Bernhard Peter
Mumps
(Bitte besprechen Sie im Zweifelsfall Ihre Beschwerden und Maßnahmen mit einem Arzt Ihres Vertrauens)

Mumps (Parotitis epidemica) ist eine durch Tröpfcheninfektion übertragene akute, generalisierte (d.h. den ganzen Organismus betreffende) Infektionskrankheit, die durch ein Virus (Rubula-Virus, Mumps-Virus) verursacht wird. Das Mumpsvirus ist ein umhülltes einsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Paramyxoviridae. Aufgrund der hohen Ansteckungsfähigkeit (Kontagiosität) kommt diese Erkrankung vor allem im Kindesalter vor und zählt zu den sogenannten Kinderkrankheiten. Am häufigsten erkranken Kinder unter 15 Jahren an Mumps. Im Kindesalter ist der Verlauf in der Regel gutartig. Eine Erkrankung später ist aber nicht ausgeschlossen. Charakteristisch ist die schmerzhafte Schwellung der Speicheldrüsen, vor allem der Ohrspeicheldrüsen, was zu der typischen Mumps-Hamsterbacke führt (neben allgemeinen Krankheitssymptomen). Mitbeteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS), anderer Drüsen des Körpers (Bauchspeicheldrüse, Keimdrüsen etc.) oder selten auch anderer Organe ist möglich, was zu gefürchteten Komplikationen führen kann. Im Volksmund heißt die Krankheit Ziegenpeter. Wer einmal an Mumps erkrankte, besitzt einen lebenslangen Schutz (Immunität). Zweiterkrankungen sind möglich, aber äußerst selten. Auch eine Impfung verleiht einen lebenslangen Schutz. Kinder sollten heutzutage gegen Mumps geimpft werden. Durch den heute routinemäßigen Impfschutz tritt die Erkrankung längst nicht mehr so häufig auf wie früher.

 

Wie steckt man sich an?

Der Mensch ist das einzige Erregerreservoir. Der Mumps-Erreger ist außerordentlich ansteckend. Er befindet sich im Schleim der Atemwege und in anderen Körperflüssigkeiten. Ansteckung ist also auf mehreren Wegen möglich:

 

Wann ist das Risiko einer Ansteckung am größten?

 

Inkubationszeit und Ansteckungsgefahr

Zwischen der Übertragung des Virus und dem Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) liegen meist 16–18 Tage (12–25 Tage sind möglich).

Für andere Menschen ist Mumps etwa eine Woche vor und zwei Wochen nach Beginn der Drüsenschwellung ansteckend. Die Ansteckungsfähigkeit ist 2 Tage vor bis 4 Tage nach Erkrankungsbeginn am größten. Insgesamt kann ein Infizierter 7 Tage vor bis 9 Tage nach Auftreten der Ohrspeicheldrüsenschwellung ansteckend sein. Auch solche Infektionen, die nicht zu sichtbaren Beschwerden führen, also ganz harmlos und fast unbemerkt verlaufen, sind ansteckend.

 

Wie äußert sich eine Erkrankung an Mumps?

Mumps beginnt meist mit leichtem Fieber, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und Kopfschmerzen. Innerhalb von etwa einem Tag bekommt das Kind einseitige Ohrenschmerzen. Bewegungen des Unterkiefers, also Öffnen des Mundes, Kauen und Schlucken sind schmerzhaft. Der Bereich vor und unter dem schmerzenden Ohr schwillt deutlich an. Meistens fängt die Schwellung einseitig an, erst einige Tage danach bildet sich auch auf der anderen Seite eine entsprechende Schwellung. Die Schwellung kommt durch eine Entzündung der Speicheldrüsen, besonders der Ohrspeicheldrüsen als Folge des Befalles mit Mumps-Viren zustande.

 

Wie verläuft eine Erkrankung an Mumps?

Das kurze Anfangsstadium (Prodromalphase) besteht aus den oben genannten Beschwerden (Fieberanstieg, Kopf- und Gliederschmerzen). Innerhalb von etwa 24 Stunden entwickelt sich die Schwellung der Speicheldrüsen. Die Schwellung ist in der Regel nicht scharf abgegrenzt und kann dazu führen, daß die Ohrläppchen abstehen. Einseitige Verläufe sind nicht selten (ca.20%). Häufig tritt die Schwellung der zweiten Seite auch erst nach 1-3 Tagen auf. Die Schwellung betrifft nicht nur die Ohrspeicheldrüsen, sie kann auch andere Drüsen unterhalb des Kiefers betreffen. Manchmal ist sie so stark, daß die Kieferkante nicht mehr erkennbar ist (Mondgesicht). Daneben ist eine Entzündung der Mundschleimhaut charakteristisch, wobei der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse an seiner Mündung deutlich sichtbar hervortritt. Schmerzen und Fieber klingen nach sechs bis sieben Tagen ab. Manche Kinder bekommen überhaupt kein Fieber. Nach etwa sieben Tagen geht die Schwellung zurück. Der Heilungsprozeß insgesamt kann bis zu 14 Tage dauern.

 

Wie schwer kann eine Erkrankung an Mumps sein?

Der Schweregrad der Erkrankung kann sehr stark variieren:

Die Dauer der Erkrankung mit den genannten Beschwerden beträgt in der Regel 3–8 Tage. Mit zunehmendem Lebensalter werden schwere Verlaufsformen und Komplikationen häufiger.

