Bernhard
Peter
Neuroleptika
als Hypnotika
Zielgruppe: Ideal bei psychiatrischen Grunderkrankungen mit quälenden Gedanken, Ängsten und Trugvorstellungen. Verwendung bei dementen, verwirrten, psychomotorisch agitierten Patienten.
Auswahl: Sedierung und neuroleptische Potenz sind gegenläufig: hochpotente Neuroleptika wie Haloperidol oder Fluspirilen haben eher selten Schläfrigkeit als Nebenwirkung, bei niedriger potenten ist die schlaffördernde Wirkung ausgeprägter. Dennoch werden auch die hochpotenten atypischen Neuroleptika eingesetzt, weil sie vom Nebenwirkungsprofil günstig sind. Die Atypika sind besonders vorteilhaft bei nächtlichen Erregungs- und Verwirrtheitszuständen von Senioren.
Wirkungsmechanismus:
Die eingesetzten Neuroleptika (Promazin, Promethazin, Olanzapin
besonders stark, Prothipendyl, Levomepromazin, Chlorprothixen und
Risperidon ebenfalls) wirken antagonistisch am Histamin
H1-Rezeptor.
Die Butyrophenone Melperon und Pipamperon wirken vor allem als
Serotonin-Rezeptor-Antagonist.
Neuroleptika wirken zudem antagonistisch an Dopamin-Rezeptoren.
Dosierung: Einsatz in deutlich reduzierter Dosis im Vergleich zur antipsychotischen Therapie. Halbwertszeiten sehr verschieden, gängige Vertreter haben lange Halbwertszeiten, Sedierung und Verminderung des Reaktionsvermögens am nächsten Morgen zu erwarten. Günstig sind in dieser Hinsicht die Butyrophenone Melperon und Pipamperon.
Nebenwirkungen:
Ebenfalls anticholinerge Nebenwirkungen (Harnverhalt,
Stuhlverhalt, Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen),
besonders bei den Tricyclica, nicht bei Butyrophenonen
kardiovaskuläre Nebenwirkungen seltener als bei Antidepressiva,
hämatologische Nebenwirkungen häufiger als bei diesen (daher regelmäßige Blutbildkontrolle bei Tricyclica).
Tricyclica und Butyrophenone: EPMS = extra-pyramidal motorisches Syndrom. Die Ursache dafür ist der Dopamin-Antagonismus. Dyskinesien sind möglich, wenngleich die als Schlafmittel eingesetzten Neuroleptika eine hohe Affinität zu Histamin-H1-Rezeptoren haben und eine geringe zu Dopamin-D2-Rezeptoren. Besonders bei älteren Patienten irreversible Dyskinesien möglich. Auch bei jüngeren Patienten ist der langfristige Einsatz kritisch zu bewerten.
Gewisses kardiotoxisches Risiko, QT-Zeit-Verlängerung, bes. bei Thioridazin
Beispiele:
Klasse | Neuroleptikum | Halbwertszeit | Dosis als Antipsychotikum | Dosis als Schlafmittel |
Tricyclica | Promazin | 25-600 mg/Tag | ||
Tricyclica | Levomepromazin | 24 h | 25-600 mg/Tag | 25-75 mg |
Tricyclica | Thioridazin | 16 h | 10-200 mg/Tag | 25-75 mg |
Tricyclica | Promethazin | 10-12 h | Nicht antipsych. | 10-50 mg |
Tricyclica | Chlorprothixen | 8-12 h | 15-800 mg/Tag | 15-100 mg |
Butyrophenon | Pipamperon | 3 h | ca. 360 mg/Tag | 20-80 mg |
Butyrophenon | Melperon | 4-6 h | ca. 600 mg/Tag | 25-100 mg |
Atypica | Olanzapin | 30-60 h | 2,5-20 mg/Tag | |
Atypica | Quetiapin | 7 h | 25-800 mg/Tag | 12,5-25 mg |
Atypica | Risperidon | 3 / 14 h (aktiver Metabolit) | 0,25-16 mg/Tag | 0,25-1 mg |
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