Bernhard
Peter
Der
Rausch aus dem Kaktus:
Meskalin (Mescalin) und Peyotl
Meskalin
– ein Kaktus-Alkaloid aus Mexiko
Stammpflanze
des Meskalins ist
ein Kaktus mit dem Namen Lophophora williamsii aus den
nordmexikanischen Wüsten. Er wächst ebenfalls wild in
den
südwestlichen Vereinigten Staaten (u. a. Texas), ist heute
aber
in der freien Natur selten geworden. Andere Namen für diesen
Kaktus sind Peyotl (mexikanisch) oder Schnapskopf oder Mescal
buttons für die in Scheiben geschnittene Droge. Der Kaktus hat
eine halbkugelige Form, keine Stacheln und erreicht einen
Durchmesser von 8 –15 cm. Die Blüten sitzen auf
warzenförmigen Fortsätzen und bilden sich von Mai bis
Juli, sie
sind im Inneren weiß bis hellrot gefärbt. Er ist ein
sehr
langsam wachsender Kaktus; von der Keimung des Samens bis zur
ersten Blüte dauert es etwa 13 Jahre. Der gesamte Kaktus
enthält über 50 verschiedene Alkaloide, wovon das
Meskalin der
Hauptbestandteil ist.
Geschichte
von Meskalin:
In Mexiko
wurde Meskalin schon
lange Zeit von den Ureinwohnern medizinisch verwendet, dabei mag
neben der psychogenen die im Versuch nachgewiesene
antibakterielle Wirkung gegen Staphylokokken eine Rolle spielen.
Meskalin ist eine der ältesten psychoaktiven Substanzen der
Menschheit. Durch die Vermischung der Kulturen kam im 19. Jh die
Kenntnis von Peyotl auch zu den indianischen Stämmen der
Prärien der USA. Besonders bei den Mescaleros (Name!) wurde
die
Droge zum Erhalten befreiender Visionen benutzt. Der Peyote-Kult
ist auch mit der Native American Church in den USA verbunden.
Eigenschaften
der Droge
Auf dem
(illegalen) Markt sind
getrocknete Scheiben des Kaktus, Mescal buttons oder
Peyote-Scheiben genannt, braune Scheiben mit einer Dicke von ca.
½ cm und einem Durchmesser von 3- 4,5 cm. Die Scheiben
schmecken
angeblich sehr bitter und widerlich. Sie schwellen beim Kauen im
Mund an und hinterlassen ein stechendes Gefühl im Hals.
Eine weitere Form ist pulverisierter Kaktus.
Aufnahme,
Dosis und Wirkungsdauer
Die
Einnahme erfolgt oral
durch Einnahme von Pulver oder durch Kauen von Mescal Buttons (in
Scheiben geschnittener Kaktus) auf nüchternen Magen sowie
durch
Trinken einer Teezubereitung, die durch stundenlanges Auskochen
von Peyotl hergestellt wird. Wegen des miserablen Geschmacks wird
der dabei erhaltene Auszug bis zur sirupartigen Konsistenz
eingeengt und in Kapseln abgefüllt. Alternativ kann reines
Meskalin extrahiert und abgetrennt werden, was aber in der Praxis
eher selten auf dem Markt ist.
Meskalin wirkt erst in einer relativ hohen Dosis. 200-600 mg reines Meskalin sind der übliche Bereich für einen Rausch. Die übliche Dosis liegt daher bei ca. 500 mg. Natürlich hängt die benötigte Menge bei synthetischem Meskalin auch von der Art des Salzes ab. 200-400mg sind beim Meskalinsulfat für eine eindeutige Reaktion nötig, aber nur 128-256 mg beim Hydrochlorid. Üblicherweise beziehen sich die Angaben auf das Meskalinsulfat, oral eingenommen gelten 3-5mg je kg Körpergewicht als halluzinogene Dosis. Eine toxische Wirkung ist ab 700 mg zu erwarten. Die halluzinogene Wirkung tritt nach zirka 1-3 h ein. Bei Einnahme auf nüchternen Magen eher schneller; die Einnahme auf vollen Magen ist wegen der lange anhaltenden Wirkung unüblich. Die Scheiben haben einen Gehalt von ca. 6% Meskalin, für einen „Standardtrip“ werden von den Konsumenten ca. 4-10 Stück verzehrt. Die Wirkung dauert 6-12 h an.
Peyotl wird kaum geraucht, weil die Wirkung ist dann nämlich viel schwächer ist und es im Hals angeblich sehr unangenehm kratzt.
Meskalin
– chemisch gesehen
Namen:
Meskalin: TMPFA,
2-(3,4,5-Trimethoxyphenyl)ethanamin,
3,4,5-Trimethoxyphenylethylamin, 3,4,5-Trimethoxyphenethylamin,
EA-1306 (C11H17NO3), CAS-Nr.: [54-04-6]
Stoffklasse: Lophophora-Alkaloide, b-Phenethylamine
M = 211.25 g/mol
Es ist ein farbloses, stark alkalisches, lichtbrechendes Öl oder bei niedrigen Temperaturen farblose Kristalle, die leicht in Wasser und sehr leicht in EtOH, CHCl3 und Benzol löslich sind. Der Schmelzpunkt liegt bei 35-36 °C, der Kochpunkt bei 180°C. Durch Aufnahme von CO2 aus der Luft wird leicht kristallines Carbonat gebildet, daher sollten Droge und Reinstoff vor Luft geschützt aufbewahrt werden, um eine Zersetzung zu verhindern.
