Bernhard Peter
Schlafkrankheit
(Bitte besprechen Sie im Zweifelfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens!)

Was ist die Schlafkrankheit?

Die afrikanische Schlafkrankheit wird durch Einzeller (Protozoen) verursacht, sogenannte Trypanosomen. Diese werden durch bestimmte Fliegen übertragen und leben als Parasiten im Blut bzw. Gewebe des Menschen und verursachen eine schwere, in mehreren Stadien fortschreitende Erkrankung des Lymph- und Nervensystems. Charakteristisch für den Erreger ist ein Formenwandel während des Entwicklungszyklusses: Mal rund und ohne Geißel, mal länglich mit Geißel zur Fortbewegung im Blut. Der Entwicklungszyklus der Erreger schließt einen zwingenden Wirtswechsel zwischen Mensch und Fliegen ein.

 

Wo kommt die Schlafkrankheit vor?

Die Schlafkrankheit tritt nur in Afrika auf, nur südlich der Sahara in einem Bereich zwischen dem 15. Grad nördlicher und dem 18. Grad südlicher Breite. Das Vorkommen der Erkrankung ist an das Vorkommen der Überträgerfliege gekoppelt; wo diese fehlt, gibt es auch keine Schlafkrankheit. Insgesamt besteht ein Risiko in 38 Ländern, allen voran Kongo, Sudan, Uganda, Tansania, Angola etc. Weder in Amerika noch in ganz Asien besteht ein Risiko.

Dabei gibt es zwei Unterarten, die für den betroffenen Patienten aber höchstens von sehr theoretischem Interesse sein dürften:

Wie ist die aktuelle Lage zur Schlafkrankheit?

Lange schien es, als sei die Schlafkrankheit ausgerottet. Doch inzwischen steigt die Zahl der Krankheitsfälle wieder steil an. In den Bürgerkriegs- und Flüchtlingsregionen Afrikas (Angola, Kongo, Sudan, Uganda) ist insbesondere in den letzten Jahren ein dramatischer Anstieg der Schlafkrankheit zu verzeichnen. Die WHO schätzt, daß in Zentralafrika 300.000 bis 500.000 Menschen mit dem Erreger infiziert sind und geht von einer steigenden Tendenz aus. Pro Jahr fallen der Krankheit mittlerweile wieder ca. 150000 Menschen zum Opfer. Es gibt bereits Länder, in denen mehr Menschen an der Schlafkrankheit als an AIDS sterben. Aber auch in beliebten Reiseländern wächst das Risiko, sich zu infizieren. Eine steigende Übertragungsrate wird beispielsweise an der Elfenbeinküste und in der Safari-Destination Tansania registriert.

 

Wie wird die Schlafkrankheit übertragen?

Überträger sind die blutsaugenden Tse-Tse-Fliegen, die sog. Glossinen. Ihren Namen haben diese Fliegen von ihrer typischen Form: In Ruhestellung sind beide Flügel über dem Hinterleib deckend übereinandergelegt und bilden eine Zungenform (lat. Glossa). Tse-Tse-Fliegen sind 6-12 mm lang und besitzen einen waagerecht vorgestreckten Stechrüssel.

Tse-Tse-Fliegen sind tagaktiv, sie stechen im Freien. Der Stich ist sehr schmerzhaft und kann nicht unbemerkt bleiben. Bevorzugte Brutplätze sind schattige Bereiche der Savanne, an denen sie Larven im Boden ablegen können. Sie werden auch durch andere dunkle Stellen angelockt und dringen so gerne in Fahrzeuge ein.

Überträger der westafrikanischen Form ist eine Untergruppe der Tsetsefliegen (Palpalisgruppe), die sich bevorzugt in den Uferwäldern von Seen und Flüssen aufhält, während die ostafrikanische Form von einer Untergruppe (Morsitansgruppe) übertragen wird, die im trockenen Busch lebt.

Beim Blutsaugen nehmen diese Fliegen die Erreger auf, welche dann in der Fliege einen bestimmten Entwicklungszykus durchlaufen, wobei Formen durchlaufen werden, die nicht für den Menschen infektiös sind. Vom Darm wandern die Erreger in die Speicheldrüsen der Fliege ein, wandeln sich erneut um und vermehren sich. Dies sind die Formen, die bei einem erneuten Stich auf den Menschen übertragen werden und die Schlafkrankheit beim Opfer auslösen.

 

Wie lange ist die Inkubationszeit?

 

Welche Variante ist schlimmer?

Die Krankheit manifestiert sich in unterschiedlich schweren Ausprägungen, dabei verlaufen Erkrankungen an der ost-/südostafrikanischen Variante akuter und schwerer als solche an der west- und zentralafrikanischen Variante.

 

Wie äußert sich die Erkrankung an Schlafkrankheit?

Die Erkrankung verläuft in drei unterschiedlichen Stadien. Charakteristisch sind in unregelmäßigen Abständen wiederkehrende Fieberanfälle und später Störungen im Nervensystem. Im einzelnen unterscheidet:

 

Warum ist die Schlafkrankheit eine der gefährlichsten Reisekrankheiten?

 

Gibt es eine Impfung gegen die Erkrankung?

Nein, eine solche ist auch generell nicht möglich, weil es sich um einen tierischen Erreger handelt, dessen Oberflächeneigenschaften zu wenig charakteristisch abweichen, um einen Impfstoff dagegen entwickeln zu können. Weiterhin sind die Oberflächenstrukturen viel zu variabel, um einen Impfstoff entwickeln zu können. Auch eine empfehlenswerte Chemoprophylaxe gibt es nicht.

 

Gibt es Immunität nach einer einmal durchstandenen Krankheit?

Wegen der vielen unterschiedlichen Entwicklungsstadien mit jeweils anderen Oberflächeneigenschaften und wegen der Antigenvariation (der Parasit kann die Oberflächenstrukturen verändern) nützt die Erinnerung an vergangene Trypanosomen dem Organismus im Falle einer Neuinfektion nichts, wenn die neuen Erreger eine veränderte Antigenstruktur auf ihrer Oberfläche aufweisen.

 

Wie diagnostiziert der Arzt eine Erkrankung?

Der Nachweis erfolgt durch mikroskopische Untersuchung von Blut, Lymphknotenpunktat bzw. Flüssigkeit aus dem Zentralnervensystem (Liquor). In der hämolymphatischen Phase lassen sich Erreger vor allem im Blut nachweisen, in der Spätphase eher mehr im Liquor. Weitere diagnostische Verfahren sind möglich.

 

Wie kann man einer Erkrankung an Schlafkrankheit vorbeugen?

 

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