zu wiederholen
- den gesamten Lebensbereich des
Patienten einer gründlichen Reinigung zu unterziehen,
denn herabgefallene Eier bleiben locker noch drei Wochen
infektiös, wenn sie nicht austrocknen
- Verhinderung der
Eiausstreuung:
- morgendliches Waschen
der Perianalhaut
- Abdecken der
Perianalhaut mit Salben
- morgens sofortiger
Wäschewechsel
- Verhinderung der erneuten
Eiaufnahme:
- täglicher Wechsel von
Unterwäsche und Bettwäsche
- Mundkontakt mit Boden
(Teppiche) für ein paar Wochen
vermeiden)
- regelmäßig Böden
saugen und wischen
- Desinfektion der
Hände
- Flächendesinfektion
in Bad und Kinderzimmer
- Auskochen der Wäsche
- Reinigung
kontaminierter Gegenstände (Spielzeug)
mit heißem Wasser
Wie
kann man Madenwürmern vorbeugen?
- 1. Hygiene!
- 2. Hygiene!
- 3. Hygiene!
- Händewaschen vor dem Essen
- nach jedem Stuhlgang Hände mit Seife
waschen
- häufiger Wäschewechsel
(Unterwäsche, Bettwäsche)
- Kurzhalten der Fingernägel (denn
darunter sitzen die Eier mit Vorliebe)
- Als weitere Anregung diene das unter
Behandlung Gesagte.
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