 

Wie behandelt der Arzt Mumps?

Eine Bekämpfung der Viren selbst mit Medikamenten ist nicht möglich. Es gibt kein Arzneimittel, welches die Erreger vernichten kann. Der Arzt kann aber die Beschwerden lindern symptomatische Therapie. In der Regel sind dies Medikamente, die den Schmerz lindern und das Fieber senken.

Wichtig ist die sofortige Unterbindung des Kontaktes zu anderen Kindern, die Freistellung von Schule, Kindergarten, Sportverein etc. Eine Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen kann nach Abklingen der klinischen Symptome, frühestens 9 Tage nach Ausbruch der Erkrankung erfolgen.

 

Was gibt es evtl. für Komplikationen?

Wie oben schon ausgeführt, gibt es bei Mumps nicht ein definiertes Erscheinungsbild immer gleichbleibender Schwere, sondern eine weite Bandbreite von beschwerdefrei bis zu einer schweren allgemeinen Erkrankung, die bleibende Schäden zurückläßt. Mumps-Viren können durch den Körper wandern und verschiedenste Organe und Organsysteme befallen. Die im folgenden genannten Komplikationen gehören nicht zum Standardverlauf, können aber mit einer zwar geringen, aber dennoch nicht vernachlässigbaren Wahrscheinlichkeit auftreten:

 

Was können Sie unterstützend für ein an Mumps erkranktes Kind tun?

Kinder, die an Mumps erkrankt sind, werden meistens zu Hause behandelt. Die meisten Beschwerden verschwinden auch ohne die Einnahme von Medikamenten. Ziehen Sie aber grundsätzlich einen Arzt zu Rate, zum einen, damit er dem Kind Medikamente verschreiben kann, die die Beschwerden lindern, zum anderen, weil immer die Möglichkeit von Komplikationen besteht.

 

Wie gegen Mumps impfen?

Aktive Impfung: Kinder gegen Mumps zu impfen ist heute sinnvolle Routine. Die Impfung ist von der ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (kurz STIKO) empfohlen. Kinder werden erstmals ab dem 12. Lebensmonat mit einem Lebendimpfstoff geimpft. Für den vollständigen Schutz ist eine zweite Impfung notwendig. Sie wird idealerweise vier Wochen nach der ersten Impfung gegeben, meistens ein Jahr später, spätestens jedoch bei der Einschulung. Eine Altersbegrenzung existiert allerdings nicht. Die Impfung ist in der Regel gut verträglich. Sie wird üblicherweise in Kombination mit der Masern-Impfung und der Röteln-Impfung gespritzt (MMR-Impfstoff).

Passive Impfung: Eine Gabe von Antikörpern gegen das Virus ist anders als bei Masern nicht möglich.

 

Ist eine Inkubationsimpfung möglich?

Wenn ein ungeimpftes Kind zufälligerweise Kontakt mit einem erkrankten Kind hatte und mit einer Ansteckung möglicherweise gerechnet werden muß, ist eine sog. Inkubationsimpfung möglich. Das geht, weil die Inkubationszeit bei den bei der Impfung verwendeten Kulturviren mit 5-12 Tagen kürzer ist als bei den echten, krankmachenden Wildstämmen (im Mittel 18 Tage). Mann kann also die Infektion „überholen“, wenn seit Kontakt mit erkrankten Kindern nicht mehr als drei Tage verstrichen sind. Und selbst wenn zufällig beide Virensorten gleichzeitig „wirken“, ist nicht mit Nachteilen zu rechnen, es käme also auf einen Versuch an, um Schlimmeres zu verhindern. Wichtig: Das geht nur bei Mumps, nicht aber bei Masern!

 

Warum gegen Mumps impfen?

In den letzten Jahren hat sich die Diskussion über Nutzen und Risiken von Impfungen bei Kindern erheblich verstärkt. Leider beobachtet man bei vielen Eltern eine gewisse Impfmüdigkeit. Bei den hohen Risiken durch Komplikationen ist es meiner Ansicht nach eine schwerwiegende Unterlassung, Kindern die Impfung vorzuenthalten. Von Impfkritikern werden einige wenige Impfzwischenfälle kritiklos aufgebauscht, ohne das Augenmaß für die Tatsachen zu behalten. Vordergründig handelt es sich zwar „nur“ um eine Entzündung der Ohrspeicheldrüsen, aber prinzipiell kann jede einzelne Erkrankung an Mumps mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in eine Entzündung der Keimdrüsen mit Impotenzrisiko, in eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, in eine Hirnhautentzündung etc. münden. Das Risiko bleibender Schäden ist bei einer Erkrankung immer um ein Vielfaches höher als bei einer Impfung!

 

Kann man sich auch als Erwachsener gegen Mumps impfen lassen?

Prinzipiell ja. Es gibt keine Altersbegrenzung nach oben. Die Mumpsimpfung wird auch nicht schlechter vertragen als bei Kindern. Viele Mitbürger, die in den neuen Bundesländern aufgewachsen sind, haben z. B. standardmäßig nur eine Masernimpfung bekommen. Ein Nachholen der Mumpsimpfung ist möglich. Nicht sinnvoll ist sie natürlich, wenn ein serologischer Befund eindeutig Antikörper nachweist.

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