Meskalin hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den körpereigenen Neurotransmitter-Stoffen Noradrenalin und Adrenalin.
Meskalin
– eine psychoaktive Verbindung
Meskalin
greift massiv in das
Empfinden ein. Insgesamt ist die Wirkung von Meskalin mit der des
viel stärker wirkenden LSD vergleichbar. Aber
Erschöpfungszustände und Überdrehtheit, wie
sie oft nach einem
LSD-Trip auftreten, sind bei Meskalin selten. Im einzelnen sind
die Wirkungen von Meskalin:
Für die Rauschwirkung soll ein Lebereiweiß-Meskalin-Komplex wichtig sein. Der Höhepunkt der Halluzinationen fällt zeitlich mit dem maximalen Auftreten dieses Leberkomplexes zusammen.
Vor den Visionen tritt ein Stadium mit Übelkeit und Kopfschmerzen ein. Nach dem Rausch ist der User schlaflos.
Die lähmende Wirkung auf das zentrale Nervensystem steht bei höheren Dosen (über 400 mg) im Vordergrund. Die geistigen Fähigkeiten sind erniedrigt, der Konsument versinkt in einen passiven Zustand.
Weitere
Wirkungen von Meskalin:
Gleichgewichtsstörungen
und
Gangstörungen sind nach ca. einer halben bis einer Stunde da.
Meist sind die psychischen Symptome von Übelkeit bis hin zu Brechreiz, Kopfschmerzen sowie Mydriasis begleitet. Die Pupillen können über mehrere Stunden erweitert sein. Auch das Abfüllen von Meskalin in Kapseln verhindert den Brechreiz nicht, weil die Übelkeit zu der Wirkung von Meskalin gehört. Der Speichelfluß ist erhöht. Höhere Dosen verursachen eine Bradykardie (Verlangsamung der Herzfrequenz), Atemdepressionen, eine Dilatation (Erweiterung) der Blutgefäße und damit mittelbar auch eine Senkung des Blutdruckes. Sehr hohe Dosen lähmen schließlich die Atmung. Meist wird aber nie so viel eingenommen.
Toxikologie:
(Werte
bezogen auf das
Hydrochlorid)
LD50 (Maus, Ratte, Meerschweinchen): 212, 132, 328 mg/kg
intraperitoneal, (Ratte) 157 mg/kg intravenös, (Ratte) 534
mg/kg
subcutan, (Maus) 880 mg/kg oral.
Vergleich
mit
verwandten psychoaktiven Substanzen
Meskalin
ist den Amphetaminen
sehr ähnlich, somit ist auch deren Wirkung da, aber in weitaus
schwächerem Maße als bei diesen. Der Unterschied in
der Dosis
ist eklatant: Das bekannteste davon, das DOM (STP) wirkt ca. 80
mal stärker als Meskalin, dazu dauert der Rausch mehr als
doppelt so lange (24 h). TMA (tri-Methoxy-Amphetamin) das für
sein ausgewogenes Verhältnis von Amphetamin- und
Meskalineigenschaften bekannt ist und als „sanft“
gilt,
ist ebenfalls strukturell eng mit Meskalin verwandt.
Meskalin, Kalottenmodell
Wo
kommt Meskalin sonst noch vor?
Neben
Lophophora williamsii
enthalten auch andere Kaktusarten Meskalin: Es ist ebenfalls
Hauptalkaloid des San Pedro Kaktus, des Peruanischen
Stangenkaktus und anderer Trichocereus-Arten: Trichocereus
pachanoi, T. peruvianus, T. macrogonus, T. werdermannianus und T.
terschekii
Macht
Meskalin süchtig?
Die
Ausbildung einer
körperlichen oder nachweislichen psychischen
Abhängigkeit ist
nicht bekannt.
Toleranzentwicklung
bei Meskalin
Meskalin
erzeugt schnell
Toleranz. Peyotl wirkt nur „auf Dauer“, wenn vor
einer
jeweils erneuten Einnahme Pausen von 4 Tagen eingelegt werden,
sonst muß für die gleiche Wirkung die Dosis
unverhältnismäßig gesteigert werden
– auf das 20-
50fache! Es gibt auch eine Kreuztoleranz mit LSD und Psilocybin,
d. h. daß diese beiden ebenso unwirksam sind, wenn Meskalin
nicht mehr wirkt.
Meskalinkonsum
– berauschend und illegal
Meskalin
als reine oder
angereicherte Substanz ist illegal und laut Anhang des
Betäubungsmittelgesetzes (Anlage 1) nicht
verschreibungsfähig
und verkehrsfähig. Besitz und Handel ist außer zu
genehmigten
wissenschaftlichen Zwecken strafbar.
Getrocknete und zubereitete Pflanzenteile (Mescal buttons z. B.) sind jedoch ebenfalls verboten, weil man hier die Herstellung eines Betäubungsmittels unterstellt, oder zumindest der Tatbestand der Herstellung von Zwischenprodukten erfüllt ist.
Der Besitz des lebenden Kaktus hingegen ist nicht verboten, sofern er nicht zur Gewinnung von Meskalin gedacht ist. Das ist ein rechtlicher Unterschied zu Hanf, Schlafmohn oder Koka, wo auch der Besitz lebender Pflanzen verboten ist. Die Chance ist aber gering, denn die hier kultivierten Kakteen enthalten keine nennenswerten Mengen psychoaktiver Stoffe.
Diese Informationen sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum, sondern dienen zur Aufklärung und Vorbeugung durch Bereitstellung von Informationen.